„AFRIKA“ - hautnah - Bericht 7


 
Südliches Afrika - zerrissen zwischen Aphartheid, Aids und Aufschwung

 

Route: Südafrika - Simbabwe - Sambia - vom 20.05. bis 12.07.2012

 

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Südafrika – die Angst hinter dem Elektrozaun

 
Die Straße aus feinstem Zementstaub wird zur steilen Felsenpiste mit bedenklicher Schräglage und führt uns nicht ins Verderben, sondern nach Bitemba zum Grenzübergang von Swasiland nach Südafrika.
 

Im Moment sind Südafrika und das folgende Simbabwe nur eine kurze Ausweichroute auf dem Weg nach Sambia. Denn vom Süden Mosambiks führt nur die bereits gefahrene Straße zurück, und wenn möglich, fahren wir eine Strecke nicht zweimal.

Südafrika und Simbabwe müssen bis zum Schluss unserer Tour warten, denn von Südafrika werden wir unser Auto nach Australien verschiffen.

 
Die beiden diensthabenden Damen sitzen schlotternd mit Handschuhen und Wintermänteln vor dem dröhnenden Gasofen. Sie bibbern, während wir „mitten im Winter“ in kurzen Hosen und im T-Shirt um den Ausreisestempel bitten.
 
Der Schlagbaum öffnet sich und unser HZJ hüpft auf den aalglatten Asphalt Wir stehen vor der südafrikanischen Grenzhütte Josefsdaal. Dort finden wir eine Dame, die unsere Einreise stempelt, aber niemanden, der den Zoll fürs Auto erledigt. Selbst ist der Mann - ich fülle das Carnet de Passage aus, lasse einen Polizisten gegenzeichnen und hoffe, dass es nicht zum Problem wird. Perfekt, jetzt sind wir in Südafrika. Als erstes sticht Heti die Sauberkeit ins Auge. Alle paar Kilometer befindet sich direkt neben der Straße ein schöner Picknickplatz mit Mülltonne. Das ist das Land für meinen deutschen Michel „Heti“!
 
Heti genießt nicht nur das Frühstück…
 
…sondern auch den ersten Sonnenaufgang in Südafrika
 
Unser erstes Ziel ist der Krüger Nationalpark. Nach langer Tierabstinenz freuen wir uns auf einige Tage „Haja Safari“.
 
Aber sind wir wirklich noch in Afrika oder haben wir uns in ein russisches Gulag verirrt? Überall nur Elektrozäune und Stacheldraht, hinter denen sich Häuser verschanzen. Auch ersetzen Distanz und Ignoranz die fröhliche Stimmung und das Winken der Leute.
 
Doch eine südafrikanische Großfamilie lehrt uns das Gegenteil. Nachdem wir eindrücklich von allen Seiten gewarnt wurden, wegen der großen Gewaltbereitschaft nicht „wild“ zu campen, nehmen wir den Schutz des Elektrozaunes gerne in Anspruch und übernachten auf ihrem Grundstück.
 

Nur Elektrozäune, Sirenen und Hunde garantieren in Südafrika Sicherheit

 
Die herzliche Familie überschüttet  uns mit unerwarteter Wärme und Gastfreundschaft. Sie verwöhnen uns mit Potije-Gerichten und mit Braai, dem beliebten südafrikanischen Grillspektakel.
 

Südafrikaner lieben nichts mehr als Grillen und Kochen am offenen Feuer

 

Dabei schockieren uns die vielen Geschichten von Gewalt zwischen Schwarz und Weiß. Deswegen dürfen die Jugendlichen das geschützte Grundstück bei Dunkelheit auch nicht mehr verlassen. Sogar untertags ist ein Spaziergang zu ihren Freunden zu gefährlich.

 

Wie bei einem Luftangriff reißt uns nachts Sirenengeheul aus dem Schlaf. Dieses Mal ist der Auslöser kein Überfall, sondern eine Riesenspinne.

 

Trotz Wohlgefallen an Ordnung und Sauberkeit könnte Heti aufgrund der permanenten Gewalt hier unmöglich leben.

 
Im Krüger Nationalpark verbringen wir schöne und tierreiche Tage in abwechslungsreicher Landschaft.
 
Der Waran ist als Kaltblütler ein Relikt der Erdgeschichte
 
Der Schwarzrückenschakal ist zum Angriff bereit
 
Der Hornbill
 
Auf dem überfüllten Campingplatz mit Supermarkt, Kongressgebäude, Tankstelle und jeglichem Luxus sehen wir nur Weiße und fühlen uns fehl am Platze, nicht nur wegen der Rassenreinheit.
 

Genug der Tiere, wir wollen weiter. Die Schranke des NP hat sich hinter uns noch nicht ganz geschlossen, als uns ein lautes „BONG“ stoppt. Die hintere Steckachse ist gebrochen. Ein Folgeschaden durch Überhitzung an der Lageraufnahme nach einem leichtsinnigen Bumberüberflug mit Bruchlandung damals in Tansania.

 

Zum Glück haben wir ein Allradfahrzeug, so dass wir per Vorderradantrieb in die nächste Werkstatt kommen. Dort wird uns gesagt, dass eine passende Steckachse in ganz Südafrika nicht vorhanden sei, weil unser HZJ ein europäisches Modell ist. In Südafrika gibt es nur Eigenproduktionen. Doch wird uns versichert, dass es in Simbabwe garantiert „Europamodelle“ gebe.

 
Nur mit Vorderradantrieb wagen wir trotzdem einen Abstecher zum Blyde River Canyon mit den „Burke’s Luck Potholes“.
 

In Burke’s Luck Potholes wird die Zeit sichtbar

 
Offroadziele und entlegene Übernachtungsplätze sind ohne Heckantrieb zu gefährlich, denn wenn die schwächere Vorderachse auch noch bricht, stehen wir, bis der HZJ Wurzeln schlägt.
 

Ade ihr einsamen Übernachtungsplätze

 

Kurzinfo Südafrika, vom 19.05. bis 27.05.2012

1 Euro

= 10,54 Rand

   
1 l Diesel

= 11,51 bis 11,64

   
1 Stangenbrot

= 7,99

   
1 kg Tomaten

= 8,00

   
1 Banane

= 0,80 bis 1,00

   
 

Ein- und Ausreise: Einreise über Josefsdaal unkompliziert und schnell, keine Zollabfertigung. Deutsche brauchen kein Visum. Ausreise hinter Musima über den Limpopo Fluss. Sehr stark frequentierter Grenzübergang nach Simbabwe (Beitbridge). Langes Anstehen in der Menschenschlange. Nicht nur die schwarzen Beamten auch der einzige Weiße pflegen einen rüden, herablassenden Umgangston. Die unfreundlichste Grenze bisher.

 

 

Simbabwe – mysteriöse Kulturen und fröhliche Menschen

 

Von Südafrika nach Simbabwe führt nur ein Grenzübergang und der heißt Beitbridge. Als wir dort ankommen, befürchten wir, dass in Südafrika eine Erdbebenwarnung ausgerufen wurde, denn warum sonst sollten diese endlosen Menschenströme über die Brücke ziehen. Zudem überschwemmen hupende Autoschlangen, vollgestopft bis unters Dach mit Waren des täglichen Bedarfs, den Grenzübergang Richtung Simbabwe.

Doch die Menschen sind nicht auf der Flucht, sie kauften günstig Waren in Südafrika ein, um sie im teuren Simbabwe gewinnbringend zu verkaufen.

 
Nach der brutalen Zwangsenteignung der 5.000 weißen Farmer stürzte das Land in eine Hungersnot. Die Inflationsrate stieg auf 230 Millionen Prozent. Um ein Brot zu kaufen, war für die dafür benötigten Geldscheine ein Schubkarren notwendig.
 

Was sind dagegen Millionen

 
Schließlich wird der US Dollar als Währung eingeführt, und der treibt die Preise in die Höhe und macht das Leben der Simbabwer zum Kampf.
 
Nach Industriegebieten, schönen Häusern und teilnahmslosen Menschen in Südafrika folgen nun wieder Wildnis, einfache Rundhütten und fröhliche Menschen in Simbabwe.
 
Im Süden Simbabwes
 
Kral vor dem afrikanischen Ayers Rock
 
Kasawamehl ist fein wie Staub und so lacht ein Kasawamüller
 
Ein Schild „Butchery zieht uns magisch an. Blinker rein und schnell hin zur Metzgerei. Die Auswahl ist nicht riesig, wir können uns entscheiden zwischen Krokodilkopffleisch oder Krokodilschwanzfleisch – beides ist im Angebot. Wir schlagen zu und kaufen gleich drei Kilogramm Krokofleisch. Es schmeckt extrem lecker und vereint das Beste von Hähnchen und Fisch – gut gewürzt ist es äußerst empfehlenswert. Aber Vorsicht, es macht süchtig nach mehr.
 
In Simbabwe finden wir keine großen Kulturbauwerke wie die „Chinesische Mauer“ oder das indische „Taj Mahal“. Doch Greater Simbabwe ist der in Stein gehauene Beweis, dass auch im südlichen Afrika große Kulturen gelebt haben. „Greater Simbabwe“ ist nach den ägyptischen Pyramiden das größte historische Steinbauwerk in ganz Afrika.
 

Niemand weiß, wen diese Mauern schützten
 
Niemand weiß, vor wem diese Mauern schützten
 
Niemand kennt die Bedeutung dieser Steinkonstruktionen genau
 

Für Historiker und Kolonialisten war es sehr lange Zeit unvorstellbar, dass die Vorfahren dieser „einfachen Wilden“, die heute wieder in ärmlichen Hütten leben, so ein gigantisches Bauwerk aus präzise zusammengefügten Steinen fertigen konnten. Bis heute ist unklar, wie sie die Steine so genau bearbeitet haben und welche Könige hier herrschten.

Sicher weiß man, dass im 13. Jahrhundert etwa 24.000 Menschen im Königskomplex lebten.

Greater Simbabwes mystische Geschichte, die viel Raum für Phantasie lässt, fasziniert uns. Gerne würden wir länger bleiben, doch wir müssen nach Harare, unbedingt unser Steckachsenproblem lösen.

 

Die Spiegelfassade trügt, die Menschen in Harare kämpfen täglich um ihre Existenz

 

Im teilweise recht modernen Harare, der Hauptstadt Simbabwes, suchen wir einen Übernachtungsplatz. Der Parkplatz eines Golfclubs bietet sich an. Dort werden wir von einem Schwarzen mit „Hallo Deutschland“ fröhlich begrüßt. Mit „Hallo Afrika“ grüße ich zurück, und nach einer Stunde stehen wir wunderschön im Garten von Tendai Chimusasa.

Viel gibt es am Abend zu erzählen, denn Tendai lebte lange Zeit in Deutschland als erfolgreicher Langstreckenläufer, der an vier Olympiaden teilnahm.

 

Marathonläufer Tendai mit Familie im Trophäenzimmer

 
 
Zusammen mit Tendai machen wir uns am nächsten Morgen zeitig auf den Weg, denn er ist felsenfest überzeugt, dass wir das Steckachsenproblem schnellstens gelöst haben werden. Doch dann dauert es „nur“ fünf Tage, und da musste noch der Zufall mithelfen, und der lag in Durban im Zentrallager von Toyota. Dort wartete einsam und fast vergessen eine falsch bestellte Steckachse, die genau in unser Achsgehäuse passt.
 
Innerhalb von 2 Tagen sollten wir das Ersatzteil bekommen, aber die Beförderung auf dem Landweg sowie die Grenzformalitäten fressen in Afrika Zeit. Nach den vielen Vertröstungen von einem Tag auf den anderen hat Heti jede Hoffnung aufgegeben. Doch am 6. Tag in der Früh um 7 Uhr halten wir das wichtige Teil triumphierend in der Hand.
 

Zwei Glückliche – einer konnte helfen, dem anderen konnte geholfen werden

 
Von Tendais Frau erfahren wir, dass es nach wie vor Lokale gibt, in denen der Wirt von schwarzen Gästen den vierfachen Preis verlangt, damit seine Kneipe „weiß“ bleibt.
 
 

Kurzinfo Simbabwe, vom 27.05. bis 07.06.2012

1 Euro

= In Simbabwe wird alles in US Dollar bezahlt

   
1 l Diesel

= 1,33 bis 1,38 $

   
1 Kastenbrot

= 1,00 $

   
1 kg Tomaten

= 2,00 $

   
1 kg Bananen

= 2,00 $

   
 

Ein- und Ausreise: Einreise über die Grenzstation Beitbridge, Visum pro Person für 30,00 $, Gatepass weitere 10,00 $, Versicherung, Roadtax und Carbonsteuer nochmals 55,00 $. Abfertigung in afrikanischer Geschwindigkeit, pole pole! Ausreise bei Kariba war zack zack.

 

 

Sambia – der wilde Norden und der Aidsschock

 

Wir erreichen den Karibasee, der halb zu Simbabwe und halb zu Sambia gehört. Er versorgt beide Länder mit Strom und ist 10-mal größer als der Bodensee.

Der Karibasee hat nicht nur das Mikroklima verändert, sondern auch den Tonga ihr Land gestohlen. Er hat ihnen die Existenzgrundlage geraubt und sie in Hungersnöte getrieben, da nun die wildreichen Jagdgründe dem Stausee zum Opfer fielen.

 
Die Buben fischen auf dem Karibasee. In Afrika ist es selbstverständlich, dass Kinder Arbeiten übernehmen
 
Doch das schlimmste für sie war der Verlust ihrer Ahnen. Denn sie glauben, dass diese in den Bäumen am Sambesifluss ruhen. Deswegen hackten die Tonga aus Verzweiflung Zweige dieser Bäume ab und nahmen sie samt ihren Ahnen mit in das Ödland.
 
Die Tonga kochen am liebsten unter ihren Vorratshütten. Erstens ist es schattig und zweitens vertreibt es das Ungeziefer
 

Der Feuerball taucht die Sümpfe in imaginäres Licht

 
Nachdem wir endlich wieder offroad-fähig sind, machen wir uns auf den Weg in den entlegenen Norden bis hinauf an die Grenze zum Kongo.
 
Über die Hauptstadt Lusaka und Kabwe erreichen wir die Bangweulusümpfe, was übersetzt bedeutet: „Wo das Wasser den Himmel trifft“.
 

In der Regenzeit spitzeln diese kleinen Inseln aus dem Binnenmeer

 
Ihr blaues Herz ist ein 75-km-langer und 35-km-breiter See, der sich über eine 15.000 km2 große, undurchdringliche Sumpflandschaft ausdehnt. In der Regenzeit entsteht daraus ein kleines Binnenmeer. Doch Regenzeit ist jetzt keine, und wir können die Fischer über Land erreichen.
 

Die Bangweulusümpfe ernähren die Baisa durch ihren Fischreichtum

 
Die Baisa leben zeitweise in Grashütten auf den Sumpfinseln. Dort fangen sie Fische und jagen. Ist das Jagdgebiet erschöpft, ziehen die Sumpfnomaden weiter.
 
Die Tierwelt zu Wasser und zu Land lebt hier ungestört wie eh und je.
 

Der Entdecker, Missionar und Arzt David Livingstone vermutete in den Sümpfen die legendäre Nilquelle. Tagelang irrte er in Trance, von Fieber und Anstrengung geschwächt, durch die Sümpfe. Nässe von oben und unten raubten ihm und seinen afrikanischen Trägern die letzte Kraft.

 

In einer mondlosen Nachten fanden ihn Susi und Chuma, seine treuen Begleiter, in der notdürftig gebauten Hütte auf Knien, wie im Gebet versunken. Doch als sie ihn berührten, fiel sein Körper nach vorne. Er war tot. Livingstone starb am 1. Mai 1873 im Alter von 60 Jahren.

 
Hier starb Livingstone an Erschöpfung
 
Eine kleine Tafel erinnert an den Entdecker, dessen unerfülltes Lebensziel die Entdeckung der Nilquelle war
 

Susi und Chuma begruben sein Herz im von ihm so geliebten Afrika, balsamierten seinen Körper ein und trugen diesen in einem Fass 1.200 km über fünf Monate zurück nach Sansibar, wo sie den Leichnam den Engländern übergaben.

Livingstone wurde 11 Monate nach seinem einsamen Tod in der Westminster Abbey in London beerdigt.

 

Dieser unvorstellbar menschliche Akt der beiden Begleiter änderte die Sichtweise der Engländer auf die primitiven Schwarzen nachhaltig.

 

Auf in den nordwestlichsten Zipfel Sambias, zum Mwerusee, den die Grenze zum Kongo teilt. Dort soll es tief im Dschungel wildromantische Wasserfälle geben.

Rote und gelbe Trockensavanne ersetzen nun Sumpf, Papyrus und Schilf.

 
Nchelenge am Mwerusee ist trostlos. Links und rechts der Straße stehen armselige Häuser, vor denen Frauen Zwiebeln und Krautköpfe anbieten.
 
Verrückter Fußballfan in Nchelenge leicht bis mittelschwer alkoholisiert
 
Eine Stichstraße führt zum See und endet im Sand vor ein paar kleinen Booten. Hier werden Fisch und Gemüse feil geboten.
 
Kommunikations- und Einkaufszentrum am Mwerusee
 

Wir kaufen zwei Tilapiafische, und ich sehe mit Entsetzen, wie ein voll besetztes Ruderboot bei hohem Wellengang ablegt. Das Wasser steht bis zehn Zentimeter unter dem Bootsrand. Jeder Passagier muss rudern und darf dafür noch bezahlen.

Ihr Ziel ist der Kongo. Was auch immer sie in das bodenschatzreiche Land treibt, ich hoffe, sie erreichen es.

 
Sie müssen zahlen, rudern und beten, dass sie ihr Ziel im Kongo erreichen
 

Unweit legt eine Schwimmplattform an, die ich fotografiere. „No photo!“, werde ich grimmig angegangen. „Warum?“, frage ich und bekomme „Top secret“ als Antwort.

Geheim soll bleiben, dass auf dem Wasserweg Gold, Diamanten und Erze den Kongo verlassen, weil im Land selbst die Straßenverbindungen zusammengebrochen sind.

 

„Heiße“ Fracht aus dem Kongo

 

Eine anstrengende Fahrt, viele Eindrücke und noch mehr menschliche Begegnungen machen hundemüde. Und wie jeden Abend muss die letzte Frage beantwortet werden: „Wo finden wir einen Schlafplatz für heute Nacht?“

 

In diesem dichtbesiedelten Gebiet gibt es kein einziges ruhiges  Fleckchen. Doch dann gewährt uns eine englische Mission Asyl! Ihr ist ein Hospital angegliedert, in dem viele Aidskranke ums Überleben kämpfen, während die AIDS Rate trotz Aufklärung immer weiter steigt.

 
Früh morgens bringt die Familie das Frühstück für den Kranken ins Hospital
 

Ich will es wissen, und obwohl es etwas gewagt ist, frage ich eine ältere Krankenschwester, ob Kondome hier giftig sind? Sie lacht, druckst etwas herum und meint verlegen. AIDS wird ja nicht nur durch Sex übertragen. Dann vergisst sie ihre Scheu und kommt zur Sache:

Kondome bedeuten weniger Sex, denn Kondome nehmen die Lust. Wenn Mann und Frau miteinander schlafen, geschieht das nicht nur aus Lust, sondern hauptsächlich um Kinder zu zeugen. Denn eine Frau ohne Kinder ist hier keine richtige Frau.

Diese Kultur verträgt sich nicht mit Kondomen. Sex und Kinderzeugen sind untrennbar. Beides gehört zusammen, ob verheiratet oder nicht. Deswegen wird die Geißel AIDS noch viele „mit Lust“ dahinraffen.

 
Ob dieser schlaue Bibelspruch das Aidsproblem löst
 

Doch zurück zu angenehmeren Themen, soweit schlechte Pisten überhaupt angenehm sein können.

Die 500 km zwischen Nchelenge und Kasama werden uns als neue Asphaltstraße versprochen. Doch in Afrika wird nichts so ernst genommen wie gesagt, und alles kann sich schnell und grundlegend ändern. Irgendwie müssen sich die 500 Kilometer neue Teerstraße über Nacht in eine ramponierte Schlaglochpiste zurückverwandelt haben. Um sie zu bewältigen, brauchen wir drei Tage. Mit dem Fahrrad wäre es schneller gegangen und unser Gehirn wäre nicht ständig gegen die Schädeldecke geknallt.

 
Vor dem Horizont ist hinter dem Horizont
 

Doch wie immer – Mühe wird belohnt und wir genießen drei atemberaubende Wasserfälle, die sich in der grünen Urwaldhölle in die Tiefe stürzen.

Mit offenen Mündern sitzen wir allein vor diesem Naturschauspiel und sind uns dieses exklusiven Augenblickes bewusst.

 
Auf dem Weg zu den Wasserfällen…
 
…kämpfen wir uns durch robuste Spinnweben, die sich wie ein Fallschirm über uns legen
 
Die Lumangwe Wasserfälle
 
Ganz allein genießen wir die Wasserfälle dann doch nicht
 

Auf dem Rückweg zum Karibasee überholt uns pfeilschnell einer dieser Überlandbusse.

Eigentlich fühle ich mich auf afrikanischen Straßen sicher. Ich liebe die aufmerksame, vorausschauende Fahrweise der Afrikaner. Doch nähert sich einer dieser wild gewordenen Busse, egal aus welcher Richtung, springen alle Warnlampen auf feuerrot.

Diese unverantwortlichen Rennfahrer reißen ständig sich und ihre zusammengedrängte Menschenfracht in den Tod. Während zwischen dem überholenden Bus und uns kein Blatt Papier mehr passt, lupft der Fahrer seine Sonnenbrille und lächelt cool und relaxt herüber. Die aufgeregten Lichthupen der Entgegenkommenden langweilen ihn. Er ist der stärkere und alle anderen müssen auf den Seitenstreifen ausweichen.

 

Es vergeht keine halbe Stunde und wir erkennen den Bus zu unserem Entsetzen wieder! Zwei vermeintlich gleich Starke liegen demoliert auf der Straße und haben viele Menschen in den Tod gerissen.

 
Einige Kilometer vor dieser Tragödie hat er uns mit vollem Risiko überholt
 

Nach 3.000 Kilometern schließt sich der Kreis wieder am Karibasee. Und hier erwartet uns das wirkliche Highlight von Sambia: Unsere Tochter Melanie, ihr Mann Thomas und unsere beiden Enkel Toni und Max besuchen uns. Vor allem genießen wir unsere beiden kleinen Lausbuben.

Nachdem wir mit ihnen die Viktoriafälle und einen kleinen Nationalpark besucht haben, sind wir nach drei Wochen wieder allein.

 
Am Karibasee geht es uns gut
 
Mit Toni zu Besuch bei den Tonga
 
Unsere zwei allerliebsten Strolche
 

Kurzinfo Sambia, vom 07.06. bis 12.07.2012

1 Euro

= 6.500,00 Kwacha

   
1 l Diesel

= 5.466,00

   
1 Semmel

= 500,00 bis 1.000,00

   
1 kg Tomaten

= 4.000,00

   
1 Banane

= 500,00 bis 1.000,00

   
 
Ein- und Ausreise: Einreise über die Grenze Kariba. Visum bekommen wir vor Ort für 50,00 $ pro Person, mit gutem Zureden 60 statt 30 Tage Aufenthalt. Die Carbontax von 150.000,00 muss in Kwacha bezahlt werden. Roadtax kostet 20,00 $ und Versicherung für 3 Monate 50,00 $. Die Einreise kostet insgesamt ca. 200 Dollar. Ausreise über Sesheke unkompliziert und schnell.
 
Nun kommt der härteste Teil unserer Reise auf uns zu. Ausgestattet mit wenig Informationen aber umso mehr Gräuelgeschichten machen wir uns mit gemischten Gefühlen auf in Richtung Angola und Kongo. Danach werden wir berichten, wie es uns ergangen ist.
 
 
Vielen Dank an alle Interessierten für den Besuch auf unserer Homepage.
 
Bis bald
 
 
 
Bis zum nächsten Bericht, wir würden uns freuen
 
Herta und Werner
 
 
 
PS: Leider hat es dieses Mal etwas länger gedauert, weil wir lange kein leistungsfähiges Internet fanden.
 

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