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„AFRIKA“ - hautnah - Bericht 5 |
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Auf dem Weg zu den geheimnisvollen Nilquellen | |||
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Route: Uganda – Ruanda – Burundi- Ruanda - Tansania vom 27.07.2011 bis 22.09.2011 |
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Uganda – die grüne Perle Afrikas | |||
Der Schlagbaum in Mbale ist passiert und wir staunen. Sind wir wirklich noch in Afrika? Schlagartig gibt es nur noch eine Farbe – Grün! Links und rechts der Straße wachsen Tee, Kaffee, Mais und Bananenstaude. | |||
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Fruchtbarer geht es nicht |
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Und unter den Rädern haben wir eine Teerstraße, deren Spurrillen das Überholen zum Abenteuer machen. | |||
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Hier wurden Eisenbahnschienen in den Teer geschmolzen |
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Bei den Sipifalls an der Nordflanke des
alles dominierenden Mt. Elgon (4.300 m hoch) glauben wir endgültig, im
Paradies angekommen zu sein. Nach dem staubigen Kenia erschlagen uns die üppige Fruchtbarkeit und das viele Wasser. |
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Die Sipi Falls, nur eine der vier Stufen, die sich der Sironko vom Mt. Elgon hinabstürzt |
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Laut, feucht und beeindruckend |
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Überall springt uns der höhere Lebensstandard ins Auge. Bettler warten nicht an jeder Straßenecke und die Menschen sind besser und bunter gekleidet. | |||
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Sie lieben Farben |
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Nicht nur das Leben hier ist bunt, sogar im Tod wird Farbe gezeigt. | |||
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Die Qual der Wahl, nicht nur im Leben |
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Ein soziales Netz ist in Uganda unbekannt. Wer überleben will, muss irgendwie Geld verdienen - egal wie und womit. | |||
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Seine Geschäftsidee ist breit gefächert, etwas für Christen, für Politiker aber auch für Osama Bin Laden-Fans |
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Auf dem Weg nach Lira im Norden wechseln sich Wasser und Sümpfe ab. Wie ein riesiger Krake breitet sich der Lake Kyogo über ganz Zentraluganda aus. Das meist extrem flache Ufer ist sumpfig und von Wasserhyazinthen und Papyrus bewachsen. | |||
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Sein ganzer Stolz ist sein selbst gebauter Einbaum |
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In diesem Vogelparadies lebt auch der äußerst seltene Schuhschnabelstorch. Seine Bewegungen sind langsam und seine Flugfähigkeit nützt er nur selten. Oft verharrt er bewegungslos – gut für Fotografen. | |||
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Sein Schnabel verrät ihn, der Schuhschnabelstorch |
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Der Schlächter von Kampala |
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Der Name Uganda und Kampala haben bei mir schon immer gegensätzliche Emotionen freigesetzt. Uganda war für mich von je her das Synonym für „fremd“ und „weit weg“. Bei „Kampala“ fiel mir sofort die menschenverachtende Bestie „Idi Amin Dada“ ein. Als ich jung war, machte er durch unglaubliche Schlagzeilen auf sich aufmerksam. | |||
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Seine Exzellenz Idi Amin Dada, Präsident auf Lebenszeit, Feldmarschall, Herr aller Kreaturen der Erde und aller Fische der Meere oder treffender – Seine Exzellenz, der Menschenfresser |
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Angeblich soll er seine größten Feinde
als Festmahl mit Genuss verspeist haben, und die Lampenschirme in seinem
Palast waren mit menschlicher Haut bespannt. Obwohl er kaum Schulbildung besaß, ernannten die Briten den Hilfskoch Idi Amin zum ersten schwarzen Offizier in ganz Afrika – und die brutale Tragödie nahm ihren Lauf. Höchstpersönlich saß er beim Sturm auf den Präsidentenpalast auf dieser Kanone und schoss sich an die Macht. |
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Mit diesem Geschütz aus deutscher Produktion führte Idi Amin seinen Putsch an |
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Während seiner achtjährigen Diktatur wurden 500.000 Menschen gefoltert und getötet. Unter seinem Palast ließ er sich von den Israelis eine persönliche Folterkammer errichten. | |||
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Der Palast im hellen Glanz des Abendlichtes, direkt darunter war die Finsternis des Schreckens |
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Der Bunker war mit einer Metalltür verschlossen, die unter Starkstrom stand. | |||
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Der Vorhof zur Hölle |
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Auf der linken Seite im Bunker gab es fünf ca. 5 x 7 Meter große Kammern. Bis zu 500 Menschen wurden da hineingepresst. Ohne Licht, ohne Wasser, ohne Essen und ohne Möglichkeit für die menschlichen Bedürfnisse vegetierten die Gefangenen dahin. Tiere hatten es wesentlich besser! Jede der Folterkammer war wiederum mit einer unter Strom stehenden Schiebetür verschlossen. | |||
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Gang zu den Folterkammern war todbringendes Wasser |
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Der Gang davor stand knietief unter Wasser. Auf großen Steinen, die aus dem Wasser ragten, mussten die Todeskandidaten zu den Folterkammern laufen. Beim Berühren der Tür bekamen sie einen Stromschlag. Wer den überlebte, fiel ins Wasser, das ebenfalls unter Starkstrom stand und kam darin endgültig qualvoll um. | |||
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Im Zentrum des Todes |
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Specke, der Entdecker der Nilquelle – ein großer Irrtum |
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„Caput Nil quaerere“ – nach den Quellen des Nils fragen. Mit diesen Worten reagierten die Römer auf Fragen, auf die es keine Antworten gab. John H. Specke jedoch hörte nicht auf, immer wieder diese Frage nach der Nilquelle zu stellen, bis er nach einem Jahr Martyrium und unmenschlicher Anstrengung 1858 an diesem Punkt in Afrika stand. | |||
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Specke glaubte sich am Ziel, doch er irrte |
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Specke war sicher, hier auf die legendäre Quelle des Nils am Ausgang des Viktoriasees bei Jinja zu blicken. | |||
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Damals gab es noch die Ribon-Fälle |
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Heute ist der Nil aufgestaut und der Anblick hat sich etwas geändert |
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Viele Jahre danach stellte sich jedoch
heraus, dass er sich geirrt hat. Doch darüber später mehr. Heti und ich wollen den gewaltigsten und längsten Strom der Erde nicht nur sehen, sondern auch auf der Haut spüren. Dafür gibt’s nur eine Möglichkeit – Rafting! |
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Vor dem großen Spektakel |
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Beim Anblick dieser dröhnenden Stromschnellen ist uns doch nicht ganz so wohl. | |||
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Das Schlauchboot hebt ab als möchte es fliegen |
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Dennoch wagen wir es. Anfangs schießen
wir mit hoher Geschwindigkeit durch die Stromschnellen, doch alles ist im
grünen Bereich. Dann erwischt uns eine riesige weiße Wasserwand, packt das Boot und stellt es seitlich auf. Das brodelnde Wasser reißt alle aus dem Boot, nur eine hält den Wassergewalten stand – Heti. |
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Chaos bricht aus, wo ist oben, wo unten |
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Ich werde in einen Strudel gezogen. Jetzt heißt es, möglichst lange Luft anhalten, während das brodelnde Wasser auf die Ohren trommelt. Alles ist weiß und laut. Ich fühle mich wie in einer Waschmaschine. Schließlich gibt mich das Wasser frei und ich werde etwas benebelt ins Boot gezogen. | |||
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Weltschlagzeile – Ebolafieber wütet in Bundibugyo |
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Auf dem Weg zu den Ruwenzori-Bergen zeigt sich ein für Uganda eher seltener, afrikanischer Reflex – die bettelnde Hand. | |||
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Offensichtlich nicht arm, trotzdem streckt sie uns fordernd die geöffnete Hand entgegen |
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Sobald ein Weißer (Mzungu) nur in
Sichtweite kommt, wird eine leidende Bettelmiene aufgesetzt und die Hand
ausgestreckt. Für die Afrikaner ist es das normalste der Welt, dass der
Weiße Mann zu geben hat! Spendenorganisationen und Entwicklungshilfe haben
perfekte Arbeit geleistet. Sie erziehen die Menschen zu Bittstellern, egal
ob der Fordernde arm oder reich ist. Auf dem Weg nach Bundibugyo passieren wir Fort Portal. Danach fängt es im undurchdringlichen Regenwald, der nur durch eine schmale Erdpiste durchschnitten ist, zu regnen an. Wie sollte es im Regenwald auch anders sein! Der Himmel öffnet seine Schleusen und wir kämpfen uns durch knietiefe Schlammlöcher vorwärts. Aber wir haben ja einen Toyota Landcruiser, der uns nicht im Stich lässt. Er fühlt sich zu Hause, denn 80 Prozent aller Autos hier sind ebenfalls Toyota Landcruiser. Dieses legendäre Fahrzeug ist auch unter dem Namen „Buschtaxi“ bekannt. |
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Undurchdringlicher Urwald begleitet uns nach Bundibugyo |
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Von der spektakulären Serpentinenstraße aus öffnet sich für uns ein weiter Blick auf das ewig weite Kongobecken. | |||
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Blick auf das Kongobecken, drüben ist die DR Kongo |
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Hier ist der Grenzkonflikt mit der DR Kongo allgegenwärtig. Überall entlang der Straße sind Soldaten unterwegs. | |||
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Sie sind nicht zum Spaß hier |
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Im modrigen, immer feuchten Regenwald wachsen über 200 Jahre alte Mahagonibäume. Ein jeder davon ist in Europa ein Vermögen wert. | |||
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Unter diesen Giganten bin ich eine Ameise |
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Dann erreichen wir Bundibugyo, wo im Dezember 2007 das Ebola Fieber ausgebrochen ist. | |||
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In Bundibugyo nimmt das Leben wieder seinen normalen Lauf |
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In Bundibugyo war das Zentrum der Epidemie, die wahrscheinlich durch den Genuss von Affenfleisch ausgebrochen ist. 40 Menschen starben an dem grausamen Virus. Bei der Krankheit lösen sich die Blutgefäße auf und die Menschen verbluten innerlich, langsam und qualvoll. | |||
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Dieser Arzt denkt mit Schrecken zurück und hofft, dass die Seuche nie wieder ausbricht | |||
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Gorillas im Nebel und Batwas benebelt | |||
500 $ pro Person, um eine Stunde die
letzten Gorillas zu sehen. Das ist unverschämt! Doch wären die Gorillas für
den Staat kein so gutes Geschäft, es gäbe keinen einzigen mehr. Diesen Gedanken greift Heti sofort auf, denn für sie ist es ein lange ersehnter Traum. Sie überzeugt mich, dass ohne unseren Eintritt die Gorillas nicht überleben werden! Also retten wir die letzten ihrer Art ;-). Wir beißen in den bitter-süßen Apfel und machen uns auf den teuren Weg zum Verwandtschaftsbesuch. Drei Stunden steil bergauf und bergab dauert die Suche mit Scout und Soldaten. Es ist anstrengender als gedacht. |
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Querfeldein und auf und ab , es ist anstrengender als gedacht |
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Ausgemergelt verlieren wir den Glauben
an die ersehnte Begegnung. Doch dann werden wir überrascht. Ein strenger,
fremder Geruch steigt uns in die Nase. Dann entdecken wir unseren ersten
Gorilla. Nur fünf Meter vor uns liegt ein Silberrücken im Buschwerk. Unsere
Aufregung und der Pulsschlag steigen. Der Gorilla dagegen ist von uns eher
unbeeindruckt und zeigt uns erst mal den Vogel. Da wir trotzdem
stehenbleiben, startet er einen Scheinangriff. Er läuft drohend auf uns zu
und trommelt laut auf seinen Brustkorb. Schließlich verschwindet er im
Unterholz. Ein kleines Stück weiter entdecken wir den Rest der Gruppe. Fünf
weitere Gorillas können wir ausgiebig und in aller Ruhe aus nur drei Metern
Entfernung beobachten Dabei stelle ich fest, dass diese Tiere in ihren Bewegungen, Gesten und Blicken uns, der sogenannten Krone der Schöpfung, sehr nahe kommen. |
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Die spinnen alle, diese Touristen |
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Ich bin hier der Chef |
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Ein sanfter Blick |
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Viel zu schnell ist eine Stunde vorbei. Dennoch war es ein ganz besonderes, unvergessliches Erlebnis. | |||
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Näher geht es kaum |
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Nach den Gorillas besuchen wir die Batwa, einen Pygmäenstamm am Lake Bunyonyi. Ein Boot bringt uns über den See. Dort werden wir von einer bettelnden Kinderschar empfangen. Nach einigen hundert Metern kommen wir an ein paar Hütten. Auf dem freien Platz davor warten die Batwa Pygmäen, die uns bereits um 10 Uhr morgens mit einer Alkoholfahne empfangen. Das Geld, das die Touristen hier lassen, wird weitgehendst in Alkohol umgesetzt. Der Tanz der angetrunkenen Pygmäen schreckt uns ab. Entsetzt über dieses skurrile Spektakel ziehen wir uns wieder zurück. | |||
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Wir sind schockiert, die meisten sind betrunken |
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Doch die Kinder haben ihren Spaß am Tanz |
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Wir erfahren, dass die Batwa früher im Mgahinga Gorilla Nationalpark gelebt haben. Wegen der Gorillas wurden diese Menschen von dort vertrieben. Sie sind Jäger und Sammler und traditionell nicht sesshaft. Von der einheimischen, sesshaften Bevölkerung werden sie geringschätzig behandelt bzw. missachtet. Da sie kein Land besitzen, vegetieren sie dort, wo ihre einfachen Hütten geduldet werden. | |||
Kurzinfo Uganda, Stand August 2011 |
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1 Euro |
= 3.570,-- bis 3.920,-- Uganda Shilling |
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1 l Diesel |
= 3.250,-- bis 3.500 USh |
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1 Dschabati-Brot |
= 100,-- bis 1.000 USh, je nach Größe |
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1 kg Tomaten |
= 1.500 USh |
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1 Banane |
= 200,-- bis 300,-- USh |
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Ein- und Ausreise: Einreise bei Malaba, Visum direkt an der Grenze für 50,-- $ p. P., für die Straßenbenutzungsgebühr sind ca. 20,--$ in ugandischer Währung zu zahlen. Ausreise über Cyancia, freundliche Unterstützung durch einen Beamten, schnell ist alles erledigt. Beleg über die Straßenbenutzungsgebühr wird geprüft. |
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Ruanda - Land zwischen Völkermord und afrikanischem Vorzeigestaat | |||
Zuerst das Positive. Obwohl hier alle
Menschen eine schwarze Hautfarbe haben, glauben wir nicht, in Afrika zu
sein. Es gibt perfekt geteerte Straßen mit Mittelstreifen, Verkehrszeichen
und Zebrastreifen. Nirgendwo liegt Müll herum. Neben den Straßen sehen wir
Blumenrabatten. Das ganze Land ist blitzblank sauber. In Ruanda sind sogar
Plastiktüten verboten. Hier fährt man wie bei uns auf der rechten Straßenseite. Mittlerweile haben wir uns so an den Linksverkehr gewöhnt, dass wir beim Abbiegen höllisch aufpassen müssen, keinen Unfall zu verursachen. Wieder einmal rollen wir den afrikanischen Grabenbruch hinunter und erreichen den Lake Kivu. Es ist nur einer von vielen Seen, die sich wie auf einer Perlenkette am Boden des 6.000 Kilometer langen Grabens aufreihen. |
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In einer Felsgrotte am Lake Kivu sonnt sich dieser Schönling |
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Wir möchten einen kleinen Abstecher in
die Demokratische Republik Kongo machen. Das Visum jedoch kostet 280 $ pro
Person. Also werden wir im Kongo die Stadt Goma mit dem aktiven Vulkan
Nyrangongo nicht besuchen. Und nun das Negative. 100 Tage Genozid - 1.000.000 Leichen 95 % der Menschen in Ruanda waren Teufel und 5 % verhielten sich neutral – sagt eine überlebende Tutsifrau. In 100 Tagen töteten Angehörige der Hutu-Mehrheit etwa 75 % der in Ruanda lebenden Tutsi-Minderheit. Wir besuchen die Kirche Nterama, eine Genozidgedenkstätte südlich der Hauptstadt Kigali und sind entsetzt. |
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Ort des Schreckens, Nterama |
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Hier lockte der Pfarrer die Tutsis auf
das Kirchengelände und in die Kirche und versprach ihnen Schutz. Doch er
informierte die Hutus, dass es „Arbeit“ gebe. In nur zwei Tagen wurden hier 5.000 Menschen mit Macheten erschlagen. |
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Nur mit einem Stück Eisen erschlagen, Zeuge unvorstellbarer Gewalt |
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Nachdem erst die vielen Gläubigen auf dem Kirchengelände ermordet wurden, wollten die Häscher in die Kirche eindringen. Doch die war so voll, dass die Türe nach innen nicht geöffnet werden konnte. So warfen sie Granaten durch die Fenster direkt vor die Türe, konnten nun eindringen und den Rest der Tutsis bestialisch ermorden. | |||
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Durch dieses Fenster wurde die Tür frei gebombt |
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Kleinkinder und Babys wurden nicht mit Macheten erschlagen, sondern von einem speziell dafür ausgebildeten Trupp an den Füßen gepackt und mit dem Kopf gegen die Wand geschleudert – so lange bis der Schädel geplatzt ist. | |||
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Unaussprechlich, aber es muss gesagt werden. Blut, Gehirnmasse und Haare der Kinderköpfe |
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Nicht ein einziger überlebte diesen
unvorstellbaren Gewaltexzess. Die Sakristei wurde verriegelt und angezündet, das ging am schnellsten. |
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Überreste der Sakristei |
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Eine Million Tote in 100 Tagen konnten unmöglich vergraben werden. Der Fluss Nyabarango und das ganze Tal lagen voller Leichen. | |||
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Der Fluss entsorgte die Leichen in den Viktoriasee |
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Noch heute werden im ganzen Land immer wieder Leichen gefunden, die dann so würdig wie möglich in extra dafür errichteten Massengräbern beerdigt werden. | |||
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Die Knochen der letzten Wochen, 17 Jahre danach |
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Dieser Tag war mental für uns der schlimmste auf der ganzen Reise und beschäftigt uns noch heute. | |||
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Kinder, Kinder, Kinder… |
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Und die gibt es reichlich. Von den elf Millionen Ruandern sind 43 % unter 14 Jahre und nur 3 % über 65 Jahre alt. Unsere Renten- und Krankenkassen können von einem solchen Lebensbaum nur träumen. | |||
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Kindermassen in Afrika, unser tägliches Lifeprogramm |
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Vor allem die Kinder leiden unter den Nachwirkungen des Völkermordes. Laut UNICEF wachsen 600.000 Kinder ohne oder nur mit einem Elternteil in Armut auf. Es gibt etwa 28.000 Kinderhaushalte ohne Eltern. | |||
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Ruandas Zukunft | |||
Kurzinfo Ruanda, Stand August 2011 |
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1 Euro | = 850,50 Ruanda Shilling | ||
1 l Diesel | = 1.025,-- bis 1.038 RSh | ||
1 kg Tomaten | = 600,-- RSh | ||
1 Banane |
= 50,-- RSh |
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Ein- und Ausreise: Deutsche Staatsbürger brauchen für Ruanda kein Visum. Carnet wird flott abgestempelt, die Beamten sind sehr freundlich. Ausreise braucht nur ein paar Minuten. |
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Burundi – ein vergessenes Land | |||
Das kleinste Land Afrikas gehört zu den ärmsten Staaten der Welt. Nach zehn Jahren sind noch immer die Folgen des Bürgerkrieges zu sehen. Noch immer wird das gesamte Ufer des Tanganjikasees gegen Rebellen aus der DR Kongo gesichert. | |||
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Alle zwei Kilometer ein Soldat |
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Von Ruanda kommend reisen wir im Norden bei Kanjaru ein. Auch in Burundi ist ohne Moos nichts los. Deshalb ist unser erstes Ziel die Hauptstadt Bujumbura am Tanganjikasee. Viele ATM-Geldautomaten finden wir dort, aber keinen, der Geld ausspuckt. Okay, dann müssen wir eben ein paar Dollar umtauschen. | |||
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Am Tanganjikasee ziehen die Kinder eine Show für die Mzungus ab. Mzungus, das sind wir. |
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Doch in Burundi interessiert uns hauptsächlich ein ganz besonderer Ort, der seit dem Altertum von einem Mythos umweht wird. Generationen von Afrikaforschern haben danach gesucht. Doch John H. Specke glaubte sich 1862 als erster in Jinja am Ausfluss des Victoriasees (Uganda) am Ziel. Doch er lag falsch! Erst 1893 entdeckte der österreichische Geograph und Kartograph Oscar Baumann die heute offizielle Quelle des Nils am Luvironza-Quellbach. | |||
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Hier, 6852 km vom Mittelmeer entfernt, entspringt der Nil, der größte und längste Fluss dieser Erde |
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Der Luvironza ist ca. 45 Kilometer
östlich des Tanganjikasees auf etwa 2.000 Meter Höhe. Er wird deshalb als
der Quellfluss des Nils angesehen, weil seine Quelle am weitesten von der
Mündung des Nils entfernt liegt. Hier liegt der Ursprung der Ägyptischen Dynastie. Ohne das Nilwasser und seine Fruchtbarkeit hätte es keinen einzigen Pharao gegeben. |
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Bereits auf den ersten Metern muss er arbeiten und bewässern |
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Auf übler Straße fahren wir weiter nach Rumonge an den Tanganjikasee und folgen dem See Richtung Norden und reisen zurück über Ruanda weiter nach Tansania. | |||
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Abendstimmung am Tanganjikasee | |||
Kurzinfo Burundi: Stand Ende August 2011 |
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1 Euro | = 1.840,-- bis 1.870,-- Burundi Franc | ||
1 l Diesel | = 2.020,-- BFr | ||
1 Brot | = 380 BFr | ||
1 kg Tomaten | = 1.000,-- BFR | ||
1 Banane | = 100,-- BFr | ||
Ein- und Ausreise: Einreise über Kanyaru absolut einfach und ohne Probleme, Transitvisum kostet 40,-- $ pro Person, auch an der Grenze möglich. Ausreise über denselben Grenzort ebenso einfach. |
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Tansania – auf der Jagd mit letzten Buschmännern Ostafrikas | |||
Ushimo heißt der erste Ort, den wir in
Tansania erreichen. Nach dem verschwenderischen Grün in Ruanda empfangen uns
Hitze und Staub. Doch am Lake Easy gibt es noch eine Steigerung der
Trockenheit. An seinem Nordufer ist es so trocken und unfruchtbar, dass
Land- oder Viehwirtschaft unmöglich sind. Deshalb ist hier die letzte
Rückzugzone der noch etwa 800 Hadzabe Buschmänner. Eigentlich kann ein Mensch in dieser Region nicht leben. Nur deshalb haben die letzten Buschmänner in diesem unwirtlichen Gebiet einen Platz zum Überleben gefunden. Im Morgengrauen brechen wir auf. Nach einer Stunde über Stock und Stein finden wir tatsächlich eine Gruppe mit etwa 20 Buschmännern und –frauen. Es ist kalt. An den Lagerfeuern, streng voneinander getrennt, wärmen sich die Männer, Frauen und die Jugendlichen. |
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Ohne Hütte frieren die jungen Buschmänner am Morgen |
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Sie besitzen nichts als Bogen und Pfeile. Nachts schlafen die Hadzabe unter ein paar Zweigen, die sie an einen Baum oder Busch lehnen. | |||
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Eng aneinander gekuschelt schlafen hier fünf bis sechs Hadzabe, damit die Kälte nicht zu nahe kommt |
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Heiraten ist bei den Buschleuten unbekannt! Mann und Frau lieben sich und wechseln dann wieder den Partner: Somit kennen die Kinder ihre Väter nicht. | |||
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Die Mutter weiß nicht, wer der Vater ihres Kindes ist |
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Bis zum 10. Lebensjahr werden die Söhne
von ihrem Müttern versorgt. Danach müssen sich die Buben selbst um ihr Essen
kümmern und schließen sich einer Jagdgruppe an. Jeden Morgen und Abend gehen sie auf die Jagd. Wir dürfen sie begleiten. |
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Die Jäger brechen auf, einer hat ein Pavianfell umgebunden |
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Gespreizt wie ein Fächer schleichen sie los, um ein möglichst großes Gebiet abzudecken. Dabei bewegt sich ihr Kopf wie der eines aufgeregten Vogels – ständig hin und her. Laufend scannen sie die Umgebung ab. Kein Geräusch, keine Bewegung und keine noch so kleine Spur entgehen ihnen. Plötzlich erstarren sie. Einer hat ein Eichhörnchen entdeckt. Auf ein Zeichen rennen alle gleichzeitig los. En gezielter Pfeil aus zehn Meter Entfernung und das Eichhörnchen fällt vom Baum. | |||
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Ein perfekter Schuss. Pfeil und Bogen sind sein einziger Besitz |
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Blattschuss |
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Sie prüfen die ausgelegten Schlingenfallen – leider sind alle leer, holen Honig aus einem morschen Baumstamm und verschlingen mit Genuss süße, kleine, rote Beeren. | |||
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Sie müssen jede Nahrungsquelle nützen |
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Die Jagd geht weiter. Dabei huschen und kriechen die Jäger wie Wildkatzen durchs Dornengebüsch. Ich habe dabei die größten Probleme, das Tempo zu halten. | |||
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Jagdwunden |
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Nach drei Stunden sind drei Eichhörnchen erlegt. Auch ohne Zündhölzer lodert in kürzester ein Feuer. Dazu drehen sie ganz schnell einen runden Holzstab in einer morschen Rinde, bis sie zu brennen anfängt. | |||
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Keine zwei Minuten und das Feuer brennt |
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Mit Haut und Haaren werden die
Eichhörnchen ins Feuer geworfen. Sobald das Fell verschmort ist, wird die
Bauchseite aufgeschnitten und der Darm entfernt. Anschließend werden sie
fertig gegrillt und samt Knochen verputzt. Auch ich darf probieren und bin überrascht. Eichhörnchen schmeckt wie gegrilltes Hähnchen. |
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Eichhörnchengrill |
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Außer dem Darm wird alles verspeist |
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Nach der Mahlzeit |
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Das faszinierende an diesen kleinen
Buschmännern ist ihre Fähigkeit, dort zu leben, wo menschliches Leben
eigentlich unmöglich ist. Ihr Leben ist hart. Selten werden sie über 50
Jahre alt. Die Sterblichkeitsrate ist hoch. Trotzdem lachen sie viel und
sind zufrieden. Wir ziehen weiter Richtung Dar Es Salaam. Dort bleibt unser Landcruiser auf bester Teerstraße plötzlich stehen, als ob jemand in den Leerlauf geschalten hätte. Als ich aussteige, kann ich es nicht glauben! Die Steckachse ist herausgesprungen und liegt auf der Straße. Der letzte hinterlistige Bumber, den wir leider übersehen haben, war zu heftig und hat die sechs Verbindungsschrauben abgerissen. |
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Wo normalerweise die Steckachse ist, gähnt ein Loch |
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Dafür liegt das Antriebsteil glühend auf der Straße |
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Nur durch die Vorderachse angetrieben, erreichen wir mit Allrad eine einfache Werkstatt. Zum Glück ist das Differential nicht kaputt. Die Steckachse wurde sehr heiß, ist aber noch zu gebrauchen. Nur die Radlager sind beide ausgeglüht. Doch dafür habe ich Ersatz in meiner Stoßstangenkiste. | |||
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Helfer sind sofort zur Stelle |
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Nach einem Nachmittag Arbeit können wir
wieder weiter. Es ist auch höchste Zeit, denn am 22. September geht unser
Heimflug. Nachdem wir in Dar Es Salaam eine Garage gefunden haben, wo wir unser rollendes Zuhause gewartet, geputzt und wieder auf Vordermann gebracht haben, freuen wir uns nur noch auf unsere Familie und Freunde. Die Ankunft am Münchner Flughafen ist herzlich und feucht fröhlich. Nicht nur unsere Familie, sondern auch einige Freunde ließen es sich nicht nehmen, uns mit Weißbier zu empfangen. |
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Das ist ein Empfang, Familie, Freunde und Weißbier. Wir sind wieder zu Hause | |||
Nach 13 Monaten und 55.000 Kilometern
ist mir eines besonders wichtig: die afrikanische Frau! Vor ihr habe ich den
aller, allergrößten Respekt. |
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Photos & Copyright © H+W Beck 2011 |