Südostasien mit Herz und Seele - Bericht 4


         

Ein König, ein Moped und 5.000 Kilometer

 

Route: Thailand (Bangkok - Phuket - Bangkok) - Vietnam (Hanoi – Son La – Dien Bien Phu – Sa Pa –Meo Vac – Halong – Hanoi – Phong Nha – Khe San – Hue – Hoi An – Kon Tum – Lak See – Da Lat – Mui Ne – Saigon – Mekongdelta - Saigon

vom 27.11.2014 bis 28.02.2015

 

 

 

 

Thailand – Ein König wird geliebt wie ein Gott

 

Ach wie sind wir froh, nach der Myanmarreise endlich wieder mit unserem HZJ unterwegs sein zu können. Doch ehe wir weiterfahren, wollen wir uns die größte Geburtstagsfeier auf diesem Planeten nicht entgehen lassen. Seine Majestät, König Bhumibol feiert am 5. Dezember seinen 87. Geburtstag und knapp 70 Mio. Thailänder feiern mit. Ob Geburtstag oder nicht, Bilder vom König sind eh im ganzen Lande, in beinahe jedem Haus, an allen Kreuzungen, an Straßen und in bzw. vor jedem Geschäft präsent. Seine Majestät ist allgegenwärtig.

 

 

An Bhumibols Geburtstag gibt es in Thailand nur eine einzige Farbe: das königliche „Gelb“. Die Straßen sind mit gelben Flaggen und Girlanden geschmückt, und 99 Prozent der Bürger tragen ein gelbes Kleidungsstück. Viele laufen mit einer brennenden Kerze durch die Straßen, natürlich einer gelben.

 

 

Abends werden an verschiedenen Plätzen große Ehren-Feuerwerke gezündet. Ganz Thailand feiert, nur der Jubilar selbst ist krank und liegt im Hospital.

 

 

Obwohl sich Bhumibol sein ganzes Königsleben um die Untertanen gekümmert hat und sogar in die entlegensten Ecken des Landes reiste, wo er verschiedene Projekte persönlich überwachte, bleibt es mir ein Rätsel, wie ein Mensch von einem ganzen Land derart innig und ehrfürchtig geliebt werden kann.

 

 

Nach dem großen Fest machen wir uns auf den Weg nach Phuket, wo wir auf unsere Tochter Melanie und ihre Familie warten. Mit ihnen werden wir Weihnachten feiern.

…und niemand ist glücklicher als die Oma und ihre Enkel, der Opa natürlich auch.

 

 

Da unsere Enkel Toni und Max bereits im Oman und in Sambia Weihnachten mit uns feierten, ist dies ihr drittes Weihnachtsfest unter tropischem Himmel. Also nichts Besonderes mehr für die beiden Knirpse. Das Besondere ist heuer die Bescherung, die es noch nie unter solch einem bunten und schön beleuchteten Weihnachtskaktus gab.

 

 

Wir verbringen zusammen zwei wunder, wunderschöne Wochen. Ein Besuch unserer Familie ist während des Unterwegsseins immer wieder ein Highlight für uns.

Doch wie stets findet auch alles Schöne ein Ende und wir brechen erneut Richtung Bangkok auf, von wo aus wir nach Vietnam fliegen.

 

Vietnam – eine Mopedtour von der chinesischen Grenze bis ins Mekong-Delta

 

Lecker Hund, Dien Bien Phu und bunte Völker

 

Leider können wir auch Vietnam nicht mit unserem HZJ bereisen. Erstens wäre es sehr, sehr teuer und zweitens mit unglaublich viel Bürokratie verbunden.

 

Wie wir in Myanmar erlebt haben, hindert uns das Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln am spontanen Anhalten, wenn wir etwas Interessantes sehen und erleben möchten. Zudem sind entlegene Gegenden mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer und zeitaufwändig zu erreichen. Also entscheiden wir uns für den Kauf eines Mopeds.

Ein gebrauchtes Fahrzeug wollen wir nicht – zu viel Schlechtes und Negatives haben wir darüber schon gehört. Immerhin haben wir ca. 5.000 Kilometer vor uns. Also möchten wir lieber ein neues Moped kaufen, was leider für einen Ausländer nicht möglich ist. Denn Vietnam ist kommunistisch, was bedeutet, dass Ausländer kein Moped kaufen und offiziell auch nicht fahren dürfen.

Das erste Problem lösen wir mit Hilfe von Zoom, dem Enkelsohn einer vietnamesischen Bekannten, auf dessen Namen wir das Moped kaufen. Und das zweite Problem lassen wir auf uns zukommen.

 

 

Schon nach zwei Tagen besitzen wir eine neue Honda Future 125. Für unsere zwei kleinen Rucksäcke lassen wir einen Gepäckträger schweißen. Dann kaufen wir noch Helme, Regenkleidung, eine Handpumpe sowie einen Ersatzschlauch. Doch unsere Ausrüstung wird wachsen, aber dazu später mehr.

 

Das Personal vom Guesthouse verabschiedet uns liebevoll und los geht’s auf einem etwas kleinen Moped, das für die zierlichen Asiaten gebaut wurde und nicht für einen 1,90-Meter-großen Europäer. Erst mal wollen wir in den wilden bergigen Norden Vietnams. Wir haben insgesamt 7 Wochen Zeit und nur minimales Gepäck dabei.

 

 

Nach über 40 Jahren sitze ich zum ersten Mal wieder auf einem Moped, und dann auch noch mitten in einem Massenstart vor einer roten Ampel. Ich komme mir vor wie in Le Mans. Um uns herum ist ein Höllenlärm. Wer den Gang nicht schnell genug rein bringt, wird überrollt. Bei dem Gedränge wird Lenker an Lenker um jeden Zentimeter gekämpft. Heti krallt sich an mir fest. Ihr Ausruf: „Die spinnen doch alle!“, geht im Motorenlärm unter.

 

 

Unser erstes Abendessen besteht aus verschiedenen Sorten Grillfleisch. Es sieht lecker aus und schmeckt auch so. Doch als Heti bezahlt, fällt ihr auf, dass der kleine „Schweinskopf“ verdächtig kleine und spitze Ohren und noch spitzere Zähne hat. Entsetzt fragt sie nach. „Chó“, antwortet die Bedienung.

Hund?!?! Von nun an ernährt sich Heti vegetarisch.

 

 

Und wie’s der Teufel will, bietet uns eine Dame am nächsten Tag das Beste vom Besten an „frisch gebratener, noch warmer Hund“!

 

 

Auf unserer weiteren Fahrt Richtung Dien Bien Phu genießen wir die Freiheit mit dem Moped und die Unabhängigkeit von den öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Neugierde führt uns immer wieder auf schmale Pisten, über wackelige Bambusbrücken, die mit unserem HZJ unpassierbar wären.

 

 

Die Stelzenhäuser mit vorgebauter Terrasse werden einfacher. Die Menschen sind freundlich, und ein Bleichgesicht ist etwas Besonderes, das sie schnell herein winken.

 

 

Überall am Boden, in den Wänden und unterm Dach sind Ritze und Spalten, die für erfrischenden Durchzug sorgen. Das Haus besteht aus nur einem Raum mit Feuerstelle, Schlafmatte und Vorratsecke.

 

 

Immer wieder bieten die Menschen in ihren langen Stelzenhäusern einfache Übernachtungsmöglichkeiten an, sogenannte Homestays.

 

 

Verhungern müssen wir nicht. Es kommt häufig vor, dass wir bei einer Rast von feiernden Menschen zu einem für uns meist fremden Essen eingeladen werden. Hier probiert Heti eine uns unbekannte Knollenfrucht, die in Richtung Ingwer schmeckt.

 

 

Dien Bien Phu war bis zum 7. März 1954 nur ein einfaches Bergdorf. Doch der Name wurde Synonym für eine der großen und wichtigen Schlachten des vergangenen Jahrhunderts. Hier fand die französische Kolonialherrschaft ihr Ende.

Nach 57 Tagen erbittertem Kampf waren 20.000 vietnamesische und 6.000 französische Soldaten tot. Trotz modernster Waffen waren die Franzosen den Vietnamesen ausgeliefert. Hier erfanden die Vietnamesen den Guerillakrieg. Sie wühlten sich unterirdisch an die Stellungen der Franzosen heran und schlugen so geschützt urplötzlich aus ihren Erdlöchern zu. Sie gruben sich bis unters Hauptquartier und zündeten eine 1.000 Kilogramm Bombe. Der riesige Krater ist heute noch zu sehen.

 

 

Die unvorstellbare Sprengkraft zerstörte das letzte Selbstvertrauen der Franzosen. Danach standen sie in diesem kleinen Bunker vor dieser Karte und mussten aussichtslos umzingelt aufgeben, da die Atommächte die erbetenen Atomwaffen ablehnten.

 

Die Großmacht Frankreich war schockiert, bis auf die Knochen blamiert und wurde aus dem Land geworfen. Das war das Ende der französischen Kolonialisierung gesamt Indochinas. Jedoch nicht das Ende von Krieg, Gewalt und Tod. Sie verfolgen uns auf unserer weiteren Reise durch Vietnam wie die Perlen auf einen Perlenkette.

 

 

Wir planen über Lai Chau, Sa Pa, Lao Cai, Bac Ha, Ha Chiang, immer an der chinesischen Grenze entlang, zum nächsten Highlight, zu den Bergvölkern des Nordens zu fahren. Sie sollen noch traditionell im abgelegenen nördlichsten Zipfel Vietnams in der Gegend um die Dörfer Dong Van und Meo Vac leben.

Bisher sind wir mit kurzer Hose und T-Shirt bei angenehmen Temperaturen ausgekommen. Doch je weiter wir in die Berge hinauffahren, umso kühler, sprich kälter, wird es. Auch die Straßen werden immer schlechter.

Wir ziehen alles an Kleidung an, was wir dabei haben. Und das sind immerhin zwei lange Hosen, zwei T-Shirts, eine winddichte Fleecejacke, Handschuhe, Stirnband sowie die Regenkleidung. Trotzdem frieren wir im kalten Fahrtwind.

 

 

Also kaufen wir dicke Rollkragenpullis und für mich „Lenkerhandschuhe“ gegen den kalten Gegenwind und den vielen Nebel.

Der Wettergott meint es nicht besonders gut mit uns. Die Sichtweite beträgt nur wenige Meter. Und die Temperaturen sind nahe dem Gefrierpunkt, als wir uns auf steilen Serpentinen mit maximalen 20 km/h den 1.900 Meter hohen Gebirgspass Deo Tram Ton hochkurbeln.

Es scheint, alles hat sich gegen uns verschworen. Ich bewundere Heti, wie sie die ganzen Strapazen ohne Murren schluckt. Natürlich weiß ich, dass es in ihrem Kopf anders aussieht. Ihr geht es beschissen, und sie würde am liebsten auf und davonlaufen. Unsere Stimmung ist weit unter Null Grad. Doch wir reißen uns zusammen und versuchen, uns gegenseitig aufzurichten. Darin haben wir ja Erfahrung!

 

Sicher würde so mache Frau, die als Eiszapfen auf dem Moped sitzt und Wasser in den Einkaufstüten an den Füßen hat, den nächsten Bus nehmen und sagen: „Ruf mich an, wenn die Mopedtour vorüber ist!“

Aber manchmal ist Hetis Sturheit auch ein Vorteil, denn sie gibt fast nie auf. Im Gegenteil, sie nutzt jede Pause und hält sich durch Gymnastik etwas warm.

Von der angeblich so bezaubernden Berglandschaft Vietnams sehen wir leider nichts. Wir fühlen uns, als wären wir mit einem U-Boot unterwegs.

 

 

Im Reiseführer steht, dass dieser Pass eine Wetterscheide ist. Und er hat Recht!!! Wir haben die Sonne wieder. Mit ihr erhaschen wir doch noch einen Blick auf die herrliche Bergwelt mit den Reisterrassen. Wir treffen auf einfache, noch traditionell lebende Bewohner, die kilometerweit zum Markt laufen.

 

 

 

Sa Pa haut uns nicht vom Hocker. Es ist extrem touristisch mit unzähligen Restaurants und Hotels im Alpenstil, die uns an Garmisch Partenkirchen erinnern.

Die Wanderung durch die Dörfer der Minderheiten führt uns durch eine schöne Reisfelder-Landschaft. Dort begegnen wir vielen freundlichen Ethnien, die allesamt versuchen, ihre Souvenirs an den Mann oder die Frau zu bringen.

 

 

 

Um den tiefen Schlaglöchern der Bergpiste auszuweichen, muss ich Slalom fahren. Gar nicht so einfach mit einem Moped, das mit etwa 170 Kilogramm be- bzw. überladen ist. Dementsprechend schlägt die Federung immer wieder durch. Zudem rüttelt es auf den billigen, hinteren Plätzen mehr als vorne auf dem Fahrersitz. Der Schaumstoff, wo Heti sitzt, ist nur 3 cm stark, und so werden ihr Hinterteil und Kreuz auf den oft sechs bis acht Stunden langen Etappen aufs Übelste malträtiert. Abends kann sie kaum noch gerade stehen. So hält sie die restlichen 4.000 Kilometer nicht durch!

Durch Zufall finde ich einen Sitzschaumstoff und lasse diesen zusätzlich auf den vorhandenen Mopedsitz spannen.

 

 

 

Heti ist begeistert von dem neuen Sitzkomfort, und ich bin glücklich, dass sie nicht mehr so leiden muss. Dies ist der Preis, den wir für die Nähe zu den Menschen bezahlen. Der Kontakt zu den Menschen macht für uns das Unterwegssein interessant. Berge, Seen und Landschaften wiederholen sich und sind austauschbar, aber nicht die Herzlichkeit und Nähe zu den Menschen.

 

 

 

Auf dem Weg nach Bac Ha ziehen Trommeln und Trauergesang unsere Aufmerksamkeit an. Eine 60-jährige Frau ist gestorben. Mit viel Essen und Alkohol findet der Leichenschmaus im Hof statt. Alle Angehörigen tragen weiße, gardinenartige Tücher über dem Kopf. Der älteste Sohn nimmt die Beileidsbezeugungen gebeugt unter einer „Gardine“ entgegen. Erst danach wird der Sarg unter lauten Trommelschlägen zum Friedhof gefahren.

 

 

 

Und wie das Schicksal so spielt, liegen Freud und Leid im Leben oft ganz nah beieinander. Bereits im nächsten Dorf lädt uns ein Brautvater zum Hochzeitsmahl in sein Haus. Wir müssen essen und Reisschnaps trinken und von beidem ja nicht zu wenig. Alles andere wäre eine Beleidigung. Leider ist das Brautpaar im Moment auf der anderen Party.

 

 

Dorthin gehen wir mit dem Brautvater, wo die Eltern des Bräutigams in einem großen Zelt feiern. Aber später feiern alle gemeinsam.

 

 

Dieser Mann ist kein Einhorn und auch kein halber Teufel. Wie uns gesagt wird, hilft das Horn gegen Kopfschmerzen. Vielleicht war er ja auch auf der Hochzeit und hat zu tief ins Reisschnapsglas geschaut.

Wie beim Schröpfen wird mit dem Kuhhorn und Hitze über der Stirn ein Unterdruck erzeugt, der die Schmerzen aus dem Kopf ziehen soll.

 

 

Die nächsten 100 Kilometer hinter Bac Ha werden fahrmäßig zur größten Nagelprobe unserer Vietnamreise. Die Piste entpuppt sich als kleines staubiges Gebirge mit spitzen Felsen, die sich im Straßenstaub verstecken und nur darauf warten, unsere Reifen zu durchlöchern. Der Weg führt in steilen Kehren durch Reisterrassen, die bis hoch in den Gipfel reichen.

 

 

Trotz doppeltem Sitzpolster ist Heti am Abend fix und fertig. Ihr ist speischlecht und der ganze Körper schmerzt. Also kaufe ich auf dem nächsten Markt ein elegantes Sitzkissen mit Samtbezug. Hoffentlich hilft’s! Jetzt sitzt sie wie die Prinzessin auf der Erbse hinter mir.

 

 

In Ha Giang bekommen wir ein Reisepermit, mit dem wir Richtung Meo Vac an die Nordspitze Vietnams fahren. Diese Region, mit nicht weniger als 23 ethnischen Gruppen, darf nur mit einer Genehmigung bereist werden.

 

Ab sofort fährt meine Frau keinen Meter mehr ohne ihren „Samtuntersetzer“. Obwohl auch dieser nicht für vollkommene Schmerzfreiheit sorgt, kann Heti die wilde Berglandschaft wieder genießen.

 

Kurz vor Meo Vac begegnen uns Frauen in prachtvollen Trachten. Sie sind auf dem Weg zum Sonntagsmarkt ins Dorf. Viele haben einen langen Fußmarsch vor sich und wollen natürlich rechtzeitig ankommen.

 

 

Die Fahrt hierher war wie eine Zeitreise. Das Leben in den Bergen scheint sich seit Jahrhunderten nicht geändert zu haben. Auf dem Sonntagsmarkt treffen sich die farbenfroh und originell gekleideten Volksgruppen, um Handel zu treiben.

 

 

 

Naturmedizin, exotische Felle, Schweine und leckere Hunde, aber auch erlesener Schmuck findet Kunden.

 

 

 

 

 

Wir fahren noch zum nördlichsten Punkt Vietnams und steigen auf den Flaggenmast Cot Co Lung. Auf der Bergspitze steht ein hoher Turm mit einer riesigen Flagge, die weit bis nach China hinein zu sehen ist. Ein sichtbares Stoppsignal für die Chinesen: Bis hierher und nicht weiter!

Vom Turm aus blicken wir über Reisfelder und Berge bis weit nach China hinein.

 

 

 

Schlechtes Wetter, Halong Bucht und Hanoi

 

Nach dieser atemberaubenden Bergwelt mit ihren bunten Stämmen zieht es uns weiter der chinesischen Grenze entlang über Chao Bang und Lang Son ans Südchinesische Meer zur Inselwelt Halong.

Am Wegesrand werden wir zu einer Grillparty in ein trockenes Reisfeld eingeladen. Dank Reisschnaps sind die Jungs bester Laune. Das gegrillte Schwein und deren knusprige Haut schmecken lecker.

 

 

 

Danach geraten wir in eine Schlechtwetterfront mit Kälte und Regen. Heti schreit mir von hinten „unter“ den Helm: „Stell dir nur vor, wie schön kuschelig es jetzt in unserem HZJ wäre…“

Ich weiß nicht, woran es liegt, aber nach über 35 Ehejahren erwischen wir uns immer wieder, dass wir im selben Augenblick das gleiche denken. Hoffentlich können wir in Zukunft nicht auch noch die Gedanken des anderen lesen!  

 

Bei diesem Sauwetter reichen Plastiktüten über den Schuhen als Nässeschutz nicht mehr. Also bereichern wir unsere Ausrüstung um Gummistiefel, warme Strümpfe, noch eine lange Unterhose, und für Heti einen weiteren Rollkragenpullover sowie einen Gesichtsschutz. Wir können uns zwar kaum noch bewegen, doch dafür frieren wir nicht mehr.

 

 

 

Sorge macht mir nur mein GPS, das uns Superdienste leistet und uns überall punktgenau hinführt. Es ist nicht wasserdicht, und wir müssen verdammt aufpassen, dass an der Batterie-Versorgungsleitung kein Wasser entlangkriecht und einen Kurzschluss macht.

 

 

Die Halong Bucht wird im Reiseführer als eine bizarre Welt aus Inseln und Lagunen beschrieben und soll zu den schönsten Ecken Vietnams gehören. Wir freuen uns beide auf den Moped-freien Tag, denn wir werden die Bucht per Boot erkunden. Trotz der schönen Kabine auf dem Schiff zeigt uns die Halong Bucht ihre negative Seite: neblig, kalt und farblos. Schade!

 

 

 

Das Wetter ist zwar ärgerlich, aber wir genießen es dennoch, mit einem Kajak in der Bucht zwischen den Austernfischern zu paddeln. Die Austern hängen an einer Leine unter dem Bambusgerüst.

 

 

 

So langsam haben wir genug vom schlechten Wetter und den grandiosen Landschaften, die wir im Nebel nicht sehen. Dann doch lieber wieder zurück nach Hanoi, eine Stadt, die uns von der ersten Minute an gefallen hat.

Wir logieren wieder im Old Quarter, und unser erster Weg führt zu einer Straßenkneipe auf ein paar Gläser „Bia Hoi“. Bia Hoi ist ein gutes und günstiges Frischbier.

In der „Gründungsmeile“ Hanois stoßen wir auf die bisher gefahrenen 1.500 Kilometer an mit all ihren Höhen und Tiefen, den neuen Erfahrungen und Erlebnissen.

 

 

Das „Old Quarter“ ist der Ursprung Hanois. Der wilde Pulsschlag der Altstadt pumpt täglich 4 Mio. Menschen durch die Gassen vorbei an modernen Boutiquen und jahrhundertealten Handwerksbetrieben. Und nach Sonnenuntergang wird hier jeden Abend eine Party gefeiert.

 

 

In Hanoi machen wir auf Kultur und genießen vietnamesische Trommlerinnen und das immer wiederkehrende Drama von Liebe und Leid.

 

 

 

Da die Sonne auch Hanoi vergessen hat, besuchen wir das Gefängnis „Maison Centrale“. 1896 erbaut sollte es den Widerstand gegen die Kolonialmacht Frankreich brechen.

 

 

Das auch Hoa Lo genannte Gefängnis war hauptsächlich für politische Gefangene, in dem Oppositionelle einsaßen. Sie waren der größte Feind der Franzosen.

Für 500 Gefangene erbaut, waren ständig über 2.000 Männer, Frauen und auch Kinder eingesperrt. Die Angst der Franzosen war so groß, dass sie die Feinde schlimmer als Tiere hielten. Die Menschen waren Tag und Nacht mit Fußfesseln auf den nackten Betonboden gekettet.

 

 

Es gab keine Toilette und kein vernünftiges Essen. So wollten sie den Widerstand brechen. Doch wie nicht anders zu erwarten, erreichten sie durch die unmenschliche Behanldung genau das Gegenteil. Im Gefängnis gründete sich eine Zelle der kommunistischen Partei, und viele der überlebenden Oppositionellen übernahmen später hohe kommunistische Ämter.

 

 

Während des amerikanischen Vietnamkrieges bekam dieses Gefängnis von den GIs den Spitznamen „Hanoi Hilton“. Denn ab 1964 wurden abgeschossene amerikanische Bomberpiloten wie in einem Grand Hotel bei guter medizinischer Versorgung und gutem Essen verwöhnt. Sie hatten eine Bibliothek und durften Volleyball spielen. Sogar Fresspakete aus der Heimat erhielten sie. Einer von ihnen war McCain, ein späterer Präsidentschaftskandidat. Auf dem Bild wird er gerade medizinisch versorgt.

Lieber Leser, diese gute Behandlung der Gefangenen ist unglaublich, wenn wir später noch sehen werden, was die Amerikaner diesem Land angetan haben.

 

 

Besuch bei Onkel Ho, Höhlenfahrt und ein sinnloser Krieg

 

Wir wollen endlich wieder Sonne auf der Haut spüren und brechen deshalb Richtung Süden auf, wo sie angeblich scheinen soll. Es gibt zwei Hauptverbindungen Richtung Süden: Die Autobahn 1A, auch Todeshighway genannt, weil es auf ihr sehr eng zugeht und viele Mopedfahrer unter die Räder der LKWs kommen, was meist tödlich endet. Und dann den legendären Ho Chi Minh Pfad, auf dem die kommunistischen Nordvietnamesen unter dem Schutz des Blätterdachs ihre Truppen im Kampf gegen die Amerikaner versorgten.

 

Heute ist es kein Pfad mehr, sondern eine meist gut ausgebaute Teerstraße.

Unser erstes Ziel ist der Geburtsort Ho Chi Minhs, der Namensgeber dieses Pfades.

 

 

In diesem Bambushaus in Hoang Tru, etwa 300 Kilometer südlich von Hanoi, wurde „Onkel Ho“ 1890 geboren. Schon zu Lebzeiten war er eine Legende und für die meisten Vietnamesen wie ein Familienmitglied. Aber eben nur für die meisten!

Im Norden wird er hoch verehrt, im Süden dagegen weniger. Wie immer geht es um Geld und Besitz. Im kommunistischen Norden drehten sich die Räder schon immer langsamer als im demokratischen Süden. Und das ist bis heute so. Im Süden wird das Geld verdient und wandert in den Norden. Ein großer Vorteil, den der Norden Onkel Ho zu verdanken hat.

Die Südvietnamesen wurden nach dem Rückzug der Amerikaner kommunistisch. Das bedeutete Enteignung, und viele wurden als Antikommunist verfolgt. Ein großer Nachteil, den der Süden ebenfalls Onkel Ho verdankt.

 

 

Schon in frühen Jahren war Ho ein Gegner der französischen Kolonialmacht. Als junger Mann fuhr er als Koch auf einem Schiff nach Frankreich. Er wollte mehr über seine Unterdrücker wissen. Danach zog es ihn nach New York und London – immer den Gedanken eines freien Vietnams im Kopf. In Moskau studierte er politische Strategie. Danach gründete er die kommunistische Partei, baute als Rebellenführer die Viet Minh auf. Eine schlagkräftige Rebellengruppe. Sie verjagten nach der Schlacht bei Dien Bien Phu die Franzosen aus ganz Indochina. 

 

Vietnam wurde am 17. Breitengrad geteilt, und zwei Jahre danach sollte ein Präsident für Gesamtvietnam gewählt werden.

Ho Chi Minh wurde Präsident Nordvietnams. Bescheiden wie er war, zog er nicht in den Präsidentenpalast ein, sondern regierte im Nebengebäude in ganz einfachen Verhältnissen. Ein kleines Konferenzzimmer, ein einfacher Schreibtisch und ein hartes Bett reichten dem Revolutionsführer.

 

 

 

 

Das Versprechen, nach zwei Jahren einen Präsidenten für Gesamtvietnam wählen zu lassen, wurde von der internationalen Staatengemeinschaft nicht eingehalten. Zu stark war der Druck Amerikas, das das Regime Südvietnams als Bollwerk gegen den kommunistischen Norden benützte.

 

Ho kämpfte bis zu seinem Tod 1969 für ein vereintes Vietnam. Die Erfüllung seines Traumes durfte er nicht mehr erleben.

 

Ho Chi Minh wollte nach seinem Tod verbrannt werden, und der Wind sollte seine Asche verwehn. Sein letzter Wunsch wurde ignoriert, und er ist bis heute in seinem Mausoleum „ausgestellt“.

 

Kommt ein Vietnamese aus Hanoi zurück, fragt ihn die Verwandtschaft: „Hast du auch Onkel Ho besucht!“

 

 

Wir folgen dem Ho Chi Minh Pfad Richtung Süden und durchfahren Reisfeldebenen bis sich die Straße die Berge hinaufwindet. In den Karstbergen erreichen wir Phong Nah, mit 65 Kilometern Länge die größte Tropfsteinhöhle Südostasiens und genießen einen schönen Sonnenuntergang.

 

 

 

Mit einem Boot brechen wir zur Höhle auf. Eigentlich ist sie ein unterirdischer Fluss, auf dem die Touristen erst einmal das Drachenmaul durchfahren müssen, bevor sie einen kleinen Teil des riesigen unterirdischen Flusssystems besichtigen können.

 

 

Wenn wir genau sind, befinden wir uns auf dem Boden eines großen urzeitlichen Ozeans, dessen Ablagerungen sich zu Kalkstein verdichtet haben. Durch tektonische Verwerfungen entstanden im Kalkstein Risse. Wenn Kalkstein mit Wasser und Luft in Berührung kommt, löst er sich auf. So sind über die Jahrmillionen immer mehr Hallen und Hohlräume entstanden, die sich zu einem unterirdischen Flusssystem ausweiteten. Die Hallen sind mit prächtigen Stalaktiten und Stalakmiten geschmückt.

 

 

Die Karstberge, die die Höhle umgeben, sind ein Rückzugsgebiet längst ausgestorben geglaubter bzw. unbekannter Tiere, zu denen eine neu entdeckte, gehörnte Giftschlange gehört. Und wie überall in Vietnam ist der Krieg nicht weit. Die ganze Gegend und vor allem der Höhleneingang ist von Bombenkratern übersät, da die Vietkong in der Höhle ein Lazarett, ein Munitionslager und einen Unterschlupf hatten.

Den Vietnamesen blieben während des Bombenhagels der Amerikaner als einziger Schutz die Höhlen oder die Tunnelsysteme, die sie wie Maulwürfe gruben. Am besten zu sehen bei den Tunneln von Vinh Moc am 17. Breitengrad, wo der schrecklichste Krieg der jüngeren Geschichte tobte.

 

 

Wir sind nur kurz in der stickigen „Tunnelstadt“, die in nur einem Jahr gegraben wurden und können uns nicht vorstellen, wie in dieser Enge 300 Menschen sechs Jahre lang gelebt haben.

Toilettengeruch zog durch die Gänge während Kinder geboren wurden. Das ist der Geburtsort von Rebellen und Freiheitskämpfern, für die das Gewehr zum Alltag gehört.

 

 

Aber die Tunnel hatten einen entscheidenden Vorteil: Wie aus dem Nichts tauchten die Guerillakämpfer auf, töteten und verschwanden wieder blitzschnell. Das machte die GIs verrückt.

 

Schockiert und mit Wut im Bauch gegen die Amerikaner, die ohne Not, nur aus krankhafter Angst vor dem Kommunismus, ein Land mit Vernichtung, Leid und Tod überzogen, fahren wir auf dem Ho Chi Minh Pfad weiter.

 

Unser Magen knurrt, und auf der Suche nach etwas Essbarem stoßen wir auf dieses Angebot. Wir können das Tier nicht genau zuordnen, tippen aber auf Stachelschwein. Ein überzeugender Grund, dass wir uns für eine „Pho „ entscheiden. Eine Nudelsuppe mit Gemüse, die immer lecker schmeckt und wo wir wissen, was drin ist!!.

 

 

Auf dem 5.000 Kilometer langen Straßensystem des Ho Chi Minh Pfads wurden monatlich mehr als 10.000 Tonnen Kriegsgerät mit alten LKWs, Schubkarren und Rädern mühsam und oft von Frauen an die Front nach Südvietnam gekarrt.

Die Moral des gesamten vietnamesischen Volkes war so stark, dass trotz ständiger Bombenangriffe die Schlagader Nordvietnam nie wirklich unterbrochen wurde.

 

Heute ist der Pfad eine gut ausgebaute Straße, auf der die Mopeds Transporte aller Art machen.

 

 

 

 

Wir fahren entlang der „Demilitarisierten Zone“. Diese Bezeichnung ist ein Witz. Denn sie ist die vom Krieg am meisten zerstörte Region.

In dem zehn Kilometer breiten Streifen kommen wir an der Hien Luong Brücke vorbei, die über den Grenzfluss führte und ständig zerstört wurde, dann wieder aufgebaut, zerstört…

 

Die Provinzhauptstadt Quang Tru, ganz in der Nähe, wurde von den Amerikanern in eine Mondlandschaft verwandelt. 80.000 Tonnen Bomben warfen sie ab, was sieben Tonnen pro Einwohner waren. Dabei wurden hauptsächlich Zivilpersonen getötet. Ein Wahnsinn ohnegleichen!! Die Stadt kam nie wieder auf die Beine.

 

 

Doch der Wahnsinn hatte eine Steigerung und die heißt Khe Sanh. Bei dem kleinen Bergdorf an der laotischen Grenze hatten die Amerikaner eine strategisch wichtige Landebahn. Als 40.000 Vietnamesen angriffen, bekamen sie es mit der Angst zu tun und warfen aus ihren Bombern auf wenige Quadratkilometer 100.000 Tonnen!!!! Bomben ab. Und so wurde dieser Quadratkilometer derjenige, der weltweit mit den meisten Bomben übersät wurde.

Die Schlacht endete mit dem Rückzug der Amerikaner. Die Landebahn ist noch heute sichtbar. Neben Kriegsmaterial haben die Amis bei ihrer eiligen Flucht auch B52-Bomber vergessen.

Hier zeigten die Amerikaner ihr wahres Gesicht oder besser gesagt, eine schreckliche Fratze, die nichts mit Gerechtigkeit und Freiheit zu tun hat - Werte, die sie für sich in Anspruch nehmen.

Bis heute haben sie keinen einzigen Cent Wiedergutmachung bezahlt, während die Vietnamesen die abgeschossenen Bomberpiloten im „Hilton Hanoi“ wie Hotelgäste bewirteten und versorgten. Die Vietnamesen zeigten Größe und Charakter, nicht die Amis.

Die Schreckensliste ließe sich noch lange weiterführen, aber jetzt ist Schluss damit.

 

 

 

 

Sonne, Kultur und ein Fernseher für einen Toten

 

Hue zählt zu den regenreichsten Orten Vietnams. Doch die historische Hauptstadt Vietnams begrüßt uns mit Sonnenschein, und uns wird schlagartig heiß. Runter mit Gummistiefeln, langer Unterhose und Rolli. Wir genießen luftige Kleidung.

 

 

Schon das Eingangstor der Zitadelle, die die Nguyen-Herrscher anlegten, ist wunderschön. Die Residenz hatte einen Umfang von zehn Kilometern und wurde von einem 23 Meter breiten Wassergraben geschützt. Leider ist die „Verbotene Stadt“ im Zentrum zerstört. In ihr führte der Kaiser mit seiner Kaiserin und 100 Konkubinen von der Außenwelt abgeschirmt ein feudales Leben. Übrig blieben nur einige Gebäude, unter ihnen der Ahnenpalast.

 

 

 

Richtung Hoi An treffen wir auf eine weinende Braut. Doch die Tränen nützen ihr wenig. Die Hochzeitsgesellschaft drängt sie zu einem Foto, auf dem alle lachen, außer der Braut und dem Bräutigam. Wir wünschen ihnen viel Glück, was sie offensichtlich brauchen können.

 

 

Auch der Wolkenpass, die Wetterscheide zwischen Süd- und Nordvietnam, wird seinem Namen nicht gerecht, denn er gönnt uns einen Superblick aufs Chinesische Meer.

 

 

Am Nachmittag kommen wir in Hoi An an und sind über die Ruhe, die der Ort ausstrahlt, überrascht. Zudem sind wir die einzigen Mopedfahrer auf der Straße – sehr außergewöhnlich!

Doch schnell werden wir gestoppt und uns wird erklärt, dass jeden zweiten Tag die Altstadt Fahrzeug-frei ist, und das ist heute!

 

In Hoi An herrscht eine ganz besondere Atmosphäre: enge Gassen ohne Neonwerbung und alte, stilvoll renovierte Wohnhäuser, Geschäfte und Lokale.

 

 

Seinen besonderen Charme zeigt das Städtchen abends, wenn Lampions am Fluss für ein mediterranes Ambiente sorgen.

 

 

Die einst reiche Stadt hat die letzten 200 Jahre beinahe unverändert überstanden und war im 16. Jahrhundert sogar in Europa bekannt. Hier handelten Chinesen und Japaner auf neutralem Boden. Denn der direkte Handel war damals zwischen China und Japan nicht möglich. Die Ausländer waren reich und bauten prächtige Langhäuser.

 

 

Nachdem wir My Son mit seinen hinduistischen Tempelruinen, ein Vermächtnis der Cham Kultur, besucht haben, hoppeln wir, zum Leid von Hetis Hintern, auf Abwegen vorbei an kleinen Dörfern, Richtung Kon Tum, wo die Piste am Flussufer endet.

 

 

Kon Tum ist ein verschlafener Ort ohne Sehenswürdigkeiten und wird im Reiseführer kaum erwähnt. Das Besondere sind seine weit über 500 Dörfer rund herum, in die teilweise noch nie ein Weißer seinen Fuß gesetzt hat. Man erreicht sie auch nur zu Fuß oder mit dem Moped.

 

Mit einem Guide fahren wir per Moped in ein Bahnar-Dorf. Immer in der Mitte eines Dorfes steht ein Rong-Haus. Charakteristisch für die Versammlungshalle ist das hohe Dach in Form einer Axt. Je höher das Dach, desto reicher das Dorf.

 

 

Die Jari sind Animisten, die die Natur verehren. Sie beerdigen ihre Toten und versorgen sie jeden Tag mit Essen und Wasser.

 

 

Manche bekommen zusätzlich einen Fernseher, dass es ihnen nicht zu langweilig wird.

 

 

Die Toten werden so lange versorgt, bis die Familie Geld gespart hat. Das kann zwei bis zehn Jahre dauern. Aber dann wird auf dem Friedhof ein großes Fest gefeiert, wo Rinder und Schweine geschlachtet werden. Die Rindsköpfe und Schweineschwänze werden über dem Grab an einen Mast gebunden, so kann jeder den Reichtum sehen.

 

 

Erst nach dem Fest kann die Seele endlich den Körper verlassen und ist frei. Rund ums Grab werden Holzfiguren aufgestellt. Und ab jetzt kümmert sich keiner mehr um die Stätte.

 

 

Über Da Lat zieht es uns zum Lak See, wo wir das Tet-Fest, das chinesische Neujahrsfest mitfeiern.

 

 

Der Lak See ist sehr seicht und hat je nach Wasserstand sehr, sehr breite Ufer, die sich ideal zum Reisanbau und Wandern, sofern man das Gleichgewicht halten kann, eignen.

 

 

Mui Ne war einst ein kleines Fischerdorf am Meer. Sein wunderschöner Strand hat es zu einem touristischen Badeort gemacht. Wir erholen uns von den vielen Strapazen und lassen das Erlebte wirken. Das fällt uns sehr leicht, denn hier wurden aus dem trockenen Hinterland hohe Dünen, mal mit weißem und mal mit rotem Sand, angeweht, so dass wir uns wie am Mandara See in der geliebten Sahara fühlen.

 

 

 

 

In Saigon, fast am Ziel, buchen wir eine Tour ins Mekongdelta. Dorthin zu kommen, ist mit dem Moped schwierig, denn das Boot ist das Hauptverkehrsmittel.

 

Nach 4.500 Kilometern bildet der Mekong das größte Delta der Welt und müsste eigentlich ein Schlaraffenland sein. Drei Reisernten pro Jahr, Gemüse ganzjährig, Fisch und Seafood im Überfluss, doch ohne Industrie und produzierendes Gewerbe ist die Region eher arm. Die Menschen führen ein einfaches Leben.

 

Wir begeben uns ins Herz des Deltas, in die Bezirkshauptstadt Can Tho. Als erstes besuchen wir den schwimmenden Markt von Cai Rang. Hier kaufen größere Schiffe von den kleinen Produzenten und schippern die Ware nach Saigon, von wo aus das Land versorgt wird.

 

 

Ich liebe diese Toilette! Anstatt den Whisky kühlen die Eiswürfel den Urin und den Geruch im Pissoir tilgen sie auch noch. …und Humor scheinen die Leute auch noch zu  haben.

 

 

 

Die Einheimischen bevorzugen außergewöhnliches Essen. Auf dem Grill brutzeln Ratte, Schlange und Frosch. Der Frosch schmeckt lecker, die Schlange ist zäh und die Ratte bleibt auf dem Grill.

 

 

 

Saigon ist eine Stadt, die uns weniger gefällt. Der Mopedhändler Minh, der unsere Honda kauft, prüft vor seinem kleinen Geschäft die Papiere, während Heti die Dollar prüft.

In Hanoi haben wir für die neue Honda Future, inklusive aller Ausrüstungsgegenstände, 1.300 US Dollar bezahlt. Nach sieben Wochen und 5.000 gefahrenen Kilometern verkaufen wir unser Moped in Saigon für 900 Dollar.

 

 
Der Abschied von unserem zuverlässigen Moped fällt mir schwer. So viel habe ich mit ihm erlebt. Heti fällt er aus bekannten Gründen wesentlich leichter.
 

 

Kurzinfo Vietnam:
 
 
1 Euro

=

24.040 bis 25.145 Dong
1 Mogas = 15.540 bis 17.450 Dong
1 Flasche Bier = 12.000 bis 20.000 Dong
1 Glas Bia Hoi = 5.000 bis 8.000 Dong
1,5 l Wasser = 10.000 Dong
1 Nudelsuppe = 15.000 bis 25.000 Dong
Gebratene Nudeln = 30.000 bis 50.000 Dong
1 Stangenweißbrot = 5.000 Dong
Guesthäuser = 8 bis 15 US Dollar

 

Ein- und Ausreise:

Flug Bangkok - Hanoi, dort Visa on arrival für 45 Dollar pro Person, bekommt man aber nur, wenn man vorher ein e-Visa (35 Euro für 2 Personen) beantragt hat. Touristen werden von Polizisten nicht aufgehalten und überprüft, da diese kein Englisch sprechen. Sie schauen einfach weg, wenn sie einen Mopedfahrer als Tourist erkennen.

Normale, einfache Ausreise über den Flughafen von Saigon.

 

Auf dem Weg zu unserem Guesthouse hören wir Bremsen quietschen, dann ein furchtbares Geräusch – ein Moped und ein Auto sind auf der Kreuzung ineinander gekracht. Für die beiden auf dem Moped kommt jede Hilfe zu spät. Der Mann neben uns sinniert: „Ja, auf dem Moped kommt der Tod schnell.“

 

Da wir auf unserer Fahrt durch Vietnam mehrere tödliche Mopedunfälle gesehen haben, wird uns wieder ins Gedächtnis gerufen, wie froh wir sein müssen, dass alles gut ging und wir nie in eine brenzlige Situation kamen.

 

 

Tạm biệt 

 

Herta und Werner