Südostasien mit Herz und Seele - Bericht 3


         
   

"Wir lieben es immer mehr"

   
 

Route: (Malaysia) Port Klang – Melaka – Cameron  Highlands – Taman Negara – Cherating – Georgetown – Bathu Ferringi – (Thailand) Hat Yai – Krabi – Bangkok – (Myanmar) Yangon – Ayeyarwadi Delta – Golden Rock – Bagan – Monywa – Mandalay – Hsipaw – Thailand

vom 09.09. bis 26.11.2014

 

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Flug = rot      //      Schiff = blau      //     Fahrzeug = schwarz      //     Zug = schwarz gestrichelt

 

Nordmalaysia – Weltkulturerbe, Schmarotzer und die grüne Hölle

 

 

 

Darf ich vorstellen: Oskar, unser dritter Enkelsohn. Er ist das erste Kind unseres Sohnes Ingo und seiner Freundin Claudia. Für Oskars Geburt haben wir unsere Reise fünf Wochen unterbrochen, um  dem neuen Familienmitglied „Hallo“ zu sagen. Die Zeit mit ihm war viel zu kurz, doch umso intensiver.

Aber wie so oft liegen Freud und Leid eng beieinander. Oskar wurde geboren, und Hetis Vater starb kurz darauf.

Diese beiden, extrem emotionalen Ereignisse machten uns den Abschied nicht leicht.

 

Nach Verlassen des Flughafens, schlägt uns feuchtheißes Tropenklima entgegen, das uns den Schweiß aus den Poren jagt.„Welcome back in Malaysia“

 

Als wir auf dem Platz, wo unser HZJ parkt, aus dem Taxi steigen, erschrecken wir zu Tode. Dort, wo wir unseren „Gefährten“ abgestellt haben, herrscht gähnende Leere. Das gleiche gilt für den gesamten, sonst vollen Parkplatz.

Wie alle anderen Autos, mussten auch wir einen Schlüssel zurücklassen. Und das war ein Fehler!

Diese schrecklichen fünf Minuten, bis ich den Parkplatzwärter finde, werden mir unvergessen bleiben. Bevor ich nur zu schimpfen anfangen kann, zeigt er um die Ecke. Er hat unser Riesenbaby umgeparkt, um es besser im Blickfeld zu haben. Ich schäme mich für mein Misstrauen.

                                 

Melaka – die Multikultistadt

 

Nachdem wir uns im Auto wieder eingerichtet haben, zieht es uns erneut gen Süden, jetzt in die Weltkulterben-Stadt Melaka. Viele der alten Gebäude sind noch sehr gut erhalten. Schon Mitte des 15. Jahrhunderts war Melaka eine der bedeutendsten Handelszentren der damals bekannten Welt. Die bunte, hektische Stadt wurde von Händlern und Seeleuten aus aller Herren Länder bevölkert. Das historische Völkergemisch ist bis heute noch spürbar. Hier ist man gegen freizügig gekleidete Damen, gegen Männer mit Lippenstift und gegen moslemische Frauen ohne Schleier toleranter als im restlichen moslemischen Malaysia.

 

 

Wir bleiben fünf Tage, fühlen uns in der kleinen Stadt pudelwohl und lieben die schönsten, buntesten Trishaws der Welt, die laut wie eine Disco auf Rädern und bunt beleuchtet nachts durch die Stadt gondeln.

 

 

Schmarotzer gesucht

 

Schweren Herzens ziehen wir weiter. Wir wollen ja mehr vom Land sehen, und unter anderem den feuchtheißen Urwald im Norden Malaysias kennenlernen. Doch vorher legen wir einen Stopp in den Cameron-Highlands ein, wo es das größte Wunder der Pflanzenwelt gibt. Diese Pflanze ist sehr selten und wächst nur ganz versteckt im Urwald. Aber zum Glück gibt es David und Kaab.

 

 

Die beiden Waldläufer wissen, wo der gesuchte Schmarotzer lebt, der sich wesentlich von anderen Gewächsen unterscheidet: Er bildet keine Blätter und keine Wurzeln. Obwohl die Camerons für angenehm kühles Klima bekannt sind, schwitzen wir bei unserer dreistündigen Tour bergauf bergab durch den feuchtheißen Dschungel.

 

 

Dann scheuchen uns die Jungs einen steilen Hang durchs Dickicht hoch, und wir stehen vor der größten Blüte der Welt. Ehrfürchtig bestaunen wir die „RAFFLESIA ARNOLDII“

 

 

Sie ist ein „Vollparasit“ und besteht nur aus ihrer Blüte. Anstatt Photosynthese zu betreiben, krallt sie sich im Untergrund an anderen Gewächsen fest und lebt von deren Nährstoffen. Für mich ist es unbegreiflich, wie die Guides diese versteckt lebende Blume entdecken konnten.

 

 

Die Blüte wird bis zu zehn Kilogramm schwer und erreicht einen Durchmesser bis zu einem Meter. Sie stinkt nach Aas. So lockt sie Insekten zur Befruchtung an. Jetzt hätte nur noch gefehlt, dass sie die auch noch frisst. Aber nein, zu viel Arbeit! Wofür hat man schließlich seine Wirtspflanze?

 

 

Nachdem wir uns satt gesehen haben, stolpern wir beinahe über einen fauligen Kohlkopf. Doch es ist kein Kohl, sondern eine junge Rafflesia Blüte, die in etwa zwei Wochen prachtvoll blühen wird. Leider nur für sieben Tage, ehe sie als schwarzer Schleim verfault.

 

 

Auf dem Rückweg steht am Wegesrand ein Orang Asli, ein Ureinwohner, vor seiner Hütte. Auch in den Camerons wurden die Ureinwohner weitgehend von der Zivilisation assimiliert. Nur noch wenige leben traditionell in entlegenen Urwaldregionen. Und das, wo ihnen der Urwald eigentlich gehört, wenn er denn überhaupt jemandem gehört.

 

 

Er lebt zwischen den Welten. Seine ursprüngliche Welt ist der Urwald, wo er halbnomadisch lebt. Blasrohr und Giftpfeil sind seine Waffen, um sich mit Fleisch zu versorgen.

 

 

 

Doch seine Hütte steht am Wegesrand in der modernen Welt. Nicht ohne Grund, denn er sammelt wilden Ingwer, den er an die Vorbeiziehenden verkauft. Für ein wenig Lebensstandard hat er einen Teil seiner Freiheit aufgegeben.

 

 

In seiner Hütte stehen Öl, Reis und andere Nahrungsmittel, die er auf dem Markt kauft. Laut Regierung genießen die Orang Asli einen besonderen Status, der sie schützen soll.

Die Ureinwohner kennen die Gesetze des Urwalds sehr genau. Doch die Gesetze der Zivilisation sind ihnen fremd. Zudem sind sie gutmütige Menschen, die nicht wissen, wie sie ihr Recht durchsetzen sollen und können.

 

 

Malaysia ist ein riesengroßer Campingplatz. Wir können übernachten, wo wir wollen und sind überall gerne gesehen.

Auf unserem Weg nach Zentralmalaysia zum Taman Negara Regenwald wird es wieder mal schneller dunkel als uns lieb ist und müssen jetzt noch einen Übernachtungsplatz suchen.

 

 

Am Morgen weckt uns ein besonders lautes Urwaldkonzert. Ein Blick nach draußen zeigt, dass wir mitten in einer Gummiplantage unweit eines Holzhauses gestrandet sind.

 

 

Ich laufe zum Haus und stelle uns vor, damit die Leute wissen, mit wem sie es zu tun haben. Die Familie lebt von 500 Gummibäumen, von ein paar Geflügeln und von den Fischen im Teich vor dem Haus. Leider ist der Fischreiher immer schneller als sie.

Der Sohn spricht ein wenig englisch und erklärt mir, dass die Familie mit den Gummibäumen viel Arbeit hat. Etwa alle zwei Tage wird neu gezapft. Dabei wird ein neuer Schnitt etwa einen Zentimeter unter dem letzten in die Rinde geritzt. Sobald der Schnitt ganz unten am Stamm angekommen ist, muss sich der Baum sechs Jahre erholen. Danach wird in ca. 1,5 Metern Höhe wieder mit dem Ernten begonnen.

 

 

Alle zwei Tage liefert ein Baum eine Schüssel voll mit Latex. Die Gummiklumpen werden in Säcke verpackt und an den Großhändler verkauft. Ohne Naturkautschuk würde sich weltweit kein Reifen drehen. 2,6 Milliarden Kautschukbäume liefern jährlich elf Millionen Tonnen Kautschuk. Wegen der zunehmenden Mobilität in Asien und Afrika steigt die Nachfrage.

 

 

Schnell pflückt der Mann noch eine Wegzehrung für uns, denn hier geht kein Gast mit leeren Händen.

 

 

Taman Negara – 130 Mio. Jahre alter Urwald

 

Wenn wir bedenken, dass die Erde etwa 5 Mrd. Jahre alt ist, sind 130 Mio. Jahre für einen Urwald eigentlich nichts Besonderes. Das Einmalige an diesem Urwald ist jedoch, dass sich die Malaiische Halbinsel in dieser Zeit auf der Erdoberfläche nicht bewegt hat und auch nicht auf der Erde herumgeschwommen ist. Das bedeutet, keine Klimaveränderung, keine Eiszeit und auch kein Land unter. Kurz, das ist der einzige Punkt auf unserem Planet, wo sich die Evolution ungestört entwickeln konnte. Nicht einmal Taifune gibt es hier.

 

 

Optimistisch brechen wir zu Fuß auf und wollen uns den tropischen Regenwald erwandern. Obwohl wir einiges gewöhnt sind, wird es eine Tortur. Wir sind nur mit leichtem Gepäck unterwegs, trotzdem sammeln sich die Schweißströme in den Schuhen, und die hohe Luftfeuchtigkeit tut ihr Übriges.

 

 

Aber wir erreichen unser Ziel und haben von einem der vielen kleinen Berge einen freien Blick auf uralten Primärurwald, der seinen Namen verdient hat.

Zur Erinnerung: Vor etwa 500.000 Jahren trat der Mensch auf den Plan der Evolution. Vor etwa 100 Jahren begann er den Dschungel zu nutzen. In nochmal 100 Jahren könnte er es geschafft haben, ihn für immer ausgerottet zu haben.

 

 

Wir wollen tiefer in den Urwald eindringen. Das gelingt nur mit einem Boot. Das Wasser ist nicht durch Verschmutzung oder Erosion jauchebraun, sondern es nimmt die Farbe der Erde an und schmeckt ausgezeichnet.

 

 

Nun geht es nicht mehr weiter und wir erfrischen uns mit einem Bad in der herrlich kühlen Stromschnelle.

 

 

 

Zum Schluss ein paar Urwaldbewohner, die wir trotz ihrer guten Tarnung bei Tag oder bei Nacht aufgestöbert haben.

 

 

 

 

 

Kurzinfo Malaysia, Stand Oktober 2014

1 Euro

1 l Diesel

1 kg Bananen

1 kg Mango

1 Ei

=
=
=
=
=

4,06 bis 4,26 Ringgit

2,00 bis 2,20 RM

2,10 bis 4,00 RM

7,00 bis 9,00 RM

0,40 RM

Ein- und Ausreise:

Erste Einreise über Johur Bahru, kostenloses Visum für 90 Tage an der Grenze, für 10 RM muss man eine Autobahnbezahlkarte kaufen. Carnet wird gestempelt. Das Auto darf so lange im Land bleiben, solange das Carnet gültig ist. Auch bei der Einreise über einen Flughafen wird ein kostenloses 90 Tage Visum in den Pass gestempelt.

Einfache Ausreise mit dem Auto über Bukit Kaya Hitam. Keiner fragt nach einer Versicherung, die wir eh nicht haben.

 

Südthailand – Transit nach Myanmar

 

Eigentlich haben wir wenig Zeit. Für Langzeitreisende ist das paradox. Doch wir wollen so schnell wie möglich nach Myanmar, um der Hauptreisezeit, die an Weihnachten ihren Höhepunkt erreicht, zu entkommen.

 

An der thailändischen Grenze bekommen wir eine sechs monatige Einfuhrgenehmigung für unseren  HZJ, womit wir nicht gerechnet haben. Eine Sorge weniger.

Für unsere Verhältnisse durchqueren wir Südthailand recht schnell.

 

Aber wenn wir aus Myanmar zurück sind, haben wir noch über drei Monate Zeit, um uns in aller Ruhe Thailand anzusehen.

Unser Flug nach Yangon in Myanmar startet von Bangkok aus.

 

Bangkok – lieben oder hassen?

 

Von vielen Reisenden haben wir gehört, dass sie Bangkok fluchtartig verlassen haben. Schuld daran ist der chaotische Verkehr – drei Mio. Autos quälen sich meist im Schritttempo durch die Metropole. Zum negativen Image tragen auch die hohe Luftverschmutzung und der ohrenbetäubende Lärm bei. Ja, der Verkehr ist chaotisch, doch im Vergleich zu Bombay eher gemütlich. Es kommt eben immer auf den Standpunkt an.

 

 

Wir kommen spät abends in Bangkok an, wissen nicht wohin und übernachten wohl bewacht auf einer Polizeistation mitten im Zentrum. Am nächsten Morgen führt uns unser erster Weg auf die Botschaft von Myanmar, Visum beschaffen. Dabei schickt uns das Glück oder wer auch immer auf einen alten chinesischen Friedhof an der Silom Street unweit des Zentrums.

 

 

Das ist ein Volltreffer! Eine Oase, wo morgens die Vögel in den Bäumen zwitschern, nachts die Frösche quaken und Wölfe den Vollmond laut und lange anheulen. Okay, die Wölfe sind vielleicht doch die 20 herrenlosen Friedhofshunde, die aber genauso schauerlich heulen wie ein sibirischer Wolf. Ich muss das ja wissen.

Die Hunde sind zahm wie Lämmer, denn sie werden seit zehn Jahren täglich von einem Mönch mit Essensresten gefüttert. Doch der Rest, der uns umgebenden Geräuschkulisse ist wahr.

 

 

Doch das Beste an unserem Friedhofsplatz ist neben dem Stromanschluss, der Kübeldusche und Hetis beschatteter Terrasse vor dem größten Grab, dass wir hier den HZJ für vier Wochen zum Preis von einem Euro pro Tag stehen lassen können.

 

 

Vor dem Friedhofeingang reiht sich eine Brutzelbude an die andere, und das Vergnügungsviertel Patpong ist nur 2 Straßen weiter.

 

 

Und so sieht es in unserer Nachbarschaft aus. Sollte jemand denken, das sind Fotomontagen, der täuscht!

 

 

 

Vier Tage müssen wir auf unser Myanmar-Visum warten, da ein Wochenende dazwischen ist. Diese Zeit lass ich nicht ungenutzt verstreichen und kaufe auf dem Chinesenmarkt eine Rückfahrkamera mit Monitor und allem Drum und Dran. Der Spaß kostet mich 40 Euro, dafür bekomme ich sieben Tagen Garantie!

Der Einbau ist ein schweißtreibendes Vorhaben, doch die Kamera funktioniert noch immer.

 

Wir schlendern durch die exklusiven und teuren Malls nach dem Motto: „Only looking, no shopping“.

 

 

Doch im „Sale“ schlägt sich die Kundschaft beinahe um die Schnäppchen. Während die Verkäuferin bis zu den Knien in ihren Angeboten versinkt, und sie neben dem Verkaufsgespräch auch noch zu Mittag isst, wird meine Heti tatsächlich schwach und erobert ein Paar superbequeme Flipflops für zwei Euro.

 

 

In Thailand darf der Raucher kein empfindliches Gemüt haben. Dieses Bild habe ich in einem „7 Eleven Supermarkt“ am Zigarettenregal geschossen. Bei jedem Griff in die Schachtel muss der Raucher diese Gruselbarriere aufs Neue überwinden. Als Nichtraucher wird mir beim Anblick dieser Zigarettenschachtel schon schlecht.

 

 

Dann entdecken wir ein heutzutage seltenes Schauspiel. Während zwischenzeitlich an jeder Kreuzung überdimensionale LCD-Bildschirme flimmern, sterben die Spezialisten des Schattenmarionetten-Theaters aus.

 

 

Die Figuren werden mühsam aus ungegerbtem Rinderleder herausgeschnitten und mit Stäbchen stilvoll bewegt.

Mit viel Brimborium, lauter Musik, dann wieder leisem Geflüster wird das Drama vom ewigen Kampf zwischen Gut und Böse aufgeführt.

 

 

So, das war unser kurzer Aufenthalt in Bangkok. Schon jetzt kann ich sagen, dass ich diese pulsierende Metropole liebe, wo Tradition und Moderne derart eng miteinander verwoben sind. Bangkok hat einen verborgenen Charme, und in jeder Gasse kann ein kleines Abenteuer entdeckt werden.

 

Am 28.10.2014 bekommen wir unser Myanmar-Visum für einen Aufenthalt von 28 Tagen. Myanmar, wir kommen!

 

Myanmar  Pagoden ohne Ende, tiefer Glaube und viele Touristen

 

Birma, wie es früher hieß, als es sich noch der restlichen Welt verweigerte, gab meinen Fantasien schon immer Flügel. Wie mag es dort wohl aussehen?? Und wie leben die Menschen in einem Land, das bis vor drei Jahren so extrem isoliert war wie Nord-Korea heute noch.

Ist in dieser Isolation, in der so lange kein wirklicher Fortschritt möglich war, vielleicht ein Blick ins Mittelalter möglich?

 

Bald wird es Antworten geben, unsere Rucksäcke sind gepackt. Denn Myanmar mit dem eigenen Auto zu bereisen, ist sehr teuer, mit viel Bürokratie verbunden und nur mit einem Guide als Aufpasser möglich. Außerdem müssten wir sowieso in Hotels übernachten. Also sperren wir unser Auto ab, dieses Mal lassen wir keinen Schlüssel da, und fliegen nach Myanmar.

 

 

Yangon – Goldgräberstimmung zwischen Pagode und iPad

 

Yangon überholt sich selbst. Das ist verständlich. Zu lange haben die Menschen verzichtet. Sie wollen Fortschritt und Wohlstand, und zwar jetzt gleich. Dabei wirken die internationalen Investoren wie ein Katalysator. Und wer weiß, wie lange der Wind der Freiheit noch durch die baufälligen Gassen weht.

 

Das Bild zeigt das pulsierende Zentrum Yangons zur Rushhour mit der Sule-Pagode und einem der wenigen Hochhäuser. Hier sind auch die schönen alten Gebäude aus der Kolonialzeit restauriert. Ein Bild des Fortschritts.

 

 

 

Einen Straßenzug weiter wagen wir einen Blick hinter die prachtvolle Fassade eines Hauses, das um die Jahrhundertwende von den Briten gebaut wurde – und seither keine Renovierung sah.

 

Die Menschen leben in Verschlägen. Toiletten, Strom und Wasser gibt es offensichtlich seit langem nicht mehr.

 

Diese Frau hat mit ihrer Familie zumindest ein Dach über dem Kopf.

 

 

Viele der Fahrrad-Rikschafahrer besitzen nichts außer ihrer Rikscha, auf der sie essen und auch schlafen. Wer nachts durch die Nebengassen geht, sieht sie, geschafft von der Arbeit, auf den harten Rikschas schlafen.

Beim Bummel im schummrigen Licht kommen wir nicht weit, ohne dass uns eine Ratte durch die Füße huscht. Da die Gasse Wohnraum und Küche ist, finden diese von Heti gehassten Nager immer genügend zu fressen.

 

In der leicht abgekühlten Abendluft treffen sich die Menschen vor den Fernsehapparaten, wo ihnen der Reichtum vorgeführt wird, nach dem sie streben.

 

 

Zum Glück gibt es auch noch das schöne Yangon, wegen dem die Touristen hierher kommen. Ein Besuch der Shwedagon-Pagode, die vor über 2.500 Jahren, noch vor dem Tod des letzten Buddha (Siddhartha Gaudama) erbaut worden sein soll, gehört sicher zum Höhepunkt eines Yangon-Besuchs.

 

 

Vor allem abends kommen die Pilger und Gläubigen zu dem mit Tonnen von Gold und mit tausenden Edelsteinen geschmückten Symbol des Buddhismus. Es ist für alle Buddhisten schlicht das größte Symbol ihres Glaubens.

Ein Glaube, bei dem es nichts zu delegieren gibt, kein Gott, der erlöst, kein allmächtiger Allah und schon gar keine 130.000 hinduistische Götter, die für das Seelenheil sorgen.

 

 

Ein Buddhist steht alleine da. Er betet und verehrt Buddha, der ihm den guten Lebensweg gezeigt hat. Doch letztendlich liegt es nur am Menschen selbst, seinen Gedanken, seinem Tun und Handeln, ob sein nächstes Leben besser oder schlechter wird.

 

 

 

 

 

Im Ayeyarwady Delta – auf der Suche nach den Süßwasserdelfinen

 

So gerne möchten wir die freundlichen Süßwasserdelfine sehen, die den Fischern anscheinend die Beute zutreiben und mit der Flosse anzeigen, wo sie ihre Netze auswerfen sollen.

 

Um fünf Uhr morgens stehen wir am Pier in Yangon und wollen ein Ticket nach Bogalay kaufen. Bogalay liegt im Zentrum des 15.000 Quadratkilometer großen Ayeyarwady Deltas. Die Tickets sind anscheinend begehrt, denn wir brauchen unsere Ellbogen, um welche zu ergattern.

Wir glauben, das ist unser Kahn, doch unserer ist noch größer und nicht ganz so romantisch.

 

 

Neben Fracht werden auf dem Schiff hauptsächlich Personen befördert. Denn viele Siedlungen im Delta sind nur auf diesem Weg zu erreichen. Die Tickets sind billig, und die Sitzplätze entsprechen dem Preis!

 

 

 

Der 2.170 km-lange Ayeyarwady Fluss ist die größte Lebensader Myanmars. Viele große und wichtige Städte finden wir an seinem Ufer. Jährlich transportiert er etwa 300 Mio. Tonnen fruchtbares Schwemmland, das er an der Küste ablagert und damit Myanmar ständig vergrößert.

Deshalb lag die Flussmündung vor etwa 300.000 Jahren noch 300 km weiter im Landesinneren.

 

 

Das fruchtbare Delta ist der Reiskorb Myanmars. Reis, Fisch, Garnelen und Früchte werden ununterbrochen mit überladenen Lastkähnen nach Yangon transportiert.

 

 

Immer mehr Menschen besiedeln das fruchtbare Delta, denn hier kann bis zu dreimal pro Jahr Reis geerntet werden. Deshalb wurden 80 % der Mangrovenwälder gerodet. Ein Grund, weshalb der letzte Taifun 2008 sehr, sehr viele Opfer gefordert hat. Das Delta wurde regelrecht überspült.

 

 

Wir verbringen eine Nacht in Bogalay, wo die Zeit tatsächlich stehen blieb. Kaum Autos, hier sind Mopeds und Fahrradrikschas die Transportmittel der ersten Wahl.

 

 

Ab 20 Uhr liegt die Stadt im Dunkeln. Am nächsten Morgen um fünf Uhr brechen wir wieder auf Richtung Yangon.

Ein Süßwasserdelfin hat uns leider nicht mit der Flosse gewinkt, Touristen sind uns auch keine begegnet, dafür hat sich Myanmar sehr ursprünglich gezeigt. 

 

 

Golden Rock – ein Schlag ins Wasser

 

Der Plan ist großartig:

Am Tazaungmon-Fest wollen wir bei einer der heiligsten buddhistischen Stätten übernachten. Bei Vollmond im November wird ein prächtiges Lichterfest gefeiert. Dabei schenken die Gläubigen den Mönchen neue Gewänder und lebensnotwendige Dinge.

 

Und nun zur Realität:

Als wir uns am 6. November früh morgens in Yangon auf den Weg zum Bus machen, stürzen gewaltige Wassermassen vom Himmel. Die Straßen werden zu Flüssen mit 40 cm Tiefe, und Taxis können kaum noch fahren. Der Grund für die Regenfälle ist ein außergewöhnlich schwerer Taifun über Bangladesch, dessen Ausläufer uns hier erwischen.

Es regnet den ganzen Vormittag. Und als wir am Basislager Kinpun ankommen, wird der Regen noch viel schlimmer.

Hoch zum Golden Felsen kommt man nur mit einem Lkw, auf dessen offener Pritsche schmale Sitzreihen befestigt sind.

 

 

Die letzten zehn Kilometer sind steil, und es geht durch unzählige Kehren zum entlegenen Heiligtum hinauf. Ununterbrochen schüttet es, ist eklig kalt, und wir sind klatschnass bis zur Unterhose. Aber Optimisten brauchen keinen Regenschirm!

 

 

Zu allem Übel muss der LKW auf halber Strecke warten und den Gegenverkehr vorbei lassen. Jeder ist bis auf die Haut nass, und die Kälte kriecht unter die Kleidung. Wir sind auf über 1.000 Meer ü.N.

Alle rücken eng zusammen, das bietet der Pilgergemeinde ein bisschen Schutz.

 

 

Am Eingang wird Heti vom Wind beinahe umgerissen. Der einzige Trost ist, dass es allen gleich geht. Soll sie weinen oder lachen?

 

 

Dann beginnt das Suchspiel nach dem Goldenen Felsen.

 

 

Nur kurz zeigt sich der vergoldete Findlingsblock, der über einen 1.100 Meter hohen Abgrund zu schweben scheint. Am Hinunterfallen soll ihn ein einziges Haar von Buddha hindern.

 

 

Wir sehen kein Lichterfest, keine meditierenden Mönche, keine Männer, die ununterbrochen Blattgold an den Felsen kleben, keine herrliche Landschaft und schon gar keinen purpurfarbenen Sonnenuntergang. Dafür treffen wir Pilger, die vor Kälte zitternd im Regen beten und trotzdem lachen. Eine Pilgerreise soll ja eine Herausforderung für Geist und Körper sein. Wie wahr!

 

 

Was uns betrifft, fordert die Pilgerreise zum Golden Felsen unseren Geist und Körper. So schnell werden wir das nicht vergessen. Steif wie Eiszapfen machen wir uns wieder auf die Rückfahrt den Berg hinunter, die genauso kalt und nass ist wie die Auffahrt auch.

 

Resümee:

In 24 Stunden hat es nicht eine Sekunde aufgehört zu regnen, und wir erlebten einen Badetag der besonderen Art.

 

 

Inle See

Einbeinruderer, schwimmende Felder und ein schwimmender Markt mit Überraschung

 

Es ist morgens um 6:30 Uhr, als wir in Nyaungshwe nach 13 Stunden noch etwas schlaftrunken aus dem Bus taumeln. Als erstes müssen zwei wichtige Fragen geklärt werden: Wo gibt es Frühstück und wo ein Zimmer?

 

 

Das einfache Frühstück besteht aus extrem süßem Milchkaffee mit Schmalzgebäck. Und ein ebenso einfaches Zimmer ist schnell gefunden.

 

Und schon sind wir am berühmten See. Auf dem Weg zum schwimmenden Markt sind wir in einer Schlange aus Touristenbooten mit laut scheppernden Außenbordmotoren eingekeilt. Eine Unterhaltung ist unmöglich, unser Führer vertröstet uns auf später.

 

 

Auf dem See lichtet sich der Touristenstrom dann ein wenig. Die Einbeinruderer müssen sich besondere akrobatischen Faxen ausdenken – nur mit einem Bein zu rudern, ist zu wenig – damit ein Touristenboot anhält und für ein Foto etwas Trinkgeld gibt.

 

 

Aber es gibt sie noch, und einige davon fangen tatsächlich auf diese traditionelle Art Fische, indem sie mit einem Bein elegant rudern, damit sie die Hände zum Fischen frei haben.

 

 

Dieses idyllische Bild hat auch eine Schattenseite. Denn am Ostufer lässt die Regierung riesige Flächen roden, um eine große Hotel- und Erlebnisstadt aus dem Boden zu stampfen. Dann wird für die Fischer kein Platz mehr auf dem See sein. Es wird von Touristenbooten nur so wimmeln. Dann können die Touristen zwar nicht wie Jesus übers Wasser laufen, aber ohne sich ein Boot zu mieten, von Touristenboot zu Touristenboot trockenen Fußes auf dem See spazieren.

Jetzt hat es gereicht mit dem Schimpfen, und ich werfe die Negativbrille in den See. Nun sind wir auf den berühmten schwimmenden Markt gespannt.

 

Ein wenig bin ich doch überrascht, als wir uns, um zum „schwimmenden“ Markt zu kommen, durch eine mit Menschen verstopfte Souvenirgasse kämpfen müssen. Und dann bin ich nur noch entsetzt, komme mir verarscht vor und bin sauer!

 

 

Aufgrund des explosionsartigen Touristenaufkommens ist die kleine Wasserfläche vollkommen von Touristenbooten zugeparkt. Also wurde der schwimmende Markt stillschweigend zum Touristen- und Souvenirmarkt umfunktioniert und ans Ufer verlegt. Dort sitzen als Alibi noch ein paar traditionelle Händlerinnen am Boden als Fotomotiv für die Touristen.

 

 

 

Um die Attraktivität des Sees zu steigern, wurden sogar „Langhalsfrauen“ hergebracht, die hier nicht mal zu Hause sind.

 

 

Neben Silberschmied, Papiermacher, Schirmmacher und Schmied zeigen auch Zigarrenmacherinnen ihr Handwerk, extra für Touristen.

 

 

Die vielen Eindrücke und die Hitze fordern ihren Tribut nicht nur von Heti, sondern auch von unserem Führer, der in der Mittagspause kräftig dem Mandalay Rum zugesprochen hat.

 

 

Am meisten faszinieren mich die schwimmenden Gärten. Auf einem Gemisch aus fester Erde, Sumpf und Wasserhyazinthen, das mit Bambuspfählen am Seeboden verankert ist, werden Gemüse und Früchte angebaut.

 

 

Die schwimmenden Gärten sind wegen des milden Klimas sehr fruchtbar, und es kann mehrmals jährlich geerntet werden. Zudem sind die Produkte vom See sehr schmackhaft.

 

 

 

Am Ende des Tages versöhne ich mich wieder mit dem See und seinen Menschen und wünsche ihnen, dass sie den schnellen und extremen Wandel ihres Lebens gut bewältigen, ihre Kultur nicht vergessen und dass die politische Stabilität weiterhin anhält.

 

 

Bagan – der Ankor Wat Myanmars

 

Wenn die ersten Sonnenstrahlen über diese 40 Quadratkilometer große Kulturlandschaft huschen, sehen wir nur einige der 2.230 Monumente, die in nur 250 Jahren errichtet worden sind. Niemand kann sich dieser unwirklichen Stimmung entziehen. Die Szenerie strahlt Ruhe aus und gibt das Gefühl, etwas Besonders zu sehen.

 

 

Wenn dann das Licht stärker wird, zeigt es einen klaren Blick auf die Realität und wie tief die Kultur in Myanmar mit dem Buddhismus verwurzelt ist.

 

Jeder, der etwas auf sich hielt und genügend Geld hatte, wollte der Nachwelt seine tiefe Religiosität zeigen und ließ ein ganzes Kloster oder zumindest eine Pagode bauen. Der Hintergedanke war, durch die gute Tat eine bessere Wiedergeburt zu erreichen.

 

 

Das Meisterwerk der Pagodenbaukunst leuchtet von weitem – die vergoldete Shwezigon Pagode. In ihrem Inneren soll das Stirnbein Buddhas aufbewahrt sein.

Traditionell wird der geeignete Standort für eine Reliquie durch einen weißen Elefanten ermittelt. Dort, wo dieser mit der Reliquie auf dem Rücken stoppt, ist der auserkorene Platz.

 

 

Wir sehen eine Prozession durch die Stadt zur Shwezigon Pagode. Von jeder Familie sollte mindestens ein Mitglied an der teils bunten und von Discomusik begleiteten Prozession teilnehmen.

 

 

 

Den genauen Hintergrund des Geschehens konnten wir leider nicht erfahren. Es ist auch nicht so wichtig, denn es ist immer wieder ergreifend, wie innig diese Menschen vor den Pagoden für ein besseres  nächstes Leben beten.

 

 

Monywa – die größte Buddha Statue und die bunteste Pagode

 

Wir kaufen ein Ticket für einen Expressbus nach Monywa, doch unterwegs sind wir mit einem Bummelbus, der alle paar hundert Meter anhält, um Menschen oder Waren ein- bzw. auszuladen.

 

 

Um die verstreut liegenden Sehenswürdigkeiten zu sehen, mieten wir uns kurzerhand ein Moped.

 

 

Unser erstes Ziel ist die größte Buddha Statue, die mit Sockel 127 Meter hoch ist. An deren Rückseite wird schon seit Jahren ein Fahrstuhl gebaut, der auch in nächster Zeit nicht fertig werden wird.

Ein Stück weiter liegt ein Buddha mit 90 Metern Länge. Diese Statue soll Buddhas Übergang ins Nirwana zeigen.

Der Weg zu den Riesenbuddha-Statuen wird von 1.000 lebensgroßen, sitzenden Buddhas flankiert, deren Blick alle auf das Ensemble gerichtet sind. Sie sind allesamt ziemlich neu.

 

 

Müde von der Hitze überlegen wir, ob wir uns die Thanbodhay Pagode überhaupt noch ansehen wollen. Zum Glück siegt unsere Neugier. Denn im Abendlicht stehen wir vor der  bisher außergewöhnlichsten und buntesten Pagode. Unsere Augen wissen nicht, welche Verzierung bzw. Schmuck sie zuerst betrachten sollen.

 

 

 

Im Innern der Pagode wurden über 7.000 heilige Gegenstände eingemauert.

 

Aufgrund von Verständigungsschwierigkeiten werden wir leider nie erfahren, weshalb diese Jungs und das kleine Mädchen so schön gekleidet sind.

 

 

Mandalay - wo in 2.000 Klöstern ein Drittel aller Mönche Myanmars meditiert

 

Der Name Mandalay hat einen schönen Klang, doch die Stadt ist gar nicht so schön. Verglichen mit Yangon fehlt ihr der historische Charme. Sie ist nüchtern, und nach Sonnenuntergang gehen die Lichter beinahe so schnell aus wie im Ayeyarwady Delta. Aber die Stadt ist praktisch. Wie in New York ist sie schachbrettartig angelegt und alle Straßen tragen Nummern. Die Orientierung ist einfach. Also mieten wir uns für vier Tage ein Moped und stürzen uns in den Verkehr. Schnell erreichen wir ein erstes Highlight, die Mahamuni Pagode.

 

 

In ihr ruht ein Ebenbild Buddhas, das noch zu seinen Lebzeiten angefertigt worden sein soll. Seine Stirn ist mit mehr Edelsteinen verziert, als jedes andere gekrönte Haupt der Welt. In den letzten Jahrzehnten wurde die Buddhafigur von den Gläubigen so verehrt, dass entsprechend offizieller Schätzungen bis zu zehn Tonnen Blattgold auf ihn geklebt wurden und immer noch geklebt werden.

 

 

Das aufgeklebte Blattgold ist an manchen Stellen bis zu 40 cm dick, so dass Hände oder Einzelheiten nicht mehr erkennbar sind. Das viele Gold strahlt und leuchtet, als sollte mich der Anblick blenden. In Ehrfurcht vor so viel Gläubigkeit versetzt er mich alle mal.

 

 

Eines unserer nächsten Ziele ist nicht ganz so berühmt. Es ist das kleine Dorf See Yaik, das auf einer Landzunge liegt und nur durch die Bucht von Mandalay getrennt ist. Also setzen wir mit einem Boot über.

 

 

Das Dorf besteht aus ein paar Dutzend Pfahlhäusern, denn das nächste Hochwasser kommt bestimmt.

 

 

Erst etwas scheu, doch dann ist das Interesse an den Fremden doch groß.

 

 

Eine Frau winkt uns in ihr Haus, wo sie uns den Familienstammbaum auf burmesisch erklärt.

 

 

Zum Sattessen sind die Krabbeltiere nicht gedacht. Natürlich müssen auch wir die Spezialität probieren.

 

 

Heti hält sich zurück, und ich bin vom milden Erdnussgeschmack überrascht.

 

 

Das Fischerdorf ist ein Beispiel, dass Tradition und Fortschritt nur einen Steinwurf bzw. eine kurze Bootsfahrt voneinander entfernt sind.

 

Das traditionelle Puppenspiel ist dagegen leider fast ausgestorben. Und wenn nicht ein paar Touristen kommen würden, verschwände es ganz.

 

 

Am nächsten Tag machen wir einen Mopedausflug nach Amarapura zur 1,2 Kilometer langen U-Bein-Brücke. Die längste Teakholz-Brücke der Welt ist noch immer ein Hingucker. Aber welche Faszination diese Brücke mit ihren 1.060 Tragestämmen hatte, als sie noch vollkommen vergoldet war, können wir uns kaum vorstellen.

 

 

 

Hsipaw  eine Reise läuft aus den Schienen

 

Nach Flugzeug, Schiff, Bus, Auto, Moped und Fahrrad ist der Zug unser Reisemittel für unser letztes Ziel. Zum Glück wissen wir nicht, worauf wir uns einlassen.

 

Natürlich fährt der Zug zur besten Schlafenszeit morgens um 4 Uhr ab. Erstaunt sind wir über seine Pünktlichkeit. Die ersten paar Kilometer kriecht er im Schritttempo dahin. Ohje, das kann dauern!

Nach einer halben Stunde ist der erste Stopp. Über 100 Fahrgäste steigen in den Waggon hinter uns ein. Sie verbreiten einen strengen Geruch und sind rücksichtslos laut, und das mitten in der Nacht.

Die zugestiegene Ziegenherde fährt vermutlich zum ersten Mal Zug und meckert vehement.

 

 

Der Zug beschleunigt jetzt etwas mehr und fängt deswegen zu hüpfen an wie ein wildgewordener Ziegenbock. Dabei heben wir ungelogen von den Sitzen ab, um wieder entsprechend hart zu landen. Dennoch beschleunigt der Zugführer immer mehr. Zum Auf- und Abhüpfen kommt jetzt noch ein starkes Schwanken von rechts nach links, begleitet von ohrenbetäubenden gleichmäßigen Kanonenschlägen. Zum Glück kippt der Waggon vor uns nach links und unserer gleichzeitig nach rechts, so dass sie sich gegenseitig aneinander festhalten. Das erschreckende Bild wird von sich gleichmäßig wiederholenden Kanonenschlägen in seiner Einmaligkeit unterstützt. Dann ein Schlag! Ein kurzes Rattern. Eine schrille Notbremsung. Danach Totenstille! Nach einer Schrecksekunde rennen alle ins Freie.

 

 

In einer Kurve wurde der Ziegen-Waggon aus den Schienen geschleudert. Ratlosigkeit herrscht. Zum Glück hat sich die Anhängerkupplung nicht gelöst, sonst, Gnade den Ziegen, wär ihr Waggon führerlos den Abhang hinuntergeschossen.

 

 

Ich versuche zu erfahren, ob und wann die Fahrt weitergehen kann. Niemand spricht Englisch, ich übe mich in Geduld und harre der Dinge wie alle anderen auch.

 

 

Nach etwa einer Stunde kommt eine zweite Lok aus Yangon und nach weiteren zwei Stunden steht der Zug tatsächlich wieder auf den Gleisen. Ich kann es kaum glauben, nach einigen Versuchen haben sie es mit Steinen, einem Stück Holz und einem Stück Eisen geschafft, dass die zweite Lok den Waggon wieder auf die Schienen schieben konnte.

 

 

 

Noch schnell wird Sand zum Bremsen aufgefüllt, der bei der nun folgenden Fahrt die Reibung zwischen Schiene und Räder erhöhen soll. Denn von nun an geht es nur noch über Spitzkehren steil aufwärts. Kein schöner Gedanke, in Anbetracht, was wir erlebt haben. Hoffentlich reicht der Sand.

 

 

Die Fahrt geht „bewegt“ weiter und bereits am etwa einen Kilometer langen und über 100 Meter hohen Gogteik-Viadukt schmerzen Hinterteil und Kreuz.

 

 

Zwar mit mehrstündiger Verspätung, aber wir kommen tatsächlich in Hsipaw an. Hier wandern wir in idyllischer Bergwelt und erhaschen einen Blick ins Mittelalter.

 

Wieder zurück in Mandalay fliegen wir nach Bangkok, wo unser HZJ steht, auf den wir uns sehr freuen.

 

 

Da wir in Myanmar nicht mit unserem Auto unterwegs waren, war diese Tour eine ganz spezielle Reiseerfahrung. Dabei haben wir am meisten das spontane Anhalten, Schauen und Erleben vermisst. Denn keines der öffentlichen Reisemittel stoppt, wenn wir es möchten und wartet dann auf uns, bis wir wieder einsteigen.

Mit Moped und Fahrrad haben wir uns ein wenig der gewohnten Freiheit gemietet. Vor allem mit dem Moped hatten wir eine gute Bewegungsfreiheit. Deshalb möchten wir Vietnam, das wir mit dem Auto ebenfalls nicht bereisen können, ab Mitte Januar mit einem Moped von Nord nach Süd durchqueren.

 

Kurzinfo Myanmar, Stand November 2014

1 Euro

1 l Diesel

1 Banane

1 Flasche Wasser

1 Glas Bier

1 Suppe

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1.250,00 Kyatt

975,00 Kyatt

100,00 Kyatt

300,00 Kyatt

600,00 Kyatt

600,00 Kyatt

Ein- und Ausreise:

Einreise Flughafen Yangon, Visum für 28 Tage in Bangkok geholt (20  p.P),

Ausreise über Flughafen Mandalay.

 

Entgegen vielen Berichten und Reiseführern, wo Myanmar als eher teures Reiseland beschrieben wird, können wir das nicht ganz so bestätigen. Die Kosten hängen natürlich stark vom persönlichen Reisestil ab.

Es stimmt, dass die Zimmer allesamt für das, was sie bieten, überteuert sind. Unsere Zimmer lagen zwischen 20 Dollar und 48 Dollar. Vor allem die billige Kategorie war oft schmuddelig und schmutzig.

Wer mit dem leckeren Essen an den Ständen zufrieden ist, kann viel Geld sparen und isst immer besser als im Hotel.

Alles in allem haben wir mit Flug von und bis Bangkok für uns beide 1.570 Euro gebraucht.

 

Unser nächstes Ziel steht auf alle Fälle fest. Wir fahren nach Phuket, wo wir mit Melanie und ihrer Familie Weihnachten feiern werden.

 

Danke an alle Freunde, Bekannte und Interessierte, die unseren bisher längsten Reisebericht durchgehalten haben. Aber in den letzten drei Monaten ist einfach zu viel passiert.

 

Wir wünschen euch allen fröhliche Weihnachten und ein gesundes und interessantes Jahr 2015.

 

Dann bis in zwei oder drei Monaten

 

Herta und Werner