Südostasien mit Herz und Seele - Bericht 5


         

Von der Südspitze Südostasiens zum goldenen Dreieck

 

Route:

Kambodscha (Phom Penh – Sihanoukville – Tonle Bati - Battambang – Angkor Wat – Phnom Penh – Kampong Cham – Kampie – Dong Krolor)

Laos (Si Phan Don – Muang Khong – Tad Lo – Bolaven Plateau – Pakxon – Savannakhet - Lak Xao – Vientiane - Vang Vie – Luang Prabang – Phongsavan – Vieng Xai – Sao Hintang – Ouduomxai – Luang Namtha – Houay Xai – Pak Beng – Friendshipbridge)

vom 04.03. bis 08.05.2015

 

Südostasien mit Herz und Seele – Bericht 5

 

 

KAMBODSCHA

Khmer-Kultur, schwimmende Dörfer und Völkermord

 

Zurück aus Vietnam überprüfe ich auf unserem Dreh- und Angelpunkt, dem chinesischen Friedhof in Bangkok, unser Auto und entdecke im Motorraum etliche Knochenreste. Anscheinend hat ein gieriger Vielfraß diesen Platz als Esszimmer benutzt.

 

Nur ein paar Tage später schnappen wir uns den HZJ und brechen Richtung Kambodscha auf, wo uns unser Sohn Ingo und Claudi samt unserem Enkel Oskar besuchen werden.

 

Im Südwesten Kambodschas in der Nähe des Grenzortes Koh Kong finden wir ein tolles, ruhiges Plätzchen zum Übernachten direkt am Golf von Thailand.

 

 

Die Straße nach Phnom Penh führt uns 200 Kilometer durch den Urwald des „Phnum Samkoh Naturschutzgebietes“. Kein Weg zweigt ab, kein Mensch ist zu sehen – nur Urwald bis zum Horizont, der von breiten Flüssen durchschnitten wird. Hier war einst ein Rückzugsgebiet der Roten Khmer, und heute ist es ein Rückzugsgebiet für die letzten wilden Elefanten.

 

 

 

Und dann ist es soweit: Nach sieben Monaten sehen wir unseren Enkelsohn Oskar wieder.

 

 

Lange waren wir nur zu zweit unterwegs, und jetzt ist die Familie wieder vereint, zumindest die Hälfte davon. Wir sind so froh, dass sie da sind.

 

 

Die letzten Tage ist es immer heißer geworden. Das Thermometer stieg auf über 40 Grad. Wir machten uns Sorgen, wie Oskar auf die Zeitumstellung von sechs Stunden, das Klima und die fremde Umgebung reagieren wird.

 

 

Doch der kleine Knirps tut, als wäre er schon immer hier gewesen. Mit Ausnahme, wenn er Hunger hat, ist er immer bestens gelaunt. Er macht Heti und mir große Freude.

 

 

Wir verbringen drei Tage mit Faulenzen und Baden, damit Oskar sich gut akklimatisiert.

Ingo und Claudi wollen Land und Leute kennenlernen. So fahren wir am Meer entlang Richtung Kampot, biegen in einen kleinen Feldweg zum Meer ab, mieten ein Fischerboot und tuckern damit die Mangrovenküste entlang.

 

 

In Kep schauen wir uns im Schein der Taschenlampe die „Kampona Track Höhle“ an. Eigentlich sind es ja mehrere ineinander übergehende, dunkle Höhlen mit Buddha-Figuren. Die Führerin lässt unseren Oskar nicht mehr los.

 

 

Auf dem Weg zum Tonlesap-See besichtigen wir einige kleinere Tempelheiligtümer und lassen Phnom Penh erst mal links liegen. Es muss noch warten.

Unsere Tour um den See stoppt in Kampong Chhnang, das direkt am Ausgang des Tonlesap, am gleichnamigen Fluss liegt. Etwa die Hälfte der Häuser ist auf Flöße gebaut. Die einzige Möglichkeit, sich dem unterschiedlichen Wasserstand anzupassen.

 

 

Hier sind die Kinder nicht mit dem Fahrrad, sondern mit dem Boot unterwegs.

 

 

 

Das Naturphänomen Tonlesap-See

 

Neugierig wie wir sind, wollen wir ein richtiges, schwimmendes Dorf auf dem Tonlesap sehen. Und dafür biegen wir etwa 100 Kilometer nördlich von Kampung Chhnang auf eine staubige Piste ab, die von einem stinkenden Flüsschen begleitet wird.

 

 

Durch eine trostlose Mondlandschaft fahren wir an einfachen Holzhütten vorbei und erreichen nach ungefähr zehn Kilometern das Ufer des Tonlesap. Menschen verladen in Säcken riesige Mengen von kleinen Muscheln auf LKWs.

 

 

Das, was wir hier sehen, ist nur eine Momentaufnahme in der Trockenzeit. Die Seefläche und somit die Uferlinie verändert sich ununterbrochen. Während der See in der Trockenzeit eine Oberfläche von ca. 2.500 Quadratkilometern bedeckt und nur zwei bis drei Meter tief ist, ist er am Höhepunkt seiner Überflutung etwa 10-mal so groß und bis zu 14 Metern tief. Das führt zu einem weltweit einmaligen Naturphänomen, der Umkehr der Fließrichtung, und das funktioniert so:

Während des Monsuns steigt der Wasserpegel des Flusses Tonlesap – gespeist vom Mekong - und drückt Wasser in den See. Die Fließrichtung kehrt sich jetzt um, und das Wasser fließt in den Tonlesap. In der Trockenzeit dagegen, wenn der Mekong wenig Wasser führt, kehrt sie sich erneut um, und Wasser fließt aus dem See.

 

Das Ufer ist grün und ziemlich morastig. Deshalb müssen wir bei der Suche nach einem abgelegenen Übernachtungsplatz aufpassen, dass wir nicht einsinken.

 

 

Wir übernachten an einer Art Brückenkopf, an dem die Waren von den schwimmenden Dörfern an Land gebracht werden. Je nach Wasserstand wandert die Anlegestelle hin und her, deswegen stehen die Häuser auch auf schwimmenden Plattformen.

 

 

Oder die Behausungen sind so einfach errichtet, dass sie schnell abgebaut sind und ein Stück weiter wieder aufgestellt werden können.

 

 

Selbst der erfrischende Kinderspielplatz ist mobil.

 

 

Am Abend plagen uns Moskitos. Doch wir machen später ein großes Lagerfeuer, das wehrt sie ab.

 

 

Am nächsten Morgen sind wir für die Kinder die Attraktion des Jahres.

 

 

 

Ein Dorf auf dem Wasser mit allem Drum und Dran

 

Wegen der Hitze brechen wir recht früh mit einem Boot zu den schwimmenden Dörfern auf.

 

Wir kommen an einem Fischer vorbei, der vor den schwimmenden Gärten sein Glück mit einem Wurfnetz versucht…

 

 

…dann begegnen wir einer Gemüsehändlerin…

 

 

 

…bis wir das Wasserdorf sehen, von deren Größe wir überrascht sind.

 

 

Tatsächlich gibt es alles, was ein Dorf braucht oder auch nicht, wie z. B. einen „Stützpunkt der kambodschanischen Volkspartei“ – natürlich in bestem Zustand!

 

 

Dagegen sind die Häuser der einfachen Menschen bescheidener und sehen ärmlich aus.

 

 

Selbstverständlich gehört eine Tankstelle mit zum Wichtigsten.

 

 

Praktisch, der Metzger kommt ans Haus oder zum Boot, je nachdem, wie man es möchte.

 

 

Oskar betrachtet sehr genau, wie die Familien hier leben. Weshalb so ein großer Junge weint, versteht er nicht. Ja, es ist heiß, aber muss man da gleich weinen?

 

 

In den Häusern geht es gemütlich zu. Zum Abhängen stehen Liegestühle bereit und Hängematten sind gespannt.

 

 

Könnt ihr euch vorstellen, wie anstrengend eine solche Besichtigungstour bei dieser Hitze ist, wenn der Schweiß in Strömen den Rücken hinabrinnt? Oskar nutzt auf alle Fälle die Heimfahrt für ein kleines Nickerchen.

 

 

 

Hitze, Schweiß und Oskar überrascht

 

Am Westufer fahren wir weiter Richtung Battambang. Unsere Mägen knurren vor Hunger. Perfekt, dass am Straßenrand ein Brutzler mit appetitlich Gegrilltem lockt.

 

 

Schlagartig ist der Appetit weg, als wir die Leckereien genauer betrachten. Auf Ratte, auch wenn sie knusprig gegrillt ist, hat momentan niemand Lust.

 

 

Die Tonlesap-Ebene wird mehr und mehr zum Glutofen. Auf den „billigen Plätzen“ hinten in der Wohnkabine klettert die Temperatur auf unmenschliche 46 Grad.

 

 

Oskar überrascht uns alle. Keiner hätte gedacht, dass er diese Hitze so gut wegsteckt. Natürlich bekommt er bei jeder Möglichkeit von Mami und Papi eine kalte Dusche, die er sichtlich genießt. Ich bewundere diesen sieben Monate alten Weltenbummler.

 

 

Von Battambang aus machen wir uns auf holprigen Wegen auf die Suche nach dem Banan-Tempel.

 

 

Als wir ihn endlich gefunden haben, steht uns ein schweißtreibender Aufstieg bevor. Genügend Wasser ist das Wichtigste. Heti hat 371 Stufen gezählt.

 

 

Doch der Schweiß hat sich gelohnt. Seit über 1.000 Jahren steht der alte Khmer-Tempel auf dieser Bergspitze. Obwohl er nie restauriert wurde, regnet es bis heute nicht ins Heiligtum.

 

 

Und bis heute beten Gläubige im Heiligtum.

 

 

 

Angkor, eine unglaubliche Geschichte

 

Doch jetzt freuen wir uns auf das Highlight einer jeden Kambodschareise, auf die Tempelanlagen von Angkor, die nicht mehr weit weg sind.

 

Während Oskar im Schatten sein Mittagessen genießt, bremst neben uns ein neugieriger, sehr außergewöhnlicher Mann. Sein Rad ist mit Buddha-Büchern sowie seinem ganzen Hab und Gut total überladen.

 

 

Sein Lebensziel ist die Verbreitung von Buddhas Lehre in Wort und Schrift. Dafür führt er wie sein Vorbild ein einfaches und demütiges Leben.

 

 

Mit immer noch über 100 Tempeln ist Angkor das größte religiöse Bauwerk dieser Erde.

Ursprünglich war um den Tempelkomplex eine riesige Stadt im Rasterformat angelegt, ähnlich wie New York. Im Gegensatz zu New York waren hier alle Paläste, Verwaltungsgebäude und Wohnhäuser aus Holz gebaut und waren nicht minder prächtig. Leider ist Holz vergänglich.

Wir beginnen unsere Besichtigungstour bei einem der kleinsten, ältesten und am feinsten gearbeiteten Tempel von ganz Angkor, dem Banteay Srei

 

 

Das Besondere an diesem Tempel ist, dass sich die Meisterleistung der Steinmetze mit ihren tiefen Hinterschnitten über 1.000 Jahre erhalten hat, als wären sie gestern herausgemeißelt worden.

 

 

Das beeindruckt sogar die einheimischen Hochzeitspaare, die sich hier gerne ablichten lassen.

 

 

Weiter geht es zum Tempel der 200 Lächeln. Ursprünglich lächelten von etwa 50 Türmen 200 Buddha-Gesichter friedlich in alle vier Himmelsrichtungen.

Bayon wirkt auf mich am emotionalsten. Es ist in Stein gehauener Optimismus.

 

 

Nicht nur Buddha lächelt hier.

 

 

Im Dschungeltempel Ta Prohm klettern wir durch alte Ruinen und über uralte Bäume. Wir fühlen uns wie Entdecker.

 

 

Ein schriller Pfiff und ein ernster Wärterblick holen uns in die Realität, sprich auf den Fußpfad zurück. Vor lauter Begeisterung haben wir uns vergessen.

Der Tempel war in früheren Zeiten ein Kloster oder eigentlich eine Art Krankenhaus, in und um den herum etwa 12.000 Menschen lebten.

 

 

Es ist bis heute der einzige Tempel, der dem Griff der Würgefeige überlassen wurde.

 

 

Als krönenden Abschluss für unsere dreitägige „Stonetour“ haben wir uns den größten Besuchermagneten Südostasiens aufgehoben, das legendäre und mythische Angkor Wat, eines der größten Sakralbauten der Welt.

 

Die Gottkönige ließen tausende von Fabelwesen, Krieger, ganze Kriegsgeschichten und göttliche Konkubinen, die Asparas, in die Tempelmauern meißeln. Die schönen Asparatänzerinnen dienten sowohl der Unterhaltung als auch der Leidenschaft.

 

 

Heute dienen sie nur noch der Unterhaltung der Touristen.

 

 

Wie viele andere Tempel auch, war Angkor Wat ursprünglich dem Hindugott Vishnu geweiht. Doch heute wird im zentralen Heiligtum Buddha verehrt wie er gerade ins Nirwana hinübergleitet.

 

 

Vom Zentralheiligtum aus fällt unser Blick auf tiefen Dschungel.

 

Im 15. Jahrhundert lebten in Angkor eine Million Menschen. Zu der Zeit gab es keinen Wald mehr, da für den Bau der über 1.000 Tempel sehr viel Platz gebraucht wurde. Für die bis zu 600.000 Menschen, die an den Tempeln arbeiteten, reichte die Nahrung nicht mehr aus. Hinzu kamen Dürreperioden und Ernteausfälle. Wissenschaftler vermuten, dass Hunger in Verbindung mit der gigantischen Größe dem Heiligtum ein Ende gesetzt hatte. So überließen die Menschen den zu groß gewordenen Tempelkomplex intakt und unversehrt dem Dschungel.

 

 

Was wir hier lernen können, ist Demut vor der Größe menschlichen Schaffens, aber auch vor seiner Vergänglichkeit.

 

 

 

Wo eine Brille das Todesurteil war

 

Während eines Stopps auf dem Weg nach Phnom Penh ist Oskar wieder einmal im Mittelpunkt des Geschehens und wundert sich, was die Frau ihm da anbietet.

 

 

Spinnen!! Kann man die essen? Wie die wohl schmecken?

 

 

Soll ich oder soll ich nicht? Und wieder mal ist die Neugier stärker als alle Bedenken!

Nachdem ich die Füße ausgerissen habe und der Schleimbeutel entfernt ist, bleibt eine kleine weiße Fleischmasse übrig, die nach überhaupt nichts schmeckt.

 

 

Die extreme Hitze hat die Batterien im Wohnraum wie einen Luftballon aufgeblasen. In Phnom Penh sollte ich problemlos Ersatz finden, dachte ich wenigstens. Doch das war ein Irrtum. Erst nach langem Suchen wurde ich fündig.

 

 

Nach der Besichtigung des prunkvollen Königpalastes besuchen wir eine ehemalige Schule namens Tuol Sleng. Sie war eines von vielen Foltergefängnissen der Roten Khmer. Die Balkone wurden mit Stacheldraht gesichert, damit sich die Gefangenen nicht durch einen Sprung in die Tiefe der Folter entziehen konnten. Denn durch einen Sprung zerschmettert zu werden, war ein wesentlich angenehmerer und schnellerer Tod als der langsame  durch die Folter.

 

 

Am Wassergalgen wurden Pseudo-Geständnisse erzwungen, indem die Gefangenen an den Füßen hängend immer wieder mit dem Kopf in die Krüge mit Wasser getaucht wurden, bis sie fast oder ganz erstickten.

 

 

Wer nicht kooperativ, sprich geständig war, dem wurden in einem ehemaligen Klassenzimmer als erstes Fingernagel um Fingernagel runtergezogen, dann unter Elektroschock gesetzt und zum Schluss mit einem Eisenhaken erschlagen. Weinen oder gar ein Schrei waren das vorzeitige Todesurteil. Kein Hinweis durfte nach draußen dringen. Niemand sollte und durfte wissen, welcher Hölle die Menschen in der Schule ausgesetzt waren.

 

 

Bruder Nr. 1, wie Pol Pot genannt wurde, war ein paranoider und kompromissloser Kommunist. Obwohl er selber Lehrer war, sah er alles Übel bei den intelligenten, faulen Stadtbewohnern. In seinen Augen lag die Zukunft bei den fleißigen, einfachen Bauern. Deshalb machte er aus Kambodscha einen Agrarstaat.

 

Innerhalb weniger Tage mussten alle Stadtbewohner in „großen Märschen“ hinaus aufs Land ziehen, wo sie Tag für Tag hart arbeiteten für eine Handvoll Reis. Viele starben an Entkräftung.

 

 

Es folgte einer der schlimmsten Völkermorde der Menschheitsgeschichte. Zwei Millionen der insgesamt 6,7 Millionen Gesamtbevölkerung wurden in 19.733 „Killing Fields" erschlagen, enthauptet, ertränkt oder dem Hungertod überlassen. Das Tragen einer Brille war bereits ein Todesurteil.

 

Eines dieser Killing Fields ist Choeung Ek in einem Außenbezirk von Phnom Penh. Pol Pot sagte: „Wenn du Unkraut ausreißt, dann musst du auch die Wurzel entfernen". Deshalb ließ er auch die Kinder töten. Dies geschah ebenso lautlos, indem ihre Köpfe an diesem Baum zerschmettert wurden.

 

 

Eines der makabersten Verbotsschilder, die ich je sah.

 

 

Hier wird mir klar, wie wichtig es ist, dass Menschen offen und vorurteilsfrei sind. Und je früher sie damit beginnen, umso besser ist es für diese Welt.

 

 

Drei Wochen sind wir zusammen mit der jungen Familie intensiv gereist. Wir haben viel gesehen, erlebt und geschwitzt. Übernachtet haben wir in trockenen Reisfeldern, Klöstern oder am Strand, meist sehr nah bei den Menschen.

 

Alles Schöne geht mal vorbei und der Abschied von unseren drei Lieben steht bevor. Oskar bekommt, während wir auf den Flieger warten, seine letzte Abkühlung, die er wie immer genießt.

 

 

Und dann ist die Minute des Abschieds da. Wir werden vor allem den kleinen Hosenscheißer vermissen, der uns mit seinem Lachen, seiner Fröhlichkeit und seinem Durchhaltevermögen viel Freude gemacht hat.

 

Tschüs ihr Drei!

 

 

Kurzinfo Kambodscha:

 

1 USDollar

=

4.000 bis 4.020 Riel
1 Ltr.Diesel = 2.600 bis 3.800 Riel
1 Brot = 300 bis 1.000 Riel
1 Bündel Bananen = 3.000 Riel

1 Kg Mango

= 3.500 bis 4.000 Riel

 

Ein- und Ausreise:

Einreise über Grenzübergang Trat / Cham Yeam. Visum an der Grenze für 30 US Dollar, gültig 30 Tage. Grenzformalitäten einfach und sehr freundlich, ebenso die Ausreise über Dong Krolor.

In Kambodscha bekommt man von den meisten ATMs nur US Dollar und keine Riel. Es werden überall Dollar genommen, sogar an den Straßenimbissbuden.

 

 

LAOS - 1.000 Inseln, 1.000 Kurven und 1 Buddha

 

 

Ein unerwartetes Archipel

 

Wer hätte das gedacht? Obwohl Laos nicht am Meer liegt, besitzt es im Mekong ein faszinierendes Inselarchipel, und das liegt gleich hinter der kambodschanischen Grenze links. Eine kleine, grüne Insel kuschelt sich an die nächste.

 

 

Das Bad zwischen den Inseln hat mehrere Funktionen: Es erfrischt und reinigt den Körper sowie die Kleidung von den Sandalen bis zum Hut.

 

 

Heti hält nach der Fähre über den Mekong Ausschau, die unseren Weg zum Vat Phou abkürzen würde.

 

 

Als sie nach langem Warten endlich auftaucht, ist die Überfahrt unverschämt teuer, und wir sind nicht bereit, diesen überzogenen Touristenpreis zu bezahlen.

 

 

Wir entscheiden uns, nach Pakxon auf das auf 1.300 m hoch gelegene Bolaven Plateau zu fahren. Dort ist es kühl und hier können wir angeblich den besten Kaffee der Welt genießen.

 

 

Frederik ist einer der 5.000 kleinen Kaffeebauern. Er zeigt uns den Weg der Bohne bis in die Tasse, wo sie ihr Aroma verbreitet.

 

 

 

Eine Woche im Kinderkloster

 

Wir dürfen in einem Kloster stehen, wo wir in aller Ruhe die von Zeit zu Zeit auch beim Reisen anfallenden Arbeiten erledigen können.

 

 

Jeden Morgen um 6 Uhr reißt uns der laute Gong aus dem Schlaf, und etwa die Hälfte der Jugendlichen und Kinder brechen zum alltäglichen Almosengang auf.

 

 

Dabei stehen drei Dinge im Vordergrund:

1.   Nahrungsbeschaffung

2.   Demut und

3.   Achtsamkeit, die sie während der Gehmeditation üben.

 

Sie bleiben vor jedem Haus, egal ob arm oder reich, ca. zwei Minuten stehen. Sollten sie nichts bekommen, was selten vorkommt, ziehen sie ohne einen negativen Gedanken weiter zur nächsten Tür. Stets bekommen sie mehr als sie brauchen. Almosen zu geben, gilt heute als gute Tat und dient dem Seelenheil.

 

 

Was die Mönche nicht selbst brauchen, verteilen sie. Und wir sind mehr als überrascht, als sie uns ebenfalls beschenken. Wir suchen uns ein zwei Süßigkeiten raus und wollen den Rest zurückgeben. Das beleidigt sie beinahe, denn es ist eine gesegnete Gabe.

 

 

Es gibt auch Zeiten, wo die Mönche nicht auf Almosengang gehen. An diesen Tagen bringen die Menschen die Nahrungsmittel ins Kloster…

 

 

…und essen das Mitgebrachte zusammen mit den Mönchen.

 

 

Danach hält die Obermönch eine Lehrstunde über die „Vier edlen Wahrheiten“ aus dem Dharma, der Lehre Buddhas.

 

 

Früh übt sich…

 

 

Zum Abschluss spenden die gläubigen Buddhisten Almosen mit der Hoffnung auf ein zufriedenes Leben.

 

 

Auch die Ahnen in den Stupas werden nicht vergessen.

 

 

Der Leichnam wird verbrannt und die Überreste werden in Stupas gelegt…

 

 

…wo sie mit mehr oder weniger lebenswichtigen Dingen versorgt werden.

 

 

Die jungen Novizen leben sehr einfach, so wie es Buddha wollte.

 

 

Lt. Buddha diente der Almosengang dazu, dass sich die Mönche nicht um die tägliche Nahrung sorgen mussten. Sie sollten ihre Zeit mit intensiver Meditation verbringen, damit sie die Erleuchtung erlangen. Diese kann nicht in einem Leben erreicht werden, dafür sind viele Leben notwendig. Und je früher die Mönche in einem Leben das Dharma studieren, umso besser.

 

 

Drei Roben, eine Almosenschale und ein Rasiermesser, mehr brauchte und besaß ein Mönch zu Buddhas Zeiten nicht. Heutzutage haben die meisten Mönche sogar ein Handy, was zeigt, dass der Buddhismus enorm anpassungsfähig ist.

 

 

Ab Pakxon meiden wir die Hauptstraße. Wir möchten über den Nam-Theun-See weiter Richtung Norden, wo die Trockenreisernte viel Arbeit macht.

 

 

Vor dem Nam-Theun-II Stausee werden die Straßen schmäler und löchriger. Also aufpassen!

 

 

Am See sind wir entsetzt: Die Brandrodung ist in vollem Gange. Überall abgestorbene und verbrannte Baumskelette, ein apokalyptisches Szenario.

 

 

 

Die dritte Neujahrsparty in sechs Monaten

 

Ein ganz anderes Szenario erwartet uns in Vientiane: dröhnende Lautsprecher und feiernde Menschen in allen Straßen der angenehmen Hauptstadt.

 

 

Wie alle anderen auch, werden wir ebenfalls gepudert. Das ist der Brauch, wenn die Laoten Neujahr feiern. Für uns ist es nach unserem Neujahrsfest, das wir in Thailand gefeiert haben und dem Tet-Fest in Vietnam, das dritte Neujahr in einem halben Jahr.

 

 

Egal ob wir oder unser Auto, alles wird in Wasser ertränkt. Das ist ein weiterer Brauch.

 

 

Dagegen werden die Buddha-Figuren im duftenden Blütenwasser gebadet.

 

 

Und Tempel mit vielen uralten Buddhas, die gebadet werden wollen, gibt es bis zum Abwinken, von prunkvollen aus Gold und Jade…

 

 

…bis einfachen aus Holz, von den Gläubigen mit Blattgold beklebt.

 

 

 

Luang Prabang, gegründet um Tempel zu bauen

 

Die kleine Karawane zieht weiter, vorbei an Stelzenhäusern, unter denen Webstühle klappern und an Kindern, die nicht lächeln, da sie schwer arbeiten müssen.

 

 

Dann erreichen wir das berühmte Luang Prabang, wo Wohlstand, Kultur und Touristen zu Hause sind.

 

 

Die alte Königsstadt strahlt einen zwiespältigen Reiz aus. Zum einen ist diese massive Präsenz an Tempelanlagen faszinierend und zum anderen wirkt sie protzig und übertrieben. Vor allem wenn wir sehen, wie ärmlich und einfach die Landbevölkerung der Umgebung lebt. Luang Prabang dagegen besteht nur aus reichen Tempelanlagen und mindestens so reichen Souvenirshops, die Geld horten

 

 

 

Die Achterbahnfahrt in den Norden

 

Ein Blick in die Karte sagt alles. Ganz Nordlaos ist ein immergrünes Faltengebirge soweit das Auge reicht.

 

 

Nicht nur die Landschaft ändert sich, auch die Essgewohnheiten.

 

 

Der geknebelte Waran wartet auf den Kochtopf.

 

 

Manche wurden soeben gefangen und sind noch warm…

 

 

…und andere kennen wir nicht.

 

 

Doch diese Delikatesse, getrocknete Wasserbüffel-Speckschwarte, sehen wir täglich, wie sie sich in den Tümpeln suhlt

 

 

Teilweise ist die Straße so schmal in die Felsen gehauen, dass die einfachen Bambushütten zu schweben scheinen.

 

 

Die Häuser der abgelegenen Bergdörfer sind mit dem Auto kaum noch zu erreichen, denn hier ist das Moped das Fahrzeug erster Wahl.

 

 

Upps! Wer zur falschen Zeit am falschen Ort ist oder zu flott in die Kurve rast, bekommt schnell was aufs Dach oder in die Stoßstange.

 

 

 

Die Schnapsgläser der Riesen

 

Die Menschheit flog auf den Mond, entdeckte Medien, mit denen jeder jeden an jedem Ort der Welt sprechen kann und kennt sich aus in der Evelution. Doch es ist bis heute ein Rätsel, weshalb eine Kultur vor über 2.000 Jahren mit immenser Anstrengung und viel Aufwand, riesige, überdimensionierte Steingefäße bei Phonsavan auf einer Hochebene aufstellte.

 

 

Wissenschaftler vermuten, dass diese Höhle mit natürlichem Abzug ein großes Krematorium war.

 

 

Aber warum wurden die Menschen verbrannt und die wenige Asche in so große Urnen gegeben, wo ein ganzer Toter darin gemütlich Platz gefunden hätte? Doch es ist interessanter, wenn wir nicht alles genau wissen. Da bleibt viel Platz für die eigene Phantasie.

 

 

 

Auf Schusters Rappen durch den Dschungel

 

Nach etlichen Tagen Achterbahnfahrt, ständig auf und ab, links die Kurve, dann rechts die Kurve, keine 200 m eine gerade Strecke, kriegt Heti Kopfweh und ihr wird ziemlich übel. Obwohl sie einiges gewöhnt ist, müssen wir pausieren. Danach tun wir was für unsere Kondition und wandern in den Dschungel.

 

Wir kommen an ganz einfachen Hütten vorbei, wo die Leute ohne Strom von ein paar Hühnern und einem Reisfeld leben.

 

 

Ein Stückchen weiter ein erneuter Stopp. Uns würde schon interessieren, weshalb diese Steine verehrt werden?

 

 

Schon lange vorher riechen wir den Rauch, ehe wir auf die dazugehörige Hütte stoßen.

 

 

Hier ist bereits der Fortschritt eingezogen. Es gibt Strom und TV. Wir werden zu einer Art Dampfnudel am Grillstock eingeladen.

 

 

 

Das Bett ist zwar hart, aber sehr gut belüftet.

 

 

Obwohl der Qualm durch die vielen Ritzen und Öffnungen einigermaßen abzieht, ist ein längerer Aufenthalt im Inneren gewöhnungsbedürftig. Draußen ist es sehr heiß, dennoch ist es in der Hütte trotz des offenen Feuers angenehm kühl.

Einzig das elterliche Schlafgemach hat ein wenig Privatsphäre und wird durch einen Vorhang vor neugierigen Blicken geschützt.

 

 

Was wohl in den Säcken ist? Ich persönlich würde ja über das Feuer einen Räucherschinken hängen.

 

 

Heti hat sich wieder erholt, so dass wir in den äußersten Nordosten zu den Höhlen von Vieng Xai aufbrechen. Auf der Strecke dorthin soll es uralte Steinstelen geben. Als wir unsere Suche danach schon abbrechen wollen, entdeckt Heti beim Betrachten des Sonnenuntergangs auf einem Hügel direkt neben der Straße die Steinpfähle. Morgen werden wir sie genauer inspizieren.

 

 

Nur langsam löst sich der Nebel am Morgen über dem Dschungel auf.

 

 

Durch den Nebel ist das Szenario bei den schweigsamen Zeugen der Vergangenheit sehr mystisch. Niemand kennt den Hintergrund, weshalb hier Steinstelen ohne Inschrift in die Erde gegraben wurden. Die Pfähle sind bis zu 2,5 Metern hoch und stehen in Gruppen von fünf bis zehn Stück.

 

 

Die Mädchen verkaufen Maniok, und wir setzen unsere Achterbahnfahrt fort.

 

 

 

Der geheime Krieg

 

Alte Bomben, die wie ein Mahnmal am Straßenrand stehen, stimmen uns auf das ein, was uns nun erwartet.

 

 

Seit Vietnam verfolgen uns Krieg, Leid, Tod und speziell die Auswirkungen des Indochina Krieges. Während wir in eine der über 200 Höhlen hinabsteigen, in denen die Kommunisten und die Bevölkerung vor dem Bombenhagel der Amerikaner Zuflucht gesucht haben, erzählt uns Aman…

 

 

…dass während des geheimen Krieges von den Amerikanern in neun Jahren 250 Millionen Bomben über Laos abgeworfen wurden. Auf jeden Einwohner kamen 2.000 Tonnen Bomben.

Über neun Jahre, von 1964 bis 1973, wurden Tag und Nacht Angriffe geflogen. Amerika kostete dieser Krieg pro Tag zwei Millionen Dollar, insgesamt fast sieben Billionen Dollar!!!!

 

Historiker sagen, dass die Kommunisten in Laos erst durch diesen Akt der menschenverachtenden Grausamkeit an die Macht kamen. Da frage ich mich schon, wie blöd sind bzw. waren die Amerikaner, die ja eigentlich „nur“ den Kommunismus verhindern wollten.

Ich habe Respekt vor der laotischen Bevölkerung, die neun Jahre wie Wühlmäuse in Erdlöchern oder Höhlen überlebte und am Ende gewann.

 

 

Über den „Medienkrieg Vietnam“ waren die Amerikaner zu Hause sehr genau informiert. Sie wussten, wie menschenverachtend ihre Armee vorging. Das sollte sich in Laos, das den Vietnamkrieg an Brutalität übertraf, nicht wiederholen, und die Einsätze wurden zur Geheimsache erklärt. Somit erfuhr die Weltöffentlichkeit kaum vom Leid der Laoten, wo jeder, der ein Gewehr halten konnte, gegen die Amis kämpfte.

 

 

Solche Probleme blieben uns zum Glück bisher erspart.

 

 

Doch die vielen kambodschanischen und laotischen Schlaglöcher und Bumber hinterließen einen Riss in der Alufelge. Aber der Schweißer beherrscht sein Geschäft.

 

 

Als Abschiedsgeschenk von Laos gönnen wir uns eine zweitägige Schifffahrt auf dem längsten Strom Asiens, dem Mekong, von Houay Xai bis Pak Beng. Die Schlagader Südostasiens begleitete uns immer wieder vom Mekongdelta bis ins Goldene Dreieck.

 

 

Wir werden noch für etwa vier Wochen vor allem den Norden Thailands bereisen, bevor wir von Port Klang in Malaysia nach Kota Kinabalu auf Borneo verschiffen.

 

Kurzinfo Laos:

 

1 Euro

=

8.678 bis 8.983 Kip
1 l Diesel = 7.060 bis 7.670 Kip
1 Flasche Bier = 9.000 Kip
1 kg Bananen = 10.000 Kip
1 kg Mango = 12.000 Kip
1 kl. Baguette = 1.000 Kip

1 Ei

= 1.000 Kip

 

Ein- und Ausreise:

Visa an der Grenze für einen Monat für 30 US Dollar plus 2 Dollar fürs Formular. Einreise über Nong Nok Kiehne. Diskussionen, weil wir kein Papier fürs Auto von Kambodscha haben. Sie möchten das Carnet als Zollpapier stempeln.

Da die Visaverlängerung pro Tag 2 Dollar plus Bearbeitungsgebühr kostet, reisen wir kurz über die Freundschaftsbrücke nach Thailand aus und gleich wieder ein.

Bei der Ausreise sind 5.000 bzw. 13.000 Kip zu bezahlen, je nach Grenze.

 

 

Danke für euer Interesse an unseren Geschichten.

 

Herta und Werner