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„AFRIKA“ - hautnah - Bericht 3 |
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An der Wiege der Menschheit | |||||
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Route: Sudan - Äthiopien - Dschibuti - vom 25.01.2011 bis 25.04.2011 |
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Sudan – das geschundene Volk der Nuba |
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Wir können es nicht glauben! Trotz der Probleme wegen des Referendums - Abspaltung Südsudan ja oder nein - halten wir ein Permit vom Tourismusministerium in Khartum in den Händen. Es erlaubt uns eine Reise nach Südkordofan. In diesem Gebiet soll evtl. später die Grenze zwischen Nord- und Südsudan gezogen werden. Dort in den Nuba-Bergen lebt das Volk der Masakin-Nuba. Sie wurden durch die Filmregisseurin und Fotografin Leni Riefenstahl berühmt. Durch ihre Nazipropaganda-Filme für Hitler erlangte sie einen zweifelhaften Ruf. 1962 bis 1969 hat sie das Leben und die Kultur dieses bis dahin unbekannten Stammes studiert und fotografiert.
Dorthin wollen auch wir, um zu sehen, was aus diesem autark und glücklich lebenden Volk und ihrer Naturreligion geworden ist.
Über Kosti, El Obeid und Dilling fahren wir auf passabler Straße Richtung Süden nach Kadugli. Wir dürfen auf einem Schulgelände übernachten. Nachts fährt ein Militär-Pickup mit 8 Soldaten vor. Nervös klopfen sie an unsere Tür und fragen, was wir hier wollen? Nachdem sie das Permit lange Zeit studiert haben, ziehen sie wieder ab. Es ist Mitternacht und das Thermometer im Auto zeigt 45 °C - es will einfach nicht abkühlen.
Den genauen Weg nach Reikha kann uns auch in Kadugli keiner sagen, nur die Richtung. Durch dürre Savanne und ausgetrocknete Flüsse kämpfen wir uns auf einer Erdpiste vorwärts. Büsche und Bäume rücken immer näher. Unser HZJ kratzt sich durch die schmale Gasse und wir hoffen, dass es nicht schlimmer wird. |
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Auf dem Weg zu den Nuba |
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Am Abend tauchen dann tatsächlich viele strohgedeckte Rundhütten auf. Reikha ist in Sicht! Noch vor dem Ort schlagen wir unser Nachtlager unter einem riesengroßen Baobab-Baum auf. Am nächsten Morgen fahren wir in den Ort und suchen den „Mak“. Der Mak ist der Häuptling und ohne ihn geht nichts. Keiner spricht Englisch, auch nicht der Mak. Aber er erinnert sich an „Leni“ und will uns nach Tadoro bringen, wo Leni Riefenstahl gelebt hat. |
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Äußerlich blieb in Tadoro alles beim Alten |
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In der Nähe wohnt ein Lehrer, der Englisch spricht. Lucca ist Nuba, 25 Jahre alt und kennt nur den Krieg. In einer Strohhütte bringt er den Kindern etwas Englisch bei und bei Dunkelheit unterrichtet er seine gleichaltrigen Freunde. Mit Lucca und dem Häuptling besuchen wir Tadoro. Dort lebt Tukami, ein ehemals sehr berühmter Ringkämpfer, der viel mit „Leni“, so nennen die Leute sie hier, zusammen war. |
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Tukami als junger Ringkämpfer |
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Doch heute ist Tukami alt und seine Knie schmerzen. Ob Leni noch lebt, will er wissen und ist über ihren Tod traurig. Er zeigt auf einen riesigen Baum. Dort hat sie gelebt. Sie hat die Sprache gelernt und viel fotografiert. Eine Menge haben sie von ihr gelernt und Leni wird immer noch verehrt. Jeder kennt hier ihren Namen. | |||||
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Tukami heute, ein Freund von Leni Riefenstahl |
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Tukami erinnert sich wehmütig an die schöne Zeit damals. Heute ist alles anders. Äußerlich hat sich nicht viel verändert. Die strohgedeckten Lehmhütten stehen noch immer am gleichen Platz. Der große Baum am Ringkampfplatz spendet noch immer Schatten. Sorghum, eine Getreideart wird noch genauso geerntet, getrocknet, mit dem Schlegel gedroschen und mit einem Stein auf einer Steinplatte gemahlen. | |||||
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Das Hauptnahrungsmittel Sorghum wird getrocknet |
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Sorghumverarbeitung ist ausschließlich Frauensache |
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Nur die Menschen sind nicht mehr nackt, dafür schämen sie sich für ihre teilweise zerlumpte Kleidung.
Die Nuba verloren ihre Naturreligion, als sie zum Christentum missioniert wurden. Deswegen sind sie in diesem Muslimstaat unglücklich, erzählt Lucca. Aufgrund ihres Glaubens werden sie von der Regierung in Khartum missachtet und schikaniert. Sie bekommen keine Schulen, keine Straßen und keinen Strom. Wegen ihrer Religion saßen sie immer zwischen den Stühlen. Unbemerkt von der Weltöffentlichkeit wurden sie bombardiert und zu Tausenden getötet. Wer damals nicht geflohen ist, kam um.
Zehn Jahre waren die Nuba-Berge entvölkert. Lucca war zu dieser Zeit bei seinem Onkel in Kawlah, wo er im Selbststudium Englisch gelernt hat. Noch vor 40 Jahren lebte dieser Nuba-Stamm vor der Welt verborgen und glücklich in seinen Traditionen. Heute sind sie durch Einflüsse von außen, egal welcher Art (Glaube, Medien, Politik und Krieg) unzufrieden und traurig. |
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Ohne Kommentar |
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Nordsudan – die Nilpest |
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Durch ein Bilderbuchafrika fahren wir
zurück nach Khartum, von wo aus wir zur Nordsudanroute aufbrechen. Bei Abu
Dom stoßen wir wieder auf den Nil, der sich ab hier durch die Nubische Wüste
frisst. Immer am Nil-Westufer entlang erreichen wir Dongola. Dongola ist das
Verwaltungszentrum der Nubier - nicht der Nuba, die leben mehr als 1.000
Kilometer südlich. Über eine große Nilbrücke führt nun die Straße ans Ostufer. Schwarze Lavawüste, rote Sandberge sowie grüne fruchtbare Uferteile des Nils sorgen für Kontraste. Unser Ziel ist der Soleb-Tempel bei Wawa, der leider auf der Westseite des Nils liegt. Darum mieten wir ein kleines Boot und werden die nächsten fünf Stunden nicht vergessen! Bereits auf dem Weg zum Nilufer umzingeln uns unzählige winzige Mücken. Auf dem Boot wird es zur Hölle. Schwarze Insektenwolken greifen schwirrend an. Respektlos schlüpfen sie in Ohren, Nase, Mund und stürzen sich auf die Augenflüssigkeit. Wir sind kurz vor dem Durchdrehen! |
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Es ist die Hölle, wehrlos der Nilpest ausgesetzt |
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Doch wegen der Krokodile können wir ihnen auch im Wasser nicht entkommen. Unser Fährmann grinst hinter seiner Gardine, die er zum Schutz gegen die Nilpest über den Kopf gezogen hat. | |||||
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Der Bootsführer hat gut lachen |
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Kurz ist das Besichtigungsprogramm und wir sind froh, als wir wieder im insektenfreien Auto sitzen. | |||||
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Am Soleb-Tempel sind alle glücklich, als wir schnell wieder gehen |
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Hier, etwa 200 Kilometer südlich der
ägyptischen Grenze ist der nördlichste Punkt unserer Afrikareise erreicht.
Unser nächstes Ziel ist Karima, das wir über Dongola, vorbei an hellrot leuchtenden Sanddünen, erreichen. Am Jebal Barkal und bei Nuri besichtigen wir viel schöne und weniger schöne nubische Pyramiden. Doch das Schönste der pharaonischen Hinterlassenschaften im Sudan ist, dass sie uns ganz allein gehören. Ohne Touristenströme und aufdringliche Souvenirverkäufer können wir die naturbelassene Kultur genießen. Das ist weltweit einmalig! Weiter über Atbara, Meroe und den Tempeln von Musawarat erreichen wir das Highlight der sudanesischen Tempel – den Tempel von Naqa. Der Löwentempel mit dem Kiosk davor ist der schönste, den wir bisher gesehen haben. Beim Tempel fehlt nur noch das Dach und wir könnten Opferzeremonien durchführen. Tun wir aber nicht, sondern fahren weiter. |
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Blick aus dem Löwentempel zum Kiosk |
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Nach fünf Wochen und 7.000 Kilometern
im Sudan lockt uns das kleine Land Eritrea. Das Visum ist bereits im Pass.
Besonders neugierig sind wir auf die Hauptstadt Asmara. Sie soll die
schönste Hauptstadt Afrikas sein. Sieben Tage stehen wir an der Grenze. Unser Visum ist okay, doch für das Auto brauchen wir eine Sondergenehmigung, und die wird nur in Asmara ausgestellt. Also faxen wir alle notwendigen Papiere dorthin und werden immer auf „morgen“ vertröstet. Nach sieben Tagen kein „Ja“ und kein „Nein“. Also entscheiden wir „Nein“! Wer uns und unser Auto nicht will, ist selber schuld. |
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Kurzinfo Sudan, Stand Februar 2011 | |||||
1 Euro | = 3,790 bis 4,380 Pound (kein ATM) | ||||
1 Liter Diesel | = 1,450 bis 1,823 Pound | ||||
4 kleine Fladenbrote | = 1,--- Pound | ||||
1 kg Kartoffeln | = 3,--- Pound | ||||
1 kg Bananen | = 2 bis 3,--- Pound | ||||
Ein- und Ausreise: Einreise im Hafen von Suakin etwas aufwändig, die Registrierung kostet 100,-- Pound pro Person. Die Zollabfertigung läuft nicht ganz korrekt ab, braucht viel Zeit und starke Nerven. Die Ausreise bei Gallabat war ordnungsgemäß, Gebühr von 27,50 Pound ist fällig. | |||||
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Südäthiopien – die faszinierenden Stämme am Omo-Fluss |
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Auf nach Äthiopien zur Wiege der
Menschheit! Die Einreise bei Metema ist unproblematisch und die Landschaft ändert sich schlagartig. Rotes Gebirge mit grünen Bäumen und Sträuchern ist nach dem vielen Sand der letzten Wochen eine willkommene Abwechslung für unsere Augen. In Gondar übernachten wir bei einem Freund und erreichen nach 3 Tagen die Hauptstadt Addis Abeba. Bevor die kleine Regenzeit beginnt, möchten wir schnellstens in den Süden, ins Omo-Valley. Denn bei Regen ist diese entlegene Region mit ihren vielen brückenlosen Flüssen nicht befahrbar. Der Unterlauf des 1.000-Kilometer-langen Omo-Flusses ist die Heimat der faszinierendsten und farbigsten, ethnischen Stämme ganz Afrikas. Als erstes besuchen wir in Konso den bunten Montagsmarkt. Von weit her tragen Frauen und Mädchen zentnerschwere Brennholzbündel auf ihren Rücken. Trotzdem lachen und erzählen sie während ihres Weges. Die Konso leben vom Feldbau und haben eine beeindruckende Terrassenkultur entwickelt. |
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Bei uns stünde sofort der Kinderschutzbund auf der Matte |
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Weiter geht’s entlang des ausgetrockneten Stefanisees in das Moskitodorf Arbore. | |||||
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Arbore-Mädchen |
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Arbore-Junge |
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Aufgrund der vielen Moskitos schlafen die etwa 4.000 Menschen des Arborestammes in Stelzenhäusern oder auf Bäumen, mindestens fünf Meter über dem Boden. | |||||
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Und das alles wegen der Moskitos |
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Auf knochenharter Piste holpern wir durch ausgetrocknete Flüsse ins Hügelland der Hamer. | |||||
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Singende Hamer-Mädchen |
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Mit 50.000 Menschen sind sie ein großer Stamm. Die Hamerfrauen bestreichen ihre Körper mit einer Paste aus Ocker vermischt mit Butter. Die zu engen Schillerlocken gezwirbelten Haare bekommen ebenfalls die Pastenbehandlung und sind als Pagenfrisur geschnitten. | |||||
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Hamer-Frau mit Halsehering |
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Die Männer formen auf ihren Haaren eine Tonkappe, die sie bunt bemalen und mit Kratzmustern und Federn verzieren. Äußerst praktisch, diese „Tonfrisur“ hält bis zu 6 Monate. Natürlich juckt es darunter. Ein Stück Draht, der zum Kratzen unter die Kappe geschoben wird, bringt Erlösung. |
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Diese Frisur macht jeden Kamm unnütz |
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Der Jahreshöhepunkt bei den Hamerleuten ist die Bull-Jumping-Feier. Dabei lassen sich die Mädchen freiwillig auspeitschen. Je mehr und größer die Narben auf dem Rücken sind, desto tapferer gelten sie. | |||||
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Schwer zu verstehen ist dieser Teil der Kultur |
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Und das vergrößert ihre Heiratschancen
extrem. Nach dem Auspeitschen der Frauen muss ein junger Bursche viermal über die Rücken von 30 bis 40 parallel nebeneinander aufgestellten Bullen rennen. Sollte er dabei fallen, werden ihn die Frauen auspeitschen. Wenn er es schafft, gilt er als erwachsen und ist in der Riege der heiratsfähigen Männer aufgenommen. |
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Er ist nicht gestürzt und wird deshalb nicht ausgepeitscht |
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Vor etwa 4 Jahren besuchten unsere
Freunde Waltraud und Dietmar die Hamer. Dabei lernten sie Guilty, eine
Hamerfrau kennen. Damit wir sie finden und Grüße ausrichten können, gaben
sie uns ein Foto von Guilty mit. Auf dem Hamermarkt in Dimaka zeigen wir Guilty‘s Foto dem Erstbesten und werden tatsächlich zu ihr geführt. |
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Guilty mit ihren zwei Kindern |
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Zusammen mit ihrer Großfamilie trinken
wir flaschenweise leckeren Honigwein und spendieren eine Ziege. Die soll zu
Hetis Entsetzen im Wohnraum unseres Autos zu Guiltys Hütte transportiert
werden. Wie eine Furie versperrt Heti die Tür! Nur über ihre Leiche! So muss
die Ziege auf einem Moped zu Guiltys Hütte fahren. Guilty lädt Freunde ein und ein ganzer Kanister Honigwein wird gekauft. Bei Dunkelheit wird die Ziege geschlachtet. |
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Unser Gastgeschenk |
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Sie wird ungewürzt auf Stecken gespießt
und am Lagerfeuer gegrillt. Als Gäste müssen wir als erste essen. Ich erwarte fades und zähes Ziegenfleisch. Doch zartes, wohlschmeckendes und unglaublich saftiges Fleisch überrascht mich. Bis heute war es das leckerste Ziegenfleisch überhaupt. |
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In Zukunft grillen wir Ziege nur noch so |
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In nur zehn Minuten verputzen Freunde
und Familie die komplette Ziege, bis nur noch blitzblank abgenagte Knochen
übrig sind. Offensichtlich steht Fleisch hier nur selten auf dem Speiseplan.
Angeregt von Honigwein feiern wir mit Gesang und Tanz noch lange in die Nacht hinein. |
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Beim leckeren Honigwein sind alle Kalebassen in Wartestellung |
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Wir lachen, singen und tanzen bis in die Nacht hinein |
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Am nächsten Tag suchen wir am Omo-Fluss
nach den Karos. Dieser Stamm besteht nur noch aus 1.000 Menschen. Sie sind
für ihre Körperbemalung und den extravaganten Federschmuck bekannt. Nur durch Zufall finden wir Fahrzeugspuren, die zum idyllisch an einer Flussschleife gelegenen Karo-Dorf Dus führen. |
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Die Karos wären bei uns eine lustige Faschingsgesellschaft |
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Natürlich, die beiden Ältesten bekommen eine Großaufnahme |
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Auf der Weiterfahrt über Key After nach
Jinka werden wir Augenzeuge, wie schnell gierige Aasgeier ein Tier
vollkommen abnagen. Hinter Jinka erreichen wir den Mago Nationalpark, der leider mit Malaria- und Tsetse-Fliegen verseucht ist. Letztere erzeugen die Schlafkrankheit. Auf dem Weg zu den Mursi müssen wir den NP durchqueren und erreichen das Mursi-Dorf Maki mit den runden Grashütten. |
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Anfangs bin ich schockiert |
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Die etwa 4.000 Mursi leben auf dem Mursi-Plateau, halten Rinder und jagen im NP Büffel, Kudus und Elefanten. Jedoch ihre Hauptnahrungsquellen sind Milch und Rinderblut. Die Frauen tragen den außergewöhnlichsten Schmuck überhaupt. Sie schneiden sich vor der Pubertät die Unterlippe auf und weiten sie langsam mit immer größeren Holzpflöcken. In diesem Unterlippenloch tragen sie dann einen bis zu 15 Zentimeter großen Tonteller. | |||||
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Nun ja, wem es gefällt |
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Nahrungsaufnahme geht nur ohne |
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Schmucknarben und Körperbemalung sind weitere Schönheitsideale. | |||||
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Unerklärlich wie sie solche gleichmäßigen Schmucknarben zustande bringen |
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Es gibt verschiedene Theorien für
diesen weltweit einzigartigen Schmuck: Schutz vor Sklavenhändler, die nur
hübsche und unversehrte Mädchen suchen oder Abwehr gegen den Teufel, der
ihren Körper durch den Mund betreten will. Nach den anstrengenden Mursi fahren wir zum Übernachten in den Mago-NP zurück. Laut Reiseführer ist im NP aufgrund der Wilderei wenig Wild zu beobachten. Trotzdem brechen wir zu Fuß mit Adega, einem bewaffneten Scout, zu einer gemütlichen „Sonnenuntergang-Safari“ auf. Plötzlich, wir sind noch keine 200 Meter gelaufen, knackt und brummt es hinter uns. Der Scout stoppt, prüft mit Staub die Windrichtung und zieht uns hinter einen Busch! Vorsicht Elefanten! Ganz nah! Wir können sie riechen. Im Dunkel der Dämmerung wird das Trampeln und Knacken immer lauter. Ein lautes Trompeten, dann entfernen sich die Geräusche langsam. Doch Adega ist noch immer sehr nervös. Er meint, bei Dunkelheit ist es in Elefantennähe extrem gefährlich. Ihr Geruchssinn sagt ihnen genau, wo wir sind. Wir jedoch können sie nicht sehen! Äußerst vorsichtig schleichen wir ins Lager zurück und stolpern im Dunkeln über abgerissene Äste und frischen Elefantenkot. Kaum sind wir beim Auto, nähert sich die Herde wieder. Sofort zündet Adega ein Feuer an und verbrennt einige Plastiktüten. Das Feuer und der Gestank sollen die Elefanten von unserem Lager fern halten. |
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Wir sind froh, wieder im Lager zu sein |
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Am Lagerfeuer
richtet sich Adega unter einem Moskitonetz sein Nachtlager ein. Dort schützt
er uns auf einer Schaustoffmatte liegend mit geladener Kalaschnikow im
Anschlag. |
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Die afrikanische Nacht mit ihren unheimlichen Geräuschen bricht herein |
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Mit den ersten
Sonnenstrahlen folgen wir der unübersehbaren Spur der Elefanten. Wir können
sie jedoch nicht einholen. Adega meint, sie sind extrem schnell. |
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Den hab ich doch glatt übersehen |
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Hoppla, den hab ich
übersehen! |
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Auch Adega hat Angst |
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Obwohl der Scout
bewaffnet ist, flüchtet er als erster und rennt uns dabei über den Haufen.
Schweißgebadet und orientierungslos kämpfen wir uns durch den Busch, stoppen
kurz, hören die Angreifer jedoch noch immer hinter uns. Jetzt ändert der
Scout die Richtung bis wir aus dem „Wind“ |
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Lohn der Angst |
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Über Konso geht es Richtung Rift Valley zum Chamo See. Hier bei Arba Minch wartet auf uns eine ganz besondere Vorstellung. Im Nechisar Nationalpark sehen wir am Nordufer des Chamo-Sees große Gelbschnabel-Pelikane. |
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Im Nechisar Nationalpark |
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Daneben liegen im Wasser und auf dem Strand zwischen 50 und 100 Krokodile, denen wir uns mit dem Boot bis auf zwei Meter nähern können. |
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Auch dieser Bursche schwitzt, da hilft nur das Maul aufzureißen |
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Aber der absolute Gipfel sind unzählige Nilpferde, die kämpfen, das Maul aufreißen oder nur im Wasser faulenzen. |
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Okay, wir kommen nicht näher |
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Weiter entlang des Afrikanischen Grabenbruchs mit seinen vielen Seen fahren wir zurück zur Metropole Addis Abeba. | |||||
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Nordäthiopien – die Danakil, der Höllenschlund der Erde |
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Mit einer Visaverlängerung für
Äthiopien, einem Dschibuti-Visum sowie einem 3-Monatsvisum für Kenia brechen
wir in den Norden Äthiopiens auf. |
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Afarsprichwort: Lieber tot als leben ohne zu töten! Er geht nicht zum Töten, sondern am frühen Morgen zum Salz abbauen |
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Die launischen Afar
lassen Fremde, wenn überhaupt, nur für viel Geld in ihr Territorium. Das
bedeutet unkalkulierbare Kosten für uns. Außerdem ist es lebensgefährlich,
mit nur einem Auto in den Hotspot dieser Erde zu fahren, denn hier gibt es
garantiert keine Hilfe. |
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Ganz wohl ist Heti bei diesem Gebrodle nicht |
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Kein Feuerwerk, sondern spritzende Lava |
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Die Oberfläche des Kratersees bricht ständig auf, als würde sie jeden Augenblick explodieren. Dabei werden giftige Gase frei, die Filmen und Fotografieren fast unmöglich machen. |
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Was ein Filmer so alles auf sich nimmt |
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Immer wieder muss
ich mich zurückziehen, denn das giftige Luftgemisch brennt im Rachen. Am
Kraterrand brechen wir wiederholt in dünne, jüngst erstarrte Lavaröhren ein.
Laut Führer ist der Lavasee vor 6 Monaten hier über den Rand geschwappt. |
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Hoffentlich schwappt die Lava nicht ausgerechnet jetzt über |
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Mit den beiden Autos erreichen wir am Abend wieder Hamedila. Durch das Dorf ziehen endlose Kamelkarawanen mit Salztafeln beladen. Sie kommen vom etwa 20-km-entfernten Salzsee Afera. |
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Schwer beladen kommen sie vom Salzsee zurück |
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Das Salz der Danakil
ist der Schatz der Afar. Bereits seit dem Mittelalter beanspruchen und
verteidigen sie das Recht, hier als Einzige Salz abzubauen. |
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Trotz des harten Arbeitstages muss die Axt für morgen noch geschliffen werden |
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Morgen müssen sie
scharf sein, um die Salzplatten aus dem See zu schlagen. |
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In aller Herrgottsfrüh zieht die Karawane zum Lake Afera |
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Im Camp sind wieder
aufgeregte Verhandlungen mit den Afar im Gange. Es geht um die Anzahl der
notwendigen Schutzsoldaten. Denn der Dallol liegt im gefährlichen
Grenzgebiet zu Eritrea und wir kommen um vier bewaffnete Militärs nicht
herum. Kurzerhand klettern sie aufs Autodach und wir fahren Richtung Dallol
los, der am Rande eines Salzsees liegt. Vor einer Anhöhe stoppen wir. Die
Soldaten springen vom Dach, sichern die Gegend und zwei brechen mit uns auf.
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Doch, das ist sicher auf unserem Planeten |
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Nie ganz gewiss, ob die Oberfläche unser Gewicht aushält |
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Nicht zum Baden zu empfehlen |
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Sieht nicht nur giftig aus, es riecht auch so |
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Nach 2 Stunden
fasziniertem Staunen drängen die Soldaten zum Aufbruch. Es brodelt, zischt
und gurgelt immer lauter aus dem Erdinneren. Nachmittags wird der See
aktiver und speit vermehrt giftige Dämpfe aus. |
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Das sind die härtesten Arbeitsbedingungen überhaupt |
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Die Kamele tragen
auf alten Karawanenwegen die begehrte Last bis ins entfernte Tigray. Je
weiter sie die Salzplatten transportieren, umso teurer werden sie. |
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Gestatten, ich bin ein Dschelada und gehöre zur Pavianfamilie |
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Zum Schluss besteigen wir noch den zweithöchsten Berg Äthiopiens, den Bwahit mit 4.430 Meter Höhe. |
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Auf dem Bwahit, mit 4.430 m der zweithöchste Berg Äthiopiens |
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Unser letztes Ziel in Äthiopien sind die in Felsen gehauenen Kirchen von Lalibela. |
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Die berühmte Bete Gyorgis Kirche in Kreuzform, ohne Säulen als Stützen |
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Für die meisten
Reisenden ist das der Höhepunkt einer Äthiopienreise. Doch nicht für uns. Zu
viel Außergewöhnliches haben wir in dem Land, in dem der Kalender 13 Monate
und 1.000 Gesichter hat, erlebt. |
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Kurzinfo Äthiopien, Stand April 2011 |
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1 Euro |
= 22,63 bis 23,69 Birr |
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1 Liter Diesel |
= 13,94 bis 17,45 Birr |
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1 Brot |
= 1,-- Birr |
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1 kg Kartoffeln |
= 6,-- Birr |
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1 kg Bananen |
= 5,-- bis 7,-- Birr |
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Ein- und Ausreise:
Einreise bei Metema (Schreiben der Dt. Botschaft notwendig) innerhalb einer
halben Stunde, Ausreise bei Galifi auch korrekt und problemlos. |
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Dschibuti – das Land vom Mond |
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Wir brauchen dringend eine Pause für
Körper, Geist und Seele. Deshalb fahren wir nach Dschibuti an den Golf von
Aden. Kühler wird es dort nicht werden, denn das gesamte Land liegt in der
Danakilsenke, könnte aber genauso gut auf dem Mond liegen. Es hat nur etwa
460.000 Einwohnern und ist nicht größer als Bayern. |
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Als wären wir auf einem fremden Stern |
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Hier wurde der Film
„Planet der Affen“ gedreht. Auch wir glauben, auf einem fernen Planeten im
Weltall zu stehen. Die sengende Hitze verstärkt noch diesen Eindruck. |
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Heti geht’s an die Substanz |
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Obwohl sie reichlich
trinkt, wird ihr Zustand immer schlimmer. Wir müssen uns auf den Rückweg
machen, denn unser Wasser wird knapp. Heti ist speiübel und die
Kopfschmerzen zerreißen ihr schier den Schädel. Sie kann kaum noch gehen,
trinkt nichts mehr, sogar Traubenzucker verweigert sie vehement. Zu all dem
Übel sind wir mitten in einer weiten Ebene und der nächste Schatten ist sehr
weit. |
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Wir müssen weiter, bei 60 °C hilft auch kein Schatten |
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Sie dehydriert und
braucht dringend Abkühlung. Etwa eine Liter Wasser halte ich zurück, den
Rest schütte ich ihr langsam über Kopf und Oberkörper. Vielleicht 15 Minuten
kauern wir im Halbschatten. Doch wir müssen unbedingt weiter. Denn im Sitzen
verlieren wir fast genauso viel Körperflüssigkeit wie beim Gehen. Und zum
Auto sind es noch etwa fünf Kilometer. Dann sehe ich am Rand der Ebene auf
einem Bergkamm in der stechenden Mittagshitze etwas Rundes flimmern. Sieht
aus wie ein Afar-Zelt. Oder ist es nur ein Fata Morgana? |
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Geschafft, eine Afarhütte ist für Heti die Rettung |
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Heti will und kann weder trinken noch
essen. Wieder lasse ich Wasser über Kopf und Oberkörper rieseln. Eine halbe
Stunde ruht sie sich im Schatten aus. Die Afarfrau kocht Mais, doch Heti
rührt nichts an. |
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Heti bedankt sich für das Lager und den Schatten, doch wir müssen weiter |
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Durch die Abkühlung und Ruhe erholt
sich Heti etwas und wir ziehen weiter. Nachmittags um 15 Uhr erreichen wir
endlich das ersehnte Auto. Wir sind gerettet. Das Thermometer zeigt hier 60
°C an. Wir stürzen uns auf Wasser. |
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Genauso kommen wir uns nach diesem Erlebnis vor: Zwei dumme aneinander gekettete Kamele! |
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Kurzinfo Dschibuti, Stand April 2011 |
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1 Euro |
= 250,-- Dschibuti Franc |
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1 Liter Diesel |
= 192,-- DFr |
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1 Baguette |
= 25,-- DFr |
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1 kg Bananen |
= 150,-- DFr |
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1 kg Kartoffeln |
= 150,-- DFR |
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Ein- und Ausreise: Einreise über Galifi innerhalb von 20 Minuten, Ausreise bei Ali-Sabien |
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Von Dschibuti fahren
wir wieder zurück nach Äthiopien. Von dort werden wir einen Abstecher nach
Somaliland machen und weiter über Kenia, Uganda, Ruanda, Burundi nach
Tansania reisen.
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Photos & Copyright © H+W Beck 2011 |