Südostasien mit Herz und Seele - Bericht 1


         
   

Good bye Afrika

   
 
Route: Johannesburg – Swasiland – Sodwana Bay – Kwa Dukuza – Durban - Port Shepstone vom 22.02.2014 bis 25.05.2014
 

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Nach einem Jahr in Deutschland kehre ich zu unserem HZJ in den bewachten Country Park bei Johannesburg zurück. Dort bricht für mich eine Welt zusammen, natürlich nicht wegen der Solarpanele, die von eigroßen Hagelkörnern zerstört wurde. Nein, der Grund ist eine geklaute Solarpanele, die irgendjemand vom HZJ abgeschraubt hat.
 

Ein Nimbus geht zu Ende

 

Es geht mir dabei nicht um den materiellen Schaden. Nein! Es geht mir um den Nimbus, der in Südafrika zerstört wurde. Nach 17 Jahren des Unterwegsseins mit unserem HZJ sind wir noch nie bestohlen worden – ganz egal wo auf der Welt!

 

Ich bin erst mal alleine nach Johannesburg zurückgekommen. Der HZJ-Motor soll nach 500.000 Kilometern eine Generalüberholung bekommen. Das hat er sich verdient.

Da wir immer alleine oft in recht entlegenen Regionen unterwegs sind, ist ein zuverlässiges Gefährt das Wichtigste.

 

Heti wird etwa drei oder vier Wochen später nachkommen. Laut “Cruiser doctor Bruce” sollte bis dahin unser Auto wieder startklar sein. So ist der Plan. Doch für Pläne ist Afrika der falsche Platz.

 

Ich kaufe also zwei neue Solarpanelen und fahre in den Stadtteil Denver in die Werkstatt zu Bruce Hewitt. Ihn hatte ich bereits vor einem Jahr als Land Cruiser Spezialist kennengelernt.

 

Sofort wird der Motor ausgebaut und bis tief in die Nacht hinein zerlegt.

 

Sofort macht sich Bruce an die Arbeit
 
Motor zerlegen ist für ihn keine Arbeit, sondern Urlaub
 
Natürlich pack ich mit an und lerne unglaublich viel dabei

 

Nicht nur der Motor, sondern sämtliche Anbauteile wie Einspritzpumpe, Startermotor, Turbo usw. werden bis zur letzten Schraube auseinanderggebaut. Alle verschlissenen Teile werden neu bestellt, die in drei bis vier Tagen hier sein sollen.

 

 

Hoffentlich finden diese vielen Ersatzteile alle wieder ihren Platz

 

Während der Wartezeit erfülle ich Heti ihren lang ersehnten Wunsch: eine weitere große Dachluke im Alkoven über ihrem Schlafplatz. So kommt auch sie bald in den Genuss der abendlichen Kühle, und außerdem kann sie ganz ungeniert ein Sonnenbad genießen.

 
 
Und da hätte Heti gerne eine Dachluke
 
Das schwierigste ist das genaue Messen. Ich hab nur einen Versuch
 
Es war Millimeterarbeit, aber die Luke ist genau dort, wo sie sein soll
 

Schon bald ist der Dachausschnitt herausgesägt. Dann verdunkelt sich der strahlend blaue südafrikanische Himmel und öffnet seine Schleusen sintflutartig. Durch die Dachluke schießt das Wasser, und die Matratze ist binnen kurzer Zeit ein riesiger triefender Schwamm.

 

Die Sintflut soll zwei Wochen dauern, und über dem Alkoven gähnt ein großes rechteckiges Loch.

 

Bruce und seine Crew scheuen keinen Aufwand, und in kürzester Zeit wird aus einer LKW-Plane ein Zelt über dem HZJ errichtet.

 
 
Bruce lässt niemand im Regen stehen
 

Eine klatschnasse Matratze, hohe Luftfeuchtigkeit, eine Sonne, die sich für lange Zeit hinter Regenwolken versteckt und übel riechender Schimmelpilz, der sich auf der Matratze ausbreitet, erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Kuzerhand wird die kleine Werkstatt zu einer “Matratzen-Trocknungsstation”!

 
 
Drei Tage anblasen und absaugen mit dem Vakuumsauger retten die Matratze vor dem sicheren Schimmeltod
 

Nach vier Tagen strömendem Regen wird Hetis Traum unter “Werner Zirkuszelt”, wie Bruce es nennt,  Realität.

 
 
“Werners Zirkuszelt”, es gibt für alles eine Lösung
 

Zwischenzeitlich warten wir bereits zwei Wochen auf die kurzfristig zugesagten Ersatzteile. Wenn geliefert wird, dann kommen von zehn bestellten Teilen höchstens fünf, von denen wieder mindestens zwei falsch sind!! Zu meiner Überraschung musste ich feststellen, dass man in diesem gut entwickelten afrikanischen Land weit vom internationalen Standard in Bezug auf Lieferzuverlässigkeit, Service und Qualitätsdenken entfernt ist.

 

TIA – THIS IS AFRICA

 
Totalsanierung
 

Die Wartezeit wird genutzt, indem alle nur erdenklichen Instandsetzungsarbeiten an unserem HZJ durchgeführt werden. Alles, was nur den geringsten Rost zeigt, wird entrostet, abmontiert und neu lackiert. Neue Stoßdämpfer, neue Windschutzscheibe inklusive Rahmen, ein neuer Unterbodenschutz sowie eine “Totalpollitur”, in Südafrika natürlich Diamantpollitur, beamen unseren 17-Jahre-alten HZJ in seine Jugendjahre zurück.

 
 
Die Haube wird nicht nur lackiert, sondern auch innen neu verkleidet
 
Der Kühlergrill ist danach wie neu
 
Der undichte, alte, russische Außenkanister wird geschweißt und hochglanzpolliert
 

Hier lebt sichs gut. Abends wird mit Mikel und Trevor ausgiebig diniert: Sushi,

Eisbein und Nudelgerichte zwischen Drehbank und Schreibtisch

 

Bruce nimmt die gesamte Werkstattcrew inclusive mir zum “Tarlton International Raceway” in der Nähe von Johannesburg mit und verkürzt so unangenehme Warterei.

Die Rennstrecke ist nicht lang, gerade mal eine viertel Meile (etwa 400 Meter). Die pfeilschnellen Dragster-Cars (reine Beschleunigungsmaschinen mit 8000 PS) und Jet-Cars (ausgerüstet mit einer Flugzeugturbine) durchschießen diese Strecke in 6,7 Sekunden mit einer Geschwindigkeit von 400 kmh

 
 

Die Rennstrecke ist nur 4x so lang wie ein Fußballfeld, beschleunigt

wird von der ersten bis zur letzten Millisekunde

 
Ein Mythos nicht nur für die Cockpitpiloten
 
Auch die Boxenmiezen in ihren figurbetonten Overalls dürfen nicht fehlen.
 
Nicht abzuheben, ist das größte Problem der Jetpiloten beim Ritt auf der Turbine
 

8000 PS zwischen zwei Rädern! Bereits nach einem Rennen über 400 Meter müssen der Motor zerlegt,

die Kupplung, die Zylinder und alle Verschleißteile erneuert werden. Einfach verrückt!!

 
Auch die Kleinen dürfen ihr Können zeigen
 

Bruce Hewitt ist ein extrem genau arbeitender Automechaniker, bei dem die Arbeitsqualität an oberster Stelle steht. Sein Wissen hat er sich als Drag Race Mechaniker bei Rennmotoren und in der Land Cruiser-Testabteilung bei Toyota Südafrika angeeignet. Er kennt den Toyota-Landcruiser-Motor ganz genau.

 

Der Motor wird exakt nach Pflichtenheft zusammengebaut, und jede Schraube wird mit dem entsprechenden Drehmoment penibel angezogen.

 
 

Auf die Kolben mussten wir am längsten warten. Bruce zeigt mir,

wie ich Kolben und Kolbenringe zu montieren habe.

 

Nun werden die Kolben in den Motorblock eingebaut. Zum Glück wissen wir noch nicht,

welche Tragödie dem Motor noch bevorsteht

 

Die Kolben wurden auf Maß abgefräst

 
 
Jedes Gewinde wird nachgeschnitten und gereinigt
 
Endlich, nach sechs Wochen fliegt Heti ein
 
Happy birthday, mein Geburtstagsgeschenk
 
Nach einer Nachtaktion läuft der Motor endlich wieder, was mit einem Glas Wein gefeiert wird.
 

Und dann passiert bei der Probefahrt  das Uglaubliche: Im Kühlsystem hat sich Luft versteckt, und der Motor wurde viel zu heiß. Der Temperatursensor hat die zu hohe Temperatur nicht angezeigt! Das Einspritzpumpenlager wurde undicht. Diesel lief ins Motoröl, der Turbo saugte das Diesel-Öl-Gemisch an und der Motor lief extrem heiß.

Wir waren alle schockiert!

Nach sieben Wochen Arbeit und Warten fing nun alles wieder von vorne an. Der Motor wurde erneut ausgebaut, zerlegt, überprüft und wieder zusammengebaut.

 

Nach weiteren drei Wochen fahren wir endlich mit einem general-überholten, fast neuen HZJ Richtung Port Elisabeth, denn am 7. Mai soll unsere Fähre von dort Richtung Singapur ablegen.

 
 

 

Endlich wieder on Tour!

 
 

Wie es in Afrika so ist, verschiebt sich der Verschiffungstermin auf den 4. Juni. Also haben wir noch vier Wochen Zeit, um nach über zwei Jahren in Afrika, vom Schwarzen Kontinent Abschied zu nehmen.

 
 
Ohne Worte
 
Nach der langen Zeit in der Werkstatt, genießen wir mit Schnorcheln, Sonne, Strand und Meeresfrüchten die Sodwana Bay ganz im Nordosten an der Grenze zu Mosambik. Ein Wermutstropfen sind die vielen Affen, die flink die Leckereien sogar vom Teller stibitzen.
 
 
Noch lacht Heti, doch die diebischen Affen lauern auf unsere Shrimps
 
Mit ihrer Steinschleuder lernt sie ihnen das Fürchten, obwohl sie nie trifft
 

Unweit von Sodwana Bay, im Hluhluwe-Imfolozi-Park sagen wir der einmaligen Tierwelt Afrikas Tschüs. Hier findet man sogar die “Big Nine” – Elefanten, Büffel, Breit- und Spitzmaulnashörner, Giraffen, Löwen, Leoparden, Gebharden und Hyänenhunde.

 
 
Wer hier zu schnell um die Kurve rast, hat ein Problem. In dem kleinen NP leben ca. 8.000 Büffel
 
Doch berühmt ist der kleine NP durch seine etwa 2.000 Nashörner, die hinter jeder Ecke auftauchen
 

Mein Lieblingstier ist nicht der Löwe, sondern das wunderschöne und außergewöhnliche Zebra.

Bis heute streiten sich die Gelehrten über die auffallenden Streifen.

 

 

Shaka Zulu – der Napoleon Südafrikas

 
 

King Shaka, Held und grausamer Despote, ist uns in vielen Ländern Afrikas begegnet. Das ist auch der Grund, weshalb wir uns in Südafrika näher mit seiner Geschichte befassen.

Als Zulukönig brachte er Grauen, Schrecken und Flucht. Er führte 12 Jahre Krieg gegen alle Stämme und hinterließ eine riesige Blutspur, aber dafür ein mächtiges Zulureich.

 
 
Shaka Zulu, der personifizierte Schrecken, wurde zum Töten geboren
 

Sein Vater wollte nicht glauben, dass eine kurze Sexgeschichte mit Nandi Früchte trug und nannte die Leibesfrucht “iShaka”. iShaka ist ein Parasit, der die Gedärme aufbläht. Nach der Geburt musste er jedoch Nandi als seine dritte Frau heiraten und den ungewollten Sohn iShaka anerkennen. Dessen Leben stand unter keinem guten Stern. Von Gleichaltrigen wurden er geschlagen, misshandelt und wegen seines kleinen Penis gehänselt. Vom König, seinem Vater, wurde er missachtet. iShaka verbitterte.

 

Gestählt durch die vielen Schläge tötete er als 16-Jähriger nur mit einem Knüppel und Speer einen Leoparden.

 

Als sein Vater starb, ermordete er seinen Halbbruder, den Thronfolger, und übernahm die Macht.

 
 
In so einem Kral tötete er seinen Halbbruder.
 

Es war ihm ein Dorn im Auge, dass die geworfenen Speere bei Kämpfen verloren waren und sogar gegen sie verwendet werden konnten. Deshalb erfand er die Ixwah, eine Art Speer mit langer Klinge, dafür mit kurzem Schaft, mit der sie im Nahkampf töteten. So konnten die Kämpfer den Feind töten und ihre Waffe weiter verwenden.

 
 

Seine Erfindung, die IXWAH, eine lange Klinge mit einem kurzen Holzschaft. Mit ihr

rannte man dem Feind entgegen, entriss ihm das Schild und stach ihn nieder.

 

Als seine über alles geliebte Mutter 1827 starb, verfiel er dem Wahnsinn. Er verordnete für alle Untertanen ein ganzes Trauerjahr, in dem weder gesät noch geerntet werden durfte. Jede Fröhlichkeit, auch Sex war verboten. Sollte eine Frau während des Trauerjahres ein Kind gebären, wurde sie samt ihrer ganzen Familie getötet.

 
 
Der Tod von seiner Mutter Nandi war der Auslöser für seinen Wahnsinn
 

Deshalb wurde er 1828 von seinem Halbbruder auf diesem Stein mit der von ihm erfundenen Waffe, der Ixwah, getötet. Er hätte sein Volk verhungern lassen.

 
 
Das war zuviel! Sein Volk verhungerte und litt unter seinen Befehlen.
 
Trotz all dem wird er bis heute von den Zulu am Ort seines Todes wie ein Heiliger verehrt.
 

 

Durban – die Stadt der Inder

 
 

Etwa eine Million indischstämmiger Menschen bevölkern die Stadt. Der berühmteste unter ihnen war Mahadma Gandhi. Dieser wurde 1893 aus dem Zug geworfen, weil sich ein weißer Fahrgast beschwerte, dass “so jemand” in der ersten Klasse reist.

 

Nicht in Indien, sondern in Durban begann sein gewaltloser Widerstand gegen den Rassismus.

 

Die Inder sind aber nicht der Grund für unseren Besuch in Durban. Wir möchten u. a. das Stadion sehen, das für die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 gebaut wurde. Schon von weitem ist diese futuristische Fußballarena zu erkennen.

 
 

Heti wird am Moses Mabhiba WM-Stadion nicht von Indern, sondern von fröhlichen Zulus empfangen,

die mit ihr fotografiert werden wollen

 
Neben der Skyline Durbans ragt am Strand das neue Wahrzeichen in die Höhe.
 
Die Attraktion des Stadions ist ein 109-Meter-hoher Bogen, auf den wir mit einer Zahnradbahn fahren
 

Oben auf dem Bogen haben wir einen herrlichen Rundumblick über die Handelsmetropole und Industriestadt Durban. Ein Blick zur Seite, und wir entdecken herrliche Strände und Vergnügungszentren.

 
 
Der beste Platz, um Durban zu überblicken.
 

Nicht nur Sehenswürdigkeiten, sondern vor allem familiäre Bande ziehen uns nach Durban. In Hillcrest, etwas nördlich von Durban, wohnt von Hetis Schwager der Cousin. Er und Heti haben sich zig Jahre nicht mehr gesehen.

 
 
Ronald macht unseren Stadtführer in Durban
 
Mit Imke genießen wir vom Boot aus die Naturschönheiten rundherum
 
Wir haben eine wunderschöne Zeit zusammen.
 
Im Kreise ihrer Familie verwöhnen sie uns mit leckerem Essen und ausgezeichnetem südafrikanischem Wein.
 

Nach einer wunderschönen Woche mit den beiden ziehen wir weiter immer der Südostküste entland mit so wohlklingenden Namen wie Sunshine Cost, Elephant Cost, Hibiscus Coast oder Wildcoast.

 

Unser Ziel ist Port Elizabeth, von wo aus das Schiff mit unserem HZJ am 4. Juni nach Singapur ablegen sollte. Doch TIA = This Is Africa, schmeißt wieder einmal alles über den Haufen. Das Schiff hatte nicht genügend Ladung, da wurde der Ablegetermin kurzerhand auf den 21. Juni verschoben.

 

Wir werden die letzten Wochen in Südafrika noch genießen und uns wieder von Südostasien melden.

 

Bis dann

 

Herta und Werner

 
Tschüs, bis hoffentlich bald aus Südostasien
 
             
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